Unterwegs in BW

Landkreis Rastatt: historische Natur rund um Baden-Baden

Der Landkreis Rastatt überzeugt mit anmutigen Landschaften und barockem Flair in den Altstädten. Viel Kultur und Freizeit erwartet jeden Besucher.
Residenzschloss der Markgrafen von Baden-Baden in Rastatt
Das Residenzschloss in Rastatt ist dem Schloss Versailles nachempfunden.Foto: H. Helmlechner/Wikimedia/CC BY-SA 4.0 - https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0

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Am Rhein, an der Grenze zu Frankreich, im Schwarzwald – der Landkreis Rastatt ist irgendwie überall. In der Rheinebene, der stärksten Wirtschaftsregion des Gebiets, kann man zum anderen Ufer in ein anderes Land schauen, im Schwarzwald kann man Berge erklimmen und prächtig Wandern gehen. Barocke Schönheiten prägen die romantischen Städte, gewaltige Burgen die sanften Berghänge. Stilvolle Kultur heiratet abwechslungsreiche Natur in dem Landkreis rund um die kreisfreie Stadt Baden-Baden.

Wirtschaft, Geschichte, Fakten

Der Landkreis existiert in seiner jetzigen Form seit 1973, mehrere alte Landkreise wurden zum Landkreis Rastatt vereinigt. Eine Integration des Stadtkreises Baden-Baden blieb erfolglos, bis heute verbleibt er als kleinster seiner Art in Baden-Württemberg. Als starke Wirtschaftsregion und Mitglied im Verband TechnologieRegion Karlsruhe besitzt der Landkreis mit dem Baden Airpark nicht nur einen Flughafen, sondern mit dem Mercedes-Benz-Werk der Daimler AG in Gaggenau sogar eines der größten dieser Art. Heute befinden sich auf den 738,44 km² Fläche 235.542 Menschen in 23 Gemeinden. Bezogen auf die Bevölkerung ist Rastatt die größte Stadt. Autokennzeichen ist RA (Rastatt) oder BH (Bühl).

Auch wenn der Landkreis den Stadtkreis komplett umrahmt, ist Baden-Baden noch nie Teil des Kreisgebiets gewesen. Einen gesonderten Artikel gibt es hier:

Baden-Baden: Einst die "Sommerhauptstadt Deutschlands"

Hügel und Täler machen das Landkreisgebiet.
Hügel und Täler machen das Landkreisgebiet.Foto: Markus Semmler/iStock/Getty Images plus

Schwarzwald: Nationalpark und Naturpark

Was ist der Unterschied zwischen einem Naturpark und einem Nationalpark? Diese Frage mag aufkommen, wenn man das erste Mal mit den beiden Begriffen in Kontakt kommt. Der Nationalpark Schwarzwald zum Beispiel, an dem der Landkreis Anteile hat, ist der erste seiner Art in Baden-Württemberg und lässt der Natur seinen freien Lauf, während der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord touristische Angebote mit Naturschutz und Naturpädagogik verbindet. In einem Naturpark steht somit die vom Menschen geprägte Kulturlandschaft im Vordergrund, Schutz durch Nutzung ist das Motto.

Auf den Bergen liegt die Schwarzwaldhochstraße und führt von Baden-Baden über den Ruhestein bis nach Freudenstadt. Ein großer Abschnitt führt durch die Region des Landkreises Rastatt, eine Fülle majestätischer Berggipfel und Aussichtstürmen sorgen für wunderschöne Ausblicke. Wer sich traut, die Straße zu bewandern, sollte in Forbach eine längere Pause einplanen: Die historische Forbacher Holzbrücke steht hier schon seit 1778. Die Holzbrücke ist mit 37,8 Metern die längste ihrer Art in Europa. Das Tragwerk besteht aus rustikalem Fachwerkbau.

Wilder See im Nationalpark Schwarzwald
Die Schwarzwaldhochstraße verläuft auf den Gipfeln des Schwarzwalds.Foto: Schwarzwald Tourismus

Eines der letzten intakten Hochmoorgebiete Mitteleuropas erstreckt sich auf dem Kaltenbronn. In diesem „Lebensraum für Spezialisten“ finden sich die wenigsten Arten zurecht, darunter aber der selten gewordene Auerhahn, der größte Hühnervögel Europas. Auf dem Berg Hohloh befindet sich der demnach benannte Hohlohturm, das Gebäude aus Buntsandstein bietet einen prächtigen Ausblick über den Schwarzwald, bei bester Witterung sogar bis zu den Berner Alpen.

