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Kommt der Fleischkäse aus der Kurpfalz?

Oft wird der Ursprung der schmackhaften Fleischpastete in Bayern verortet. Ist das wirklich so? Unser Beitrag von "Unnützes Heimat-Wissen" klärt auf.
Der Leberkäse wird seit dem 18. Jahrhundert in Kastenform gebacken.
Der Leberkäse wird seit dem 18. Jahrhundert in Kastenform gebacken.Foto: Barish Baur/iStock/GettyImages

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Alle Hinweise sprechen dafür, dass der Fleischkäse – bayerisch auch Leberkäs' – seinen Ursprung in der Kurpfalz hat. Nach dem Tod des bayerischen Kurfürsten im Jahre 1777 trat Carl Theodor, Kurfürst von der Pfalz, dessen Nachfolge an. Nach dem Wittelsbacher Hausvertrag musste Carl Theodor sein Erbe in Bayern antreten und nach München umziehen. Er verlegte seine Residenz 1778 vom Barockschloss Mannheim in die Stadt an der Isar. Es entstand ein neuer Doppelstaat: Kurpfalz-Bayern.

Kurfürst Carl Theodor zog 1778 mit seinem Hof nach München.
Kurfürst Carl Theodor zog 1778 mit seinem Hof nach München.Foto: SSG-Pressebild

Mannheimer Metzger war mit dabei

Im Gefolge des Kurfürsten reiste auch der damalige Hof-Metzger mit nach München. Er musste fortan in Bayern für die Versorgung des Adels mit tierischen Köstlichkeiten sorgen.

Der Metzger, dessen Name heute nicht mehr bekannt ist, kam auf die Idee einer neuen Pastete. Er gab eine Masse aus fein gehacktem Schweine- und Rindfleisch, Speck, Zwiebeln, Wasser, Majoran und Salz in Kastenformen und buk diese wie Brot im Ofen: Es entstand der Fleischkäse mit seiner charakteristischen braunen Kruste. Das Fleisch blieb innen schon weich und saftig.

Gut zu kauen ...

Pasteten waren zu dieser Zeit beim europäischen Adel äußerst beliebt. Das lag nicht nur am Geschmack. Da im 18. Jahrhundert auch beim Adel auf Mundhygiene kein großer Wert gelegt wurde, mussten sich die Menschen am Hof mit teilweise stark kariösen Zähnen herumschlagen. Der weiche Fleischkäse jedoch ließ sich auch mit kaputtem Kauwerkzeug gut zerkleinern und war deshalb in aller Munde.

Später fand der Leberkäs‘ seinen Weg aus den Schlössern in breitere Kreise: Die Fleischpastete wurde zu einer bayerischen Volksspeise.

Fleischkäse-Brötchen (bayerisch: Leberkäs'-Semmeln) sind nicht nur in der Kurpfalz ein beliebtes Fastfood zur Mittagszeit.
Fleischkäse-Brötchen (bayerisch: Leberkäs'-Semmeln) sind nicht nur in der Kurpfalz ein beliebtes Fastfood zur Mittagszeit.Foto: kabVisio/iStock/GettyImages

Woher stammt der Name?

Bei der Namensgebung scheiden sich die Geister. Wahrscheinlich ist jedoch, dass der Name „Leberkäse“ seien Ursprung beim Wort „Laib“, wie in Brotlaib, hat. Aus dem bayerischen „Loab“ und dem Wort „Käs“ (für eine essbare Masse) wurde die Bezeichnung Leberkäs‘. Leber war in der ursprünglichen Pastete allerdings nicht vorhanden.

Die Vorgaben für Lebensmittel lassen die Bezeichnung heutzutage nur noch zu, wenn tatsächlich Leber im „Käs“ drinsteckt. Ohne diese Innerei bleibt es schlicht ein Fleischkäse. Eine Ausnahme bildet der „Bayerische Leberkäse“; der darf sogar ohne Leber so heißen.

Rückkehr in die Kurpfalz

Der als urbayerisch geltende Leberkäs‘ (Fleischkäse) ist also in Wirklichkeit eine Kurpfälzer Erfindung. Er fand seinen Weg aus Bayern wieder zurück in die Region um Mannheim.

Wer heute hier zur Mittagszeit in eine Metzgerei oder zum Bäcker kommt, kann häufig den Satz vernehmen: „Zwee Fleeschkäs-Weck, bitte!“

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von Redaktion NUSSBAUMAndreas Herrmann
23.01.2025
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