Auch Baden hat eine bewegte Geschichte, geprägt von Mord und Totschlag, von Kriegen, Siegen und Besatzungen. Das Land war mal größer, mal kleiner, seinen Namen hat es schließlich durch Markgrafen von Baden bekommen. Das ist Ausgangspunkt von Horst-Dieter Radkes Buch „Sagen & Legenden aus Baden“.
Sie herrschten zwischen Backnang und Besigheim, später erweitert zum Oberrhein und in den Nord-Schwarzwald. Die Zähringer, Napoleon, die Revolution 1848, der nationalsozialistische Reichsstatthalter 1933 und schließlich 1952 der Zusammenschluss zu Baden-Württemberg, das alles, so lässt uns Autor Horst-Dieter Radke im Vorwort wissen, prägt Baden. Aus verschiedenen Zeiten und zu verschiedenen Themen hat er „Sagen & Legenden aus Baden“ zusammengestellt und als Buch mit sieben Kapiteln veröffentlicht. Von Achern, Allensbach, Asbach... über...Baden-Baden...Durlach...Oberkirch...Wertheim, Zähringen, Zindelstein reichen die Handlungsorte der insgesamt 39 Geschichten.
„Aus alter Zeit“ lernen wir unter anderem „Die Sage vom Wolfsbrunnen“ kennen. Dort am Jettenbühl bei Heidelberg wollte sich die Seherin Jetta mit einem edlen Jüngling aus Franken heimlich treffen. Als der ankam, hatte jedoch ein Wolf sie zerfleischt. Der Jüngling tötete den Wolf mit dem Schwert und verhauchte wenige Monde später sein eigenes Leben in einer waldeinsamen Klause.
Unter „Von Schätzen, bösen Grafen und Gespenstern“ besteigen wir mit zwei Männern die Burg Hohenberg. Ihre Reste erheben sich heute über Karlsruhe-Durlach auf dem Turmberg. Sie begegnen dort einer weiß gekleideten Frau, die im Laufe der Geschichte bei vielen Wanderern nach Erlösung suchte – und, bis heute, nicht findet.
In Verse gefasst begegnen wir in „Napoleon und das Großherzogtum Baden (1806 – 1918)“ dem Gedicht „Das Bergschloss“ von Max von Schenkendorf (1783- 1817). Darin sehnt sich der Dichter nach der alten Zeit, indem er lyrisch das alte Schloss Hohenbaden romantisiert.
Andere Kapitel heißen „Der Ursprung von Baden“ (10.-12. Jahrhundert), „Die Zeit der Markgrafen“ (13. - Mitte 17. Jahrhundert), „Baden im Alten Reich“ (1648 – 1806) und „Legenden und geistliche Erzählungen“.
Jede der Geschichten besteht aus zwei oder drei Teilen. Horst-Dieter Radke erzählt die Sage, gedruckt in normaler, gut lesbarer Druckschrift. Seine Darstellung begleitet er mit Hintergrundinformationen und Nacherzählungen aus verschiedenen Sagenbüchern, gedruckt in kleinerer, leicht verschnörkelter Kursivschrift. Schön ist, dass wir am Ende des Buchs ein Glossar finden, in dem verschiedene, heute ungebräuchliche Begriffe erklärt werden. „Feme“ ist eine Form der mittelalterlichen Strafjustiz, die im 16. Jahrhundert weitgehend verschwand, steht da. „Simri“ ist ein oberdeutsches Hohlmaß zum Messen von Getreide von 22 Litern, in Württemberg von 443, Litern.
Horst-Dieter Radke gibt uns mit den „Sagen & Legenden aus Baden“, die er ausgewählt hat, einen Einblick in die Lebens-und Denkweise unserer Vorfahren in den letzten Jahrhunderten. Wir staunen über manches, was uns heute skurril vorkommt und bekommen vom einen oder anderen eine Idee, wie es entstanden sein könnte. Vieles ist, auch das erkennen wir, heute noch durchaus lebendig.