
Mal angenommen, Robbie könnte schon ein Tagebuch schreiben, dann würde wohl in etwa Folgendes darin stehen:
Als ich heute von meinem Mittagsschlaf aufwachte, traute ich meinen Augen kaum. Da stand doch tatsächlich ein Baum mitten im Zimmer. Er war grün und hatte lauter kleine Finger. Lustig. Der interessierte mich, also krabbelte ich mit der mir eigenen Wahnsinnsgeschwindigkeit in seine Richtung. Ich streckte die Hand danach aus und „Aua“, das pikste ganz gewaltig. „Böser Baum!“. Ich wollte ihm eine runterhauen und er pikste noch mehr. Ich habe dem Baum ganz laut meine Meinung gesagt. Mit dem bösen Baum rede ich nie mehr.
Am nächsten Morgen hängten Mama und Papa ganz viele glitzernde Bälle und Sterne und kleine Spielzeuge an den Baum. Dann hat Papa ganz viele Kerzen geholt und sie am Baum festgemacht. „Der Baum hat wohl Geburtstag“, hab‘ ich mir gedacht. Der muss aber ganz schön alt sein, bei den vielen Kerzen.
Nach dem Mittagsschlaf kam der Opa rein, der ist immer sehr lieb zu mir. Heute hat er eine große bunte Schachtel dabeigehabt, die hat er unter den Baum gelegt. „Das ist wohl sein Geburtstagsgeschenk“, hab‘ ich gedacht. „Was schenkt man denn eigentlich einem Baum?“ Mama und Papa haben dann auch noch Päckchen und Tüten dazugestellt. „Was da wohl dann drin sein könnte?“.
Mama zog mich um und schließlich zogen alle ihre Jacken an und es ging hinaus in die Kälte. Wir gingen in ein riesiges Haus voller Leute und setzen uns auf eine Holzbank. Dann musste ich ziemlich lange still sein. Opa hat mit mir gespielt. Plötzlich standen viele Kinder auf und gingen hinaus. Als sie wieder reinkamen, sahen sie irgendwie anders aus. Sie haben die Geschichte eines Babys erzählt und gespielt. Das Arme musste in einem Stall schlafen. Da lobe ich mir doch mein warmes Bett. Die Geschichte war sehr spannend. Was mich nur gewundert hat, auch hier stand ein großer Baum mitten im Raum.
Als die Kinder fertig waren, sangen sie ein Lied. Ich weiß eigentlich nur noch, dass das Baby Jesus hieß und eines der Kinder sagte, dass es heute Geburtstag hat. Kurz danach sind wir wieder nach Hause gegangen und es gab etwas zu essen. Nach dem Essen sangen Mama, Papa und Opa Lieder, die fast alle von Jesus handelten. Geburtstagskerzen wurden angezündet. Jetzt hatte ich verstanden: Sein Geburtstag wurde gefeiert! Nach dem Singen wurden die Päckchen verteilt, ich bekam auch eins. Es ist gar nicht so einfach gewesen, es aufzukriegen, aber endlich kam der ein großes weiches Kuscheltier heraus. Das fand ich sehr nett und ich lächelte die anderen dankbar an.
Also der Baum hatte nicht Geburtstag, aber Jesus, das hatte ich verstanden. Eins verstehe ich aber nicht: „Warum bekomme ich etwas geschenkt, wenn jemand anderer Geburtstag hat?“
Silke Pschibl, Vöhringen
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