Er verrät uns nicht nur, worauf es beim Umgang mit dem Pistenbully ankommt. Er kennt auch die schönsten Ecken der Region ... Heute sind Traumbedingungen: sonnig, nicht allzu kalt, windstill und sogar Neuschnee. Die Tannenwipfel wirken wie mit Puderzucker überzogen - die Landschaft auf dem Kaltenbronn, einem Ortsteil von Gernsbach im Nordschwarzwald, hat sich in einen wahren Märchenwald verwandelt.
Ein Winterwunderland auf fast 1000 Metern Höhe, das Naturfreunde gern auf Langkaufskiern erkunden. Oft unbemerkt von den Besuchern sorgt Niklas Waidelich dafür, dass die Loipen perfekt gespurt und präpariert sind.
Mit seiner Familie ist der junge Mann direkt im Ort Kaltenbronn aufgewachsen – schräg gegenüber dem kleinen Skilift und nur wenige Meter neben dem Einstieg in das große Langlaufloipen-Netz. Inzwischen wohnt er mit seiner Frau Anna im benachbarten Enzklösterle. Für die Loipen-Pflege waren auch schon sein bereits verstorbener Vater Thomas (Revierförster) und Opa Rolf (Forstwirt) zuständig. Die Liebe zur Natur auf dem Kaltenbronn liegt also in der Familie.
„Da mein Vater selbst begeisterter Langläufer war, setzte er sich sehr für den weiteren Ausbau der Loipen ein und war maßgeblich am Wintersport, so wie man ihn heute am Kaltenbronn vorfindet, verantwortlich“, erzählt der junge Schwarzwälder, der auch auf sportlichem Gebiet in die Fußstapfen seines Vaters getreten ist: Niklas ist Erster Vorsitzender im Skiclub Enzklösterle. Bis zu seiner schweren Knieverletzung trat er sogar als Leistungssportler für den Verein an. Und was seine große Leidenschaft, das Pistenbullyfahren, betrifft: „Da durfte ich schon als ganz kleiner Junge Opa begleiten. Das war immer toll.“
Nach einer Lehre als Zimmermann leitet der junge Mann jetzt den Bauhof im Nachbardorf Enzklösterle – und an den Wochenenden sitzt er auf dem Pistenbully. Organisiert und finanziert wird die Loipenpflege durch die sogenannte „Loipenpflegegemeinschaft Kaltenbronn“, an der sich acht Städte und Gemeinden sowie ForstBW beteiligen.
Niklas ist einer der freiwilligen Helfer. Wenn er Dienst hat, fängt er je nach Wetterlage auch mal nachts um zwei damit an, um rechtzeitig fertig zu werden. In einer großen Runde geht es von Kaltenbronn aus Richtung Bad Wildbad und zurück. Zu seinem Aufgabengebiet gehören außerdem das Spuren der mehr als 12 Kilometer langen Teufelsmühlenloipe und des Loipenanschlusses nach Dobel, außerdem in südlicher Richtung die Loipe bis nach Besenfeld. Und dann sind im Loipennetz am Kaltenbronn ja auch noch rund 30 Kilometer für das Winterwandern integriert.
Das 190 PS starke Gefährt kennt er inzwischen in- und auswendig. Mit dem Vier-Achsen-Joystick werden fast alle Elemente bedient – auch das große Schneeräumschild wird damit gesteuert. Geht’s um Kurven, enge Stellen oder rückwärts, muss das Signalhorn eingeschaltet werden. Die Spurbreite wird jeweils dem Gelände angepasst – sie kann bis zu 4,10 Meter breit werden. Das Gerät ist in der Lage, mehrere Loipenspuren gleichzeitig zu präparieren. Bei hartem Schnee muss die Fräse ran. Und zwar zwingend abends. „Dann haben die Schneekristalle Zeit, über Nacht festzufrieren“, erklärt Niklas. Bei Neuschnee wird hingegen frühmorgens oder vielmehr mitten in der Nacht mit dem Spuren begonnen: „Die Leute wollen die Loipe bei Neuschnee so frisch wie möglich haben.“
Hat es besonders viel Schnee, müssen die Loipen oft abgefahren werden, um die Spur zu festigen. „Ist der Schnee festgefahren, kann er aber auch mal mehrere Tage ungespurt bleiben – sogar, falls es regnen sollte.“
Für das Spuren der 125 Pistenkilometer legt Niklas pro Einsatz bis zu 180 Streckenkilometer zurück. Dabei den Überblick zu behalten, ist für ihn die wichtigste Eigenschaft, die ein Pistenbullyfahrer haben muss. Denn während des Einsatzes hat der Fahrer immer auch ein Auge auf die am Wegrand stehenden Bäume: Sind die sicher oder könnte ein Baum mit Schneelast einen Wanderer oder Langläufer treffen, wenn er umknickt? Das wichtigste Zusatzgerät im Innenraum des Bullys ist deshalb eine Motorsäge. Und die kommt nicht selten zum Einsatz. Die abgesägten Bäume werden dann im Frühjahr geborgen und finden meistens als Brennholz Verwendung.