Was, wenn Schnee fällt? Dann ab auf den Mehliskopf. Der Berg ist das Skigebiet im Landkreis Rastatt. Mit seinen Liften von 400 und 800 Metern Länge befindet sich hier eine der größten Wintersportanlagen im Schwarzwald. Schneekanonen sorgen bei fehlender winterlicher Pracht für beste Verhältnisse, eine Flutlichtanlage macht das Abfahren bis 22 Uhr möglich. Auch im Sommer ist die Region nicht nur wegen der Bobbahn einen Besuch wert, sondern vor allem auch wegen der naheliegenden Gertelbach-Wasserfälle. Das plätschernde Gewässer ist bei einem Rundwanderweg zu entdecken.

Skilifte am Mehliskopf
Auf dem Mehliskopf befindet sich eine der längsten Skipisten des Schwarzwalds.Foto: Freizeit- und Sport-Zentrum-Mehliskopf GmbH & Co. KG

Viel Kultur im Murgtal

Das wildromantische Murgtal und die oberrheinische Tiefenebene bieten signifikante Einkerbungen in der von Hügeln und Bergen geprägten Landschaft. Das größte unter Schutz stehende Auengebiet Deutschlands, der PAMINA-Rheinpark mit Anteilen an Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem französischen Nordelsass lädt zu naturkundlichen Führungen ein, die sonnigen Rebhügellandschaften und Weinberge der nördlichen Ortenau lockt Weinkenner und Genießer in die Region. Ist man im Winter noch im Schwarzwald, kommt man hier im Sommer auf seine Kosten.

Viel vergangene Kultur lässt sich entdecken. Die Heuhüttentäler im Murgtal zählen zum Beispiel zu den wertvollsten Kulturlandschaften der Region. Vor rund 300 Jahren benötigten die Menschen mehr Raum für Landwirtschaft und rodeten den Wald entlang der Bachläufe, die daraus entstandenen Brachflächen wurden als Heuwiesen verwendet. Einwanderer aus Tirol brachten dann die Bauweise der hölzernen Heuhütten mit ins Murgtal. Bis heute sind einige davon erhältlich.

Flößerei – eine verwurzelte Tradition

Holz treibt bekannterweise gut auf Wasser. Bis ins 19. Jahrhundert haben sich Flößer im Murgtal und in der Rheinebene diese Eigenschaft des Holzes zu Nutzen gemacht. Der Transport von Holzstämmen durch steiniges Flussbett an steilen Berghängen war schwierig, das Holz transportierte man auf Schleifwegen und band es mithilfe von „Wieden“, das sind gedrehte junge Tannen, zu Flößen zusammen. Die bedeutende Geschichte der Flößerei wird heute im Museum Haus Kast in Gaggenau-Hörden und im Flößereimuseum Steinmauern nachvollziehbar gemacht. Wer selbst bei einer Floßfahrt dabei sein möchte, kann beim Altstadtfest in Gernsbach an einer teilnehmen.

Floßbau im Schwarzwald
Die Flößerei zählt seit 2022 zum Immateriellen UNESCO-Kulturerbe der Menschheit und ist heute noch in verschiedenen Schwarzwaldorten erlebbar.Foto: TMBW/Andreas Weise

Gernsbach: im Mittelalter stecken geblieben

Ein ganzes Viertel unter Denkmalschutz – sowas gibt es in Gernsbach, der sogenannten „Perle des Murgtals“. Die Altstadt mit den eindrucksvollen Fachwerkhäusern, der alten Stadtbefestigung und den verwinkelten Gassen ist ein historisches Denkmal für sich. Ein entspannter Spaziergang durch den Katz’scher Garten, eine kleine und anmutige, barocke Parkanlage, oder den Kurpark sorgt für den nötigen Pflanzenreichtum im Alltag. Da in den engen Gassen keine Autos fahren und parken, sind bis heute Handkarren als Transportmittel für diverse Materialien nicht aus den Straßen wegzudenken – wie im Mittelalter. Das alljährliche Altstadtfest, bei dem man nicht nur Floß fahren kann, rundet das Erscheinungsbild auf ganz besondere Art und Weise ab, das Feuerwerk an der Murgpromenade sollte man nicht verpassen.

Das Schloss Eberstein thront über der Stadt wie ein Kaiser. Das beliebte Ausflugsziel ist von Sagen geprägt, auf dem rund fünf Kilometer langen Sagenweg kann man einige Erzählungen Revue passieren lassen. Der gesamte Weinberg wurde neu angelegt, die Weinreben neu gepflanzt und damit der Weinanbau an den Hängen des Schlosses wiederbelebt. Heute befinden sich in dem Gebäude ein Luxushotel und feinste Gastronomie.

