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Hat ein Mönch im Kloster Maulbronn die Maultaschen erfunden?

Maultaschen sind Genuss – wurden sie aber wirklich im Kloster Maulbronn erfunden? Die Serie "Unnützes Heimat-Wissen" geht der Legende auf die Spur.
Maultaschen sind Genuss – wurden sie aber wirklich im Kloster Maulbronn erfunden? Laut einer Sage hat ein Mönch die Nudeltasche erfunden, um der Fastenzeit zu entkommen.
Maultaschen sind Genuss – wurden sie aber wirklich im Kloster Maulbronn erfunden? Laut einer Sage hat ein Mönch die Nudeltasche erfunden, um der Fastenzeit zu entkommen.Foto: TMBW/Joachim Negwer

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Laienmönche im Kloster Maulbronn durften früher hin und wieder ins Dorf gehen. Einer dieser Laienmönche soll einer Erzählung zufolge der mutmaßliche Maultaschen-Erfinder Jakob gewesen sein, der eines Tages einen Ausflug nach Maulbronn wagte, um ein paar Sachen zu erledigen. Auf dem Heimweg vom Reisigsammeln, ließ ein flüchtender Dieb seinen Sack mit Beute fallen. Und was war drin? Ein gutes Stück Fleisch.

„Nix verkomma lassa!“

In der Fastenzeit darf man eigentlich kein Fleisch essen, Jakob wollte das gute Stück Fleisch allerdings nicht verkommen lassen. Er grübelte und grübelte, bis ihm beim Zubereiten des Gründonnerstagsmahls eine pfiffige Idee in den Sinn kam: Jakob sammelte Kräuter und Gemüse aus dem Garten des Zisterzienser-Klosters, schnappte sich Semmelbrösel, Zwiebel und Eier. Das sündhafte Stück Schwein hackte er klein und vermengte es mit den anderen Zutaten zu einer grünen Masse, die wohl niemand – auch der liebe Gott nicht – mit dem verbotenen Fleisch verwechselt hätte. Weil er im Angesicht des Allmächtigen doch noch Gewissensbisse hatte, wickelte Jakob die Masse zusätzlich in einen Mantel aus Nudeln – und kreierte damit die wahrscheinlich erste Maultasche.

Schwäbische Maultasche
Rezept Schwäbische Maultaschen
Maultaschen-Manifest: Was das schwäbische Gericht ausmacht

Schwäbische Maultaschen werden am liebsten in der Brühe genossen. Man kann sie aber auch rösten.
Schwäbische Maultaschen werden am liebsten in der Brühe genossen. Man kann sie aber auch rösten.Foto: TMBW Garcia Urbina

Das herzhafte Stück servierte er dann seinen Mitbrüdern als Fastenspeise. Mit der Zeit sollen sich die im Volksmund betitelten „Herrgottsb’scheißerle“ in Schwaben wie ein Lauffeuer verbreitet haben, weil Hausfrauen im ganzen Land dasselbe Problem hatten: Reste verwerten während der Fastenzeit. Mit der Zeit etablierten die Maultaschen sich zu dem schwäbischen Gericht schlechthin.

Doch nicht aus Schwaben?

Ist das wirklich passiert? Naja, wahrscheinlich nicht. Es gibt keinen historischen Beleg für die Erzählung, stattdessen entstammt die Legende der blühenden Fantasie von Elke Knittel in ihrem Buch Wie Jakob die Maultasche erfand. Es gibt allerdings ein paar in den Augen des typischen Schwaben unverschämten Theorien, wo die Maultasche denn wirklich herkommen könnte.

Manche Stimmen behaupten zum Beispiel, die Maultasche komme aus dem Süden, genauer aus Italien oder dem österreichischen Kärnten. Protestantische Religionsflüchtlinge hätten die Teigtasche in deutsches Gebiet gebracht, immerhin war Schwaben historisch oft Durchgangs- oder Besatzungsland.

Andere Theorien sehen den Ursprungsort der Maultasche sogar in China. Prototypen der schwäbischen Speise sollen manchen Historikern zufolge über die Seidenstraße oder durch den Abenteurer Marco Polo zuerst nach Italien und dann über die Alpen in schwäbisches Gebiet gekommen sein. Maultaschen seien demnach eng mit italienischen Ravioli verwandt.

Tradition bleibt bestehen

Maultaschen mit Ravioli vergleichen – da mag dem ein oder anderen Schwaben ein eiskalter Schauer über den Rücken laufen. Vielleicht glaubt man in Baden-Württemberg ja deswegen lieber an die sympathische Anekdote des kreativen Mönchs aus Maulbronn. Im Kloster gibt es jedenfalls bis heute Maultaschenführungen: Besuchende erfahren hier mehr über die Spezialität und können sogar selbst welche herstellen, die am Ende zusammen genossen werden. Die nette Tradition wird also weitergetragen.

Video: Das Kloster Maulbronn und die Maultaschen

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von Redaktion NUSSBAUMJustin Schick
31.03.2025
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