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Landkreis Tuttlingen: Zentrum der Medizintechnik im Süden

Der Landkreis Tuttlingen überzeugt nicht nur mit seiner tollen Lage in der Schwäbischen Alb, sondern vor allem mit den idealen Zukunftsaussichten.
Der Landkreis Tuttlingen ist ein starker Wirtschaftsstandort.
Der Landkreis Tuttlingen ist ein starker Wirtschaftsstandort.Foto: RR-Photos/iStock/Getty Images Plus

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Am südlichsten Zipfel der Schwäbischen Alb befindet sich der Landkreis Tuttlingen. Er mag zwar nicht der größte, mag zwar nicht der bekannteste aller Landkreise sein, mag bei manchen Leuten sogar unters Radar fallen; trotzdem ist es „ein Land, das man lieben muss, wenn man es kennt“, wie es in einem Kreisbuch aus dem Jahr 1959 heißt. Mit prunkvoll gemütlichen Landschaften überzeugt das „Weltzentrum der Lebensqualität“ nicht nur als starker Wirtschaftsstandort. Urige Natur trifft hier auf ideale Zukunftsaussichten.

Geschichtliches und Fakten

Frühgeschichtlich war die Region Siedlungsgebiet der keltischen Tulinger, bis die Römer vom Süden kamen und die Völker vertrieben. Vermutlich bauten die Römer auch ein Kastell, dessen Existenz jedoch wegen der heutzutage dichten Besiedelung des Gebiets nicht weiter erforscht werden kann. Das heutige Kreisgebiet entspricht in etwa der mittelalterlichen Scherragrafschaft.

Seitdem hat sich nichtsdestotrotz einiges geändert, der Landkreis in seiner jetzigen Form existiert erst seit der Kreisreform 1973. Knapp unter 150.000 Einwohner leben hier auf 737,37 km² Fläche in 35 Gemeinden, darunter sechs Städte, der Landkreis Tuttlingen hat hierbei durchschnittlich die kleinsten Gemeinden in Baden-Württemberg. Die namensgebende große Kreisstadt Tuttlingen ist somit bei weitem die größte Stadt. Autokennzeichen ist TUT.

Die Region der zehn Tausender

Sanfte Hügel und weiße Täler – das Landkreisgebiet kann mit seinen Landschaften prahlen. Die Schwäbische Alb umfasst mit den charakteristischen Kalkbuchenwäldern und den leichten Erhebungen den Großteil des Gebiets. Das Albvorland ist durchbrochen von der Donau, einem der längsten Flüsse Europas, anmutige Kalksteinformationen und -felsen treten an den schroff abfallenden Hängen des Flusstals hervor. Man kann auch das Naturschauspiel der Donauversickerung beobachten: Ein Teil der Donau teilt sich in den Sommermonaten vom Rest und versinkt im Boden.

Ein besonderes Highlight ist zudem das Heidentor, ein Felsbogen nahe Egesheim, das früher wohl eine Kultstätte der Kelten gewesen ist. Einer der vielen Berge der Region ist insbesondere der Höwenegg, ein alter, einst basaltreicher Vulkan, auf dem früher sogar Burgen standen. Es gibt auch was für Höhlenmenschen: Die Kolbinger Höhle, die einzige Schauhöhle der Südwestalb liegt nahe Mühlheim unter der Erde.

Eine Frau mit Fahrrad blickt über das Donautal.
Der Radweg entlang des Donautals zählt zu den beliebtesten Fernradwegen Deutschlands.Foto: Uwe_Moser/iStock/Getty Images plus

Der Lemberg, der höchste Berg der Schwäbischen Alb, befindet sich in der „Region der zehn Tausender“, so genannt, weil zehn Berge mit über 1000 Meter Höhe dort ruhen. Auf den Gipfeln kann man am Horizont das Vorland der Alpen sehen, aufgrund der Nähe zu dem großen Gebirge gehört der Landkreis übrigens zu den blitzreichsten Gegenden Deutschlands. Eine gute Nachricht: Der Biber ist seit fünf Jahren wieder in der freien Wildbahn zu Hause. Das dortige Ökosystem hat sich wohl tatsächlich erholen können.

Bei all der Natur ist es nicht überraschend, dass ein breites Angebot für Outdoor-Fans zur Verfügung steht. Insgesamt gibt es sechs prämierte Wanderwege im Donaubergland wie zum Beispiel den Donau-Zollernalb-Weg, der am eindrucksvollen Lemberg sein Ende findet. 16 Rad-Touren, acht E-Bike-Touren und Mountainbiketrails auf den Bergen und in den Wäldern sorgen für die nötige Bewegung auf dem Sattel.

In den Wäldern sind neben dem Biber unter anderem der Waldkauz heimisch.
In den Wäldern sind neben dem Biber unter anderem der Waldkauz heimisch.Foto: NABU/Michael Eick

Innovativer Wirtschaftsstandort – Weltzentrum der Medizintechnik

Auch wenn das Autokennzeichen TUT ein bisschen aussieht wie ein Wasserfälle weinendes Emoji, können die Menschen in der Gegend gar nicht so viel beklagen. Der Landkreis Tuttlingen steht als attraktiver und blühender Wirtschafsstandort eigentlich sehr gut da, ist deutschlandweit der Landkreis mit der höchsten Arbeitsplatzversorgung und belegt laut Zukunftsatlas einen Spitzenplatz in Sachen Zukunftsaussichten.

