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Nr. 1: Josef Zimmermann - wie's echt war

Weihnachtsgeschichte 1: Die Weihnachtsgeschichte mal anders ... und Schwäbisch. Martin Spreng aus Altensteig hat sich in die Rolle des Josef versetzt.
Krippe mit Ochse im Stall
Martin Spreng aus Altensteig hat sich in die Rolle des Josef versetzt in seiner Weihnachtsgeschichte "Josef Zimmermann - wie's echt war".Foto: NM/KI-generiert

Josef Zimmermann – wie’s echt war

O.K., mir wared scho verlobd. Un weils Mariele koine Eldern meh ghet hat, hemmer au scho z’samme en emme Häule gwohnt. Sie obbe, i onne. Also ganz brav.

I habe e kloins Zemmermannsgschäftle ghet, weil e jo alloi war. Hab meh Reparature gmacht. Abber s’hat glangt.

Oines Dags isch’s Mariele komme, unn hat verzehlt, dass in de Nacht so en komische Kerle in ihrer Schlofstubb gschande wär – also sie sei s’Dood nei verschrocke – un der het gsagd, sie wär schwanger.

No habbe glacht, weil so en Schwachsinn habbe no nie ghert. Abber dann ben e bees worre. „Wer war des? War de de Ernschd-Auguschd oder de Karle? Un was henn dir do driebe?“

S’Mariele hat Rotz un Wasser gheilt. Sie dät net liege un des wär alles wohr. So ging des acht Dag lang. Bis se ihre Siebesache zamme packd hat un wollt gehe.

No habbe halt gsagt: “O.K., isch gut, i glab dr halt.“ Un no hat se uffghert rom zom plärre, un mir henn uns widder vertrage. Abber e bisle missdrauisch benne doch gwä.

Un dann kam so en Bachel von Ratsschreiber un hat gsagt, irgendwie däde die Rechenmaschine nemme do, un mer misst jetzt do no raise, wo mer gebore isch! I hab gmoint i raschd aus! I komm aus Betlehem, un des isch net grad um d’Eck rom. Ja wie solle den jetzt do no komme ohne ÖPNV? Mit erre schwangere Fraa, unn des Kendle hat sich a scho gsenkt ghet. Mei Nachbar, de Karle, hat mer dann sein Esel gliehe, s’Mariele drufghebelt und i, mit de Raisedasch uff em Buggl, bene voneraus daggelt.

Un was e mer dengt hab! Koi Pensjon war meh frei! Sogar mei Schwippschwoger mütterlicherseits hat gsagt: “Tut mir leid, mir henn scho Schdockbedde uffgschdellt, abber jetzt geht nix meh!“ Abber dann isch em eigfalle, dass er en seim Schopf, wo se sonschd Schäfle drenn henn, grad nur en Ox drenn schdeht, weil die Schäfle uff de Waid grased. Do kennde mer doch e paar Daag schlofe bis des Heckmeckles rom isch.

“Also gut”, habbe gsagt, als des Mariele so komisch zom schnaufe ogfange hat. Benn schnell zu dere Schaier. I sags eich. Kaum ischs se vom Esel rodergrutschd, isch des Butsele au scho am rauskomme gwäse. I hab garnet so schnell helfe kenne un a Hebamm war grad jo net do.

No habbe halt gmacht, was mer so liest. Hab e paar Handtiecher aus de Raisedasch gholt, dem Kend uff de Bobbes ghaut und d Nabelschnur abgmacht.

O.K., s’Mariele war total ferdich! I hab dem Ox sei Futtertrog weggnomme un hab des Kendle neiglegt.

Sie, des war ein Schpektakel. Do isch plötzlicht s Lichd ohgange am Himmel, wie wenns Dag wär, un so e komisches Gesause war do. No habbe wenigschdens Licht ghet um emol zu gucke ob des e Mädle odder en Bu isch. „OK, habbe gsagt, heißt der jetzt Josef der Zweite?“ Noi, hats Mariele gsagt, der Typ domols hat doch gsagt, der muss Jesus hoise.