Mehr zu Gernsbach gibt es hier:

Gernsbach: Die Perle des Murgtals

Einiges für Wissbegierige

Für Wissbegierige gibt es einige interessante regionalgeschichtliche und geschichtsträchtige Museen. Im Infozentrum Kaltenbronn wird die Landschaft des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord sinnlich begreifbar, in elf aufeinander abgestimmten Naturmuseen beidseits des Rheins die wechselseitige Beziehung des Menschen mit dem Rhein. Früher sagte man: „Gaggenau isch Unimog, Unimog isch Gaggenau“ – dem faszinierenden Offroad-Fahrzeug der Daimler AG hat man in der Stadt ein ganzes Museum mit Außenparcours gewidmet.

Unimog Museum Gaggenau: Ausstellung
Die Ausstellung im Unimog-Museum führt an allen Ausführungen des Kult-Offroaders vorbei.Foto: Daimler Truck AG/Bernd Hanselmann

Das wehrgeschichtliche Museum in Rastatt ist ein Produkt nationalsozialistischer Propaganda gewesen, heute aber eines der führenden Militärmuseen Europas mit moderner Ausstellungspräsentation. Stationen freiheitlicher Entwicklungen können in der Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte durchlaufen werden; ein großer Fokus liegt hier auf dem revolutionären Kampf während der Märzrevolution 1848/49, die mit dem Fall der Festung Rastatt endete. Wer die Geschichte hautnah erleben will, sollte an einer der vielen stilvollen Kutschenfahrten teilnehmen. Die alte Motorkutsche bietet eine holprige Reise in vergangene Jahrhunderte.

Großartige Freizeitgestaltung

Wem die bereits aufgezählten Freizeitangebote der Region nicht zusagen, lässt sich vielleicht von der Schwarzenbach-Talsperre überzeugen. Der hoch gelegene Stausee ist mit zwei Kilometern Länge der größte See im Nord- und Mittelschwarzwald, von Mai bis September kann man hier Tretboot oder Elektroboot fahren. Am Ufer kann man wandern und sich an Schautafeln über den Stausee informieren.

Die Staumauer und der Stausee.
Die Schwarzenbach-Talsperre ist einer der größten Stauseen des Schwarzwalds.Foto: Gemeinde Forbach/compusign Joachim Gerstner

Bei Rheinmünster liegt des Weiteren die niedliche Kamel- und Straußenfarm. Hautnah kann man hier die Besonderheiten von Lamas und Alpakas, Kamelen und Dromedaren sowie Straußen entdecken. Neben zahlreichen Angeboten für Kinder gibt es hier auch einen Farmladen, bei dem es allerlei Goodies zu erwerben gibt.

Rastatt: Garnisonsstadt, Residenzstadt, Wirtschaftsstandort

Rastatt hat eine weitreichende, bis heute sichtbare Geschichte. Es war ein Sitz der Markgrafen von Baden-Baden, Ende des 17.Jahrhunderts wurde hier das prunkvolle Residenzschloss mit Schlossgarten in Anlehnung an das Schloss Versailles errichtet; gleichzeitig war es im 19. Jahrhunderts einer der großen Kulissen der badischen Revolution. Am Rande der Stadt steht zudem das Schloss Favorite, ein barockes Lustschloss der Markgräfin Sibylla Augusta von Baden-Baden.

Neben den barocken Schönheiten ist Rastatt vor allem wirtschaftlich von Relevanz. Das große Mercedes-Benz-Werk der Daimler AG ist für hunderte Einwohner Arbeitsplatz. Manche der ca. 51.800 Einwohner gehen an einem angenehmen Sonntag auch gerne ins Stadtzentrum, wo eine gepflegte Gastronomie und viele Geschäfte zum Schmausen und Bummeln einladen. Viele der Gastronomien sind auch Mitglied der Aktion „Nette Toilette“, erlauben einem also die kostenlose Nutzung ihrer Sanitäranlagen.

Mehr zu Rastatt gibt es hier:

Rastatt erleben

Folgende Städte des Landkreises haben wir bereits porträtiert:

Rastatt erleben

Gernsbach: Die Perle des Murgtals

Gaggenau - Schöne Stadt im Murgtal

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von Redaktion NUSSBAUMjs
27.09.2024
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