Die starke heimische Wirtschaft und enorme Industriedichte hat frühe Ursprünge. In der Gegend erzählt man sich, die schwierigen Gegebenheiten der Natur hätten einen Menschenschlag geformt, „der sich durch Arbeitsamkeit, unternehmerische Kreativität und Flexibilität auszeichnet“. Im 19. Jahrhundert hat die Industrialisierung im Kreis Tuttlingen relativ früh eingesetzt, innovative Unternehmer hatten früh die Chance, innovativ zu sein.

Tuttlingen ist des Weiteren das Weltzentrum der Medizintechnik. Chirurgische Instrumente, medizinische Geräte und Medizinprodukte – vieles wird in Tuttlingen produziert, aber vor allem erfunden. Unternehmen wie Aesculap und Karl Storz sind mit ihren Innovationen zu Weltmarktführern geworden. Inzwischen arbeiten ungefähr 12.000 Menschen in Tuttlingen in der Branche der Medizintechnik.

Kunst und Kultur entdecken in Tuttlingen

Auch wenn die industriellen Betriebe einen großen Fokus bekommen, schätzt man in Tuttlingen trotzdem Kunst und Kultur wert. Der Landkreis veranstaltet eigene Kulturveranstaltung in der Reihe KreisKunstKultur, einen der bedeutendsten und bestdotierten Kleinkunstpreise, die Tuttlinger Krähe, kann man in – wer hätte es gedacht – Tuttlingen gewinnen. Der 1. Preis ist mit 6000 Euro dotiert.

Im Freilichtmuseum wird Regionalgeschichte erfahrbar.
Im Freilichtmuseum wird Regionalgeschichte erfahrbar.Foto: ANAKAWÜ/Wikimedia/CC BY-SA 3.0 - https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en

Im historischen Gebäude des Museum Auberlehaus befinden sich Dinosaurierknochen aus der Trias-Zeit, manche davon darf man sogar berühren. Des Weiteren betreibt der Landkreis auch ein eigenes regionales Freilichtmuseum in Neuhausen ob Eck, in dem die ländliche Geschichte des Landkreises und der Region dargestellt wird.

Unzählige Burgruinen aus dem Mittelalter prägen die Landschaft. Das Schloss Bronnen ist hierbei ein Highlight: Es steht imposant auf einem steil abfallenden Kalksteinfelsen im oberen Donautal wie ein kleines Neuschwanstein. In der Ruine der Burg Honberg nahe Tuttlingen veranstaltet das Kulturzentrum Rittergarten jährlich den Honberg-Sommer, ein Open-Air-Zeltfestival.

Southside Festival: ein Highlight für viele

Jeder in Baden-Württemberg kennt jemanden, der schon einmal da war oder hinwill: Das Southside-Festival ist und bleibt das mit Abstand größte Festival des Landkreises. Hat es früher noch in der Nähe von München stattgefunden, findet die mehrtägige Veranstaltung heute in Neuhausen ob Eck auf dem dortigen Flugplatz statt und lockt jeden Sommer über 60.000 Menschen in die Region.

Beim Southside-Festival ist immer Stimmung.
Beim Southside-Festival ist immer Stimmung.Foto: i&uTV/Thomas Rabsch

Das Festival bringt die größten Acts aus Deutschland sowie starke Bands und Künstler aus dem Ausland in die Region. Im Line-Up für 2024 waren neben bekannten deutschen Namen wie Ski Aggu, Brutalismus 3000, K.I.Z., Kontra K oder Sido auch Weltstars wie Avril Lavigne oder Ed Sheeran vor Ort.

Optionen für die Freizeitgestaltung

Auch für Menschen, die ungern in großen Menschenmassen sind und mit den Überresten einer Burg nichts anfangen können, werden im Landkreis Tuttlingen nicht im Stich gelassen. In Geisingen kann man sich auf der Indoor-Inline-Skating-Bahn auf die Suche nach nötiger Action geben. Erholung findet man dagegen im warmen Thermalwasser der Tuttlinger Wasserwelten „tuwass“.

Im TuWass kann man sich erholen.
Im TuWass kann man sich erholen.Foto: TuWass

Tuttlingen: wie ein Phönix aus der Asche

In Tuttlingen tragen die Häuser Hüte, die sogenannten Tuttlinger Hüte. Tuttlinger Hut bezeichnet eine für die Stadt typische Dachform, eine Walmdach-Variante, die vor einem Stadtbrand schützen sollte. Diese Absicherung war dringend von Nöten: Der einzige Grund, warum Tuttlinger Gebäude auf diese Art und Weise konstruiert sind, warum diese Dachform zum Standard für die Innenstadt wurde, ist, weil besagte Innenstadt 1803 nahezu komplett abgebrannt ist. Der württembergische Landplaner Carl Leonard von Uber baute die Stadt wieder auf, machte eine nach römischer Idee konzipierte Rasterstadt daraus. Wie Mannheim nennt sich auch Tuttlingen deshalb „Stadt im Quadrat“.

Die Innenstadt ist von der quadratischen Struktur geprägt. Die Häuserblöcke sind quadratisch, der Marktplatz in der Mitte ist ein perfektes Viereck. Die reich gegliederten Jugendstilfassaden der Gebäude gelten zu den schönsten in Süddeutschland, ältere Architektur ist innerhalb der Stadt nicht mehr zu finden. Nur auf dem Honberg befindet sich ein Überbleibsel des Mittelalters: Die gleichnamige Burg, in der jedes Jahr auch ein Festival stattfindet. Die Stadt hat viel Geschichte und Kultur zu bieten.

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von Redaktion NUSSBAUMjs
01.08.2024
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