Boah, do isch mer widder älles hochschdiege un hab en digge Hals kriegt. Abber no habbe Ja und Amen gsagt. Abber des isch e annere Gschichd

Hier noch (für alle Nicht-Schwaben) die hochdeutsche Übersetzung:

Josef Zimmermann – wie es wirklich war

Also gut. Wir waren schon verlobt. Und weil das Mariele keine Eltern mehr hatte, haben wir schon zusammen in einem kleinen Häuschen gewohnt. Sie oben, ich unten. Ganz brav, versteht sich.

Ich hatte ein kleines Zimmermannsgeschäft, weil ich ja allein war. Ich habe hauptsächlich Reparaturen gemacht. Aber es hat zum Leben gereicht.

Eines Tages kam das Mariele zu mir und erzählte, dass in der Nacht ein seltsamer Kerl in ihrem Schlafzimmer gestanden wäre – sie sei fast zu Tode erschrocken – und der habe gesagt, sie sei schwanger.

Da habe ich erst gelacht, weil so einen Quatsch hatte ich noch nie gehört. Aber dann wurde ich sauer. „Wer war das? War’s der Ernst-August oder der Karle? Und was habt ihr da getrieben?“

Das Mariele hat Rotz und Wasser geheult. Sie würde nicht lügen, und es sei alles wahr. So ging das acht Tage lang. Bis sie schließlich ihre sieben Sachen gepackt hat und gehen wollte.

Da habe ich gesagt: „Okay, ist gut, ich glaube dir jetzt.“ Und dann hat sie aufgehört zu weinen, und wir haben uns wieder vertragen. Aber ein bisschen misstrauisch war ich trotzdem.

Und dann kam so ein Schreiberling vom Rathaus und meinte, irgendeine Rechenmaschine würde nicht mehr funktionieren, und man müsse jetzt dorthin reisen, wo man geboren wurde! Ich dachte, ich fall vom Glauben ab! Ich komme aus Bethlehem, und das ist nicht gerade um die Ecke. Wie sollen wir denn da hinkommen – ohne öffentlichen Nahverkehr? Mit einer schwangeren Frau, und das Kind hatte sich auch schon gesenkt. Mein Nachbar, der Karle, hat mir dann seinen Esel geliehen. Ich hab das Mariele draufgehievt und bin mit meiner Reisetasche auf dem Rücken vorneweg marschiert.

Und was ich da erlebt habe! Keine Pension hatte mehr ein Zimmer frei! Nicht einmal mein Schwippschwager mütterlicherseits konnte uns nehmen: „Tut mir leid, wir haben schon Strohlager aufgebaut, aber jetzt geht gar nichts mehr!“ Aber dann fiel ihm ein, dass er in seinem Schuppen – da, wo sonst die Schafe stehen – gerade nur einen Ochsen drin hat, weil die Schafe auf der Weide sind. Da könnten wir doch ein paar Tage schlafen, bis das ganze Theater vorbei wäre.

„Also gut“, hab ich gesagt, als das Mariele plötzlich so komisch zu atmen anfing. Wir also schnell in den Stall. Ich sag’s euch: Kaum ist sie vom Esel heruntergerutscht, da kam das Baby auch schon! Ich konnte gar nicht so schnell helfen, und eine Hebamme war natürlich auch nicht da.

Also habe ich gemacht, was man halt so liest: Ein paar Handtücher aus der Tasche geholt, dem Kind leicht auf den Po geklopft und die Nabelschnur durchtrennt.

Das Mariele war völlig fertig! Ich hab dem Ochsen den Futtertrog weggeschoben und das Baby hineingelegt.

Und dann – das könnt ihr euch nicht vorstellen: Auf einmal ging am Himmel ein Licht an, so hell wie am Tag, und ein seltsames Rauschen war zu hören. Immerhin hatte ich so genug Licht, um mal nachzusehen, ob es ein Mädchen oder ein Junge ist. „Okay“, hab ich gesagt, „dann heißt er jetzt Josef der Zweite?“
„Nein“, hat das Mariele gesagt, „der Typ damals hat doch gesagt, er muss Jesus heißen.“

Ich sag euch, da ist mir wieder alles hochgekommen, und ich hatte einen richtig dicken Hals. Aber gut – dann habe ich eben Ja und Amen gesagt. Aber das ist wieder eine andere Geschichte ...

Martin Spreng, Altensteig

von Martin Spreng
08.11.2025
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