Das Loipengebiet Kaltenbronn kennt Niklas natürlich wie seine Westentasche und weiß deshalb ganz genau, wo es am schönsten ist. Er empfiehlt die über zwölf Kilometer lange und vom Streckenprofil sehr abwechslungsreiche Teufelsmühlenloipe. An einigen Stellen gibt sie herrliche Blicke ins Murgtal frei. Sein Tipp für Nicht-Langläufer: „Parallel zur Langlaufloipe gibt es auch einen schönen Winterwanderweg."
Zu seinen Lieblingsstrecken gehört auch der Skifernweg von Kaltenbronn nach Enzklösterle, vor allem der letzte Teil bei der Bergstation des Skilifts Enzklösterle. "Diese Strecke ist ziemlich eben. Herrlich zum Skaten und die Skier gleiten zu lassen. Dort ist meistens wenig los.“ Er selbst ist gern früh morgens auf frisch präparierten Loipen unterwegs, genießt es aber auch, in den Sonnenuntergang hineinzugleiten, wie das zum Beispiel auf der Teufelsmühlenloipe möglich ist.
„Für mich gehört das Wildseemoor zu einem der schönsten Orte am Kaltenbronn, auch im Winter“, gibt der junge Mann zu. Erreicht werden kann der See über den Bohlensteg, der unter anderem von Ehrenamtlichen des Skivereins Enzklösterle in Schuss gehalten wird. „Toll“ findet Niklas auch die gewalzten Wanderstrecken am Hohloh, in deren Zentrum der Hohlohturm mit seiner weitreichenden Aussicht steht. „Der Ausblick vom Turm ist fantastisch: Man sieht den mit Schnee überzuckerten Wald mit der Schneefallgrenze und die Vogesen im Hintergrund. Auch wenn für mich persönlich dort an den Wochenenden zu viel Trubel ist.“
Wenn Niklas Pistenbullydienst hat, guckt er „gefühlt zehn Mal täglich“ auf den Wetterbericht und nimmt dafür dann auch mal unchristliche Aufstehzeiten in Kauf. Er bekommt zwar wie seine Kollegen auch von der Loipengemeinschaft Kaltenbronn einen kleinen Obolus für seine Dienstleistung – das größte Glücksgefühl ist es aber, wenn ihn frühmorgens die ersten Langläufer mit Stirnlampe grüßen und sich für die frische Loipenspur bedanken. „Da gibt es Leute, die gehen sofort zur Seite, wenn ich mit dem Pistenbully komme, winken, und manche verbeugen sich sogar. Dann vergisst man den ganzen Stress, den man vielleicht gerade hat“, sagt Niklas dankbar.
Seine Leidenschaft für das kräftige, rote Winterfahrzeug ist übrigens so groß, dass er sogar schon seine Frau Anna davon überzeugen konnte. Denn seit einiger Zeit sieht man bei dem jungen Mann im roten Pistenbully hin und wieder eine junge Dame sitzen, die „ihren“ Niklas aber mit dem Pistenbully gern teilt, wie sie versichert. Zumindest im Winter …
Fährt man von Gernsbach aus die Schwarzwaldhöhen hinauf, erreicht man Kaltenbronn, vor allem bekannt für sein unter Naturschutz stehendes Hochmoor. Die Hochebene und der gleichnamige, weilerartige Ort mit Hotel, Forsthaus und ehemaligem badischem Jagdschloss liegt wenig unterhalb der Passhöhe Schwarzmiss (933 m) zwischen Murg- und Enztal auf etwa 860 m ü. NN im Zentrum des größten zusammenhängenden Waldgebiets Baden-Württembergs.
Das Loipennetz auf dem Kaltenbronn umfasst rund 65 km. Direkt im Ort (Parkplatz C) befindet sich der Einstieg in die sechs verschiedenen Rundloipen, die zwischen 3,3 und
21,5 Kilometer lang sind. Alle Infos zu den Streckenverläufen, den Schwierigkeitsgraden und zum Zustand findet man unter www.infozentrum-kaltenbronn.de (Unterpunkt "Winter auf dem Kaltenbronn"). Den Loipenbericht gibt‘s auch über Telefon. Das Band wird übrigens von Niklas’ Mutter besprochen, Tel. 07224/9941499.
Kurze Loipen: Leicht sind die grün markierte Holohloipe (6,4 km) und die blaue Runde (5,2 km). Sehr anspruchsvoll ist die schwarze Rindenloipe – zwar nur 3,3 Kilometer lang aber mit etlichen schwierigen Passagen.
Längere Rundloipen: Mittelschwer, aber mit 21 Kilometern Länge nicht ganz anspruchslos ist die rot markierte Kaltenbachhöhenloipe, die längste Runde auf dem Kaltenbronn. Mit Einkehrschwung in der Grünhütte lässt sich die 16 km lange Grünhüttenloipe gut bewältigen (www.gruenhuette.de).
Für Pistenbully-Fahrer Niklas ist diese Strecke allerdings nicht ganz ohne: "Langläufer und Winterwanderer auf dem Weg zu managen – das ist eine große Herausforderung.“
Einkehren kann man auch auf der 12,3 km langen Teufelsmühlenloipe (www.teufelsmuehle-schwarzwald.de), wegen der schönen Aussichten eine der Lieblingsrunden von Niklas.
Örtliche Rundloipen: Wer noch mehr Auswahl sucht, kann sich die fünf örtlichen Rundloipen vornehmen. Die starten in Bad Wildbad, Dobel, Gaistal, Enzklösterle und Besenfeld.