Man muss kein Wanderprofi sein. Aber wer diese Tour bei Zell am Harmersbach wandern möchte, sollte zumindest gut zu Fuß sein. Denn der Zeller Premiumweg führt auch über Waldtrampelpfade und durch moosige und lichte Tannenwälder. Eingestuft auf mittleren Schwierigkeitsgrad, überwindet er beim Aufstieg immerhin 492 Höhenmeter.
► Natur und Genuss im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord
Am schönsten ist der Rundweg im Frühjahr und Sommer, keine Frage. Dann sind die teils einsam gelegenen Schwarzwaldhöfe von blühenden Obstbäumen und saftig grünen Wiesen umgeben, durch die sich eilige Bächlein ihren Weg suchen.
Der Startpunkt liegt in Unterharmersbach, am „Schwarzen Adler“. Der stilisierte Bollenhut auf blauem Schildchen weist dem Wanderer den Weg. In welche Richtung, bleibt jedem selbst überlassen, schließlich ist es ein Rundweg.
Nach einem kurzen Anstieg wird der Hahn-und-Henne-Weg seinem Ruf schon gerecht: Der weite Blick in das Harmersbachtal am Eckpavillon ist der pure Genuss fürs Auge. Mächtige Eichen beschützen das hölzerne Kleinod. Ein schattiges Waldstück schließt sich an, dann fällt der Blick auf die Baumblüte, die Hügellandschaft und einen idyllisch gelegenen Bauernhof. Wie unter einer natürlichen Allee führt der Weg weiter, Sommerduft liegt in der Luft, gelb das Blütenmeer des Löwenzahnes. Da lässt es sich gut durchatmen.
Wie von Künstlerhand mit dem Pinsel in die Landschaft gestupst, stehen prächtig blühende Obstbäume in den Wiesen. Dazwischen mächtige Schwarzwaldhöfe, ein alter Traktor, ein zartrosa Kirschbaum. Bilder für das Fotoalbum. Eingerahmt werden sie durch die Bergrücken im Hintergrund und Wildblumen im Vordergrund.
Ein bisschen ausharren und genießen, dann geht es wieder in den Wald. Magisch fällt das Sonnenlicht durch das Blätterdach und zeichnet Schattenspiele auf den Waldboden. Wer Stille sucht, sollte sich am besten montags oder dienstags auf den Weg machen. Dann ist aber Rucksackvesper angesagt, denn die Einkehrmöglichkeiten am Weg, wie das Gasthaus „Vogt auf Mühlstein“ und der „Bergbauernhof“, haben an diesen Tagen geschlossen.
Immer wieder tauchen magische Holzgestalten entlang des Weges auf, listig versteckt im Wald. Nicht versteckt dagegen ist der Rastplatz. Aus einem Stamm zum Sitzplatz gesägt, bieten sich die übergroßen Hahn-und-Henne-Tassen zum Niederlassen an. Eine Hommage an das berühmte Federvieh, das Obermaler Karl Schöner 1898 zur Geburt seiner Tochter entwarf und auf Tassen und Tellern verewigte.
Da werden Erinnerungen wach. Kaum ein Kind der Gegend, das nicht seine Milch aus der Hahn-und-Henne-Tasse getrunken hat und beim Essen überglücklich war, wenn es Hahn und Henne auf dem Teller entdeckte. Auch die Bemalung an der Schutzhütte am Heugrabeneck erinnert an das possierliche Hühnerpaar, das in Zell am Harmersbach seine Heimat hat. Über 120 Jahre alt ist das Dekor, das von hier die Welt erobert hat, ein Klassiker. Noch älter, nämlich 225 Jahre, ist die Keramik-Manufaktur im „Keramik-Städtle“, wie Zell auch gerne genannt wird.
Auf der Hochebene angekommen, schweift der Blick wieder weit hinein in den Schwarzwald. Majestätisch wacht eine mächtige Eiche am Weg. Wie viele Hunderte von Jahren mag sie schon hier stehen? Was könnte sie alles erzählen, von den Menschen, die sich zu ihren Füßen auf dem „Moschtbänkle“ niedergelassen haben? Sie schweigt, nur ein feines Lüftchen bringt die Blätter zum Rascheln. Ein guter Ort, um sich zu stärken und Kraft zu tanken.
Nach wenigen Schritten fällt der Blick auf ein Ensemble aus Bauernhof, Kapelle samt Nebengebäude. Der „Vogt auf Mühlstein“ ist eine urige Bauernwirtschaft und sagenumwoben. Das gleichnamige Buch von Heinrich Hansjakob erzählt davon. Wer hier keinen Platz bekommt und kein Vesper im Rucksack hat, zieht weiter zum „Bergbauernhof“; von einem Holzgatter grüßt übrigens wieder das lustige Federvieh. Der Duft von frischem Schäufele, von Bratwürsten und vor allem von Brägele, sprich Bratkartoffeln, verrät seine Nähe und bringt den Magen zum Knurren.
August Lehmann, Wirt in dritter Generation, begrüßt die Gäste. Hosenträger, Hemd, den Geldbeutel im Hosensack, ein freundliches Lächeln, so stellt man sich einen Bergbauernwirt vor. Er schenkt selbst gemachten Most zum Essen aus und liefert dazu launige Geschichtchen gratis. Unter denen auch, dass der Bergbauernwirt sein Schwarzwälder Kirschwasser in der eigenen Brennerei selbst destilliert.
► Schnapsbrunnen auf dem Alde Gott Genießerpfad
Wer will, kann sich für die nächste Brotzeit bei ihm eindecken. Beispielsweise am nächsten Aussichtspunkt, mit geschnitzten Tassen und einem Schnapsbrunnen. Ein letztes Mal die Stille genießen und die Ausblicke. Und vielleicht noch ein Schnäpschen. Pro Gläschen wandert ein Euro in die kleine Kassenbox. Das nennt man Schwarzwälder Vertrauensvorschuss.
Gut, dass es jetzt nur noch bergab geht. Steil bergab, 493 Höhenmeter im Zick-Zack, ein Trampelpfad, wie Oma gesagt hätte. Am Wanderparkplatz hinter dem Spielplatz, in der Nähe vom „Gasthaus Adler“ endet der Premiumweg Hahn-und-Henne-Runde. Und macht Lust, mehr über das berühmte Federvieh zu erfahren.
Start und Ziel: Wanderparkplatz Schwarzer Adler
Schwierigkeit: leicht
Strecke: 14 km
Gehdauer: ca. 4,5 Stdn.
Höhenunterschied: 449 m Auf- und Abstieg
Wer mehr über das berühmte Hühnerpaar erfahren will, findet Infos dazu bei der Tourist-Info in Zell. Hier gibt es auch einen Flyer zum Hahn-und-Henne-Weg mit Wanderkarte und Wegbeschreibung. Oder einfach hier herunterladen
Tourist-Information Zell am Harmersbach
Hauptstraße 19
77736 Zell am Harmersbach
Telefon: 07835 6369240
► Auf den Spuren des guten Geschmacks
► Badischer Weinradweg für Freizeit-Radler und Genießer