Ein Festessen mit der ganzen Familie vor Weihnachtsbaum- und Schneekulisse gepaart mit der Vorfreude auf eine feuchtfröhliche Neujahrs-Party. „Rund um die Feiertage herrscht nicht selten großer Trubel, der auch Vierbeiner nicht unberührt lässt“, weiß Melanie Ahlers, Tierärztin bei der Agila Haustierversicherung. „Tiere reagieren ähnlich wie Menschen, wenn sie sich überfordert fühlen: mit Stress.“
An Silvester und Neujahr entlaufen laut der Tierschutzorganisation TASSO e.V., die Europas größtes kostenloses Heimtierregister betreibt, besonders viele Tiere - deutlich mehr als an anderen Tagen. Vor allem Hunde sind davon betroffen, während die Zahl der vermissten Katzen eher im Durchschnitt liegt. Dennoch leiden auch Katzen stark unter der Situation, obwohl Freigängerkatzen oft während dieser Zeit nicht nach draußen gelassen werden.
Umso wichtiger also, dass Halter wissen, wie sie ihre vierbeinigen Lieblinge entspannt durch die aufregende Zeit bringen.
Besonders an Weihnachten und Silvester häufen sich mögliche Stressfaktoren: Änderungen in der täglichen Routine, neue Personen und Orte, laute Geräusche und intensive Gerüche können Hunde und Katzen überfordern. „Der Körper schüttet dann Hormone aus, die die Tiere auf eine Verteidigung oder Flucht vorbereiten“, erklärt Melanie Ahlers. Über einen längeren Zeitraum hinweg kann sich das negativ auf die Gesundheit auswirken. „Hinzu kommen manchmal frühere negative Erlebnisse, beispielsweise mit Feuerwerkskörpern. Diese sorgen in ähnlichen Situationen für stärkere Stressreaktionen.“
„Psychische Leiden sollten genauso ernstgenommen werden wie körperliche Erkrankungen“, sagt Lisa Borchard, Referentin Tierschutz bei TASSO und Tierärztin mit dem Schwerpunkt Tierverhalten, und fährt fort: "Bei länger andauernder oder starker Angst schüttet der Körper Stresshormone aus, die zum Beispiel zu einer erhöhten Herz- und Atemfrequenz führen. Ähnliches passiert im Körper, wenn ein Tier Schmerzen hat. Kurz gesagt: Wer Angst hat, leidet.“ Auch schon bei Tieren, die milde Stressreaktionen zeigen, sollten Tierhalter eingreifen und das nicht abtun, appelliert Borchard. Spätestens wenn nach der Silvesternacht noch Probleme da sind, sollten Tierhalter überlegen, was sie für das kommende Silvester ändern können. Denn es besteht zusätzlich die Gefahr der Generalisierung der Geräuschangst. Anfangs steht die Angst vor Feuerwerk im Vordergrund, häufig wird daraus aber im Laufe der Zeit eine Gewitterangst oder sogar eine generalisierte Geräuschangst, bei der viele verschiedene laute Alltagsgeräusche für das Tier problematisch werden.
Treten starke Stressreaktionen rund um die Feiertage auf, rät die Expertin Ahlers zum gezielten Verhaltenstraining. „Dabei können gemeinsam mit einem Tierarzt individuelle Trainings- und Therapiepläne entwickelt werden. Am besten beginnen Halter damit bereits früh – als guter Neujahrsvorsatz für’s nächste Jahr sozusagen.“
Ein Mittel, wenn Hunde und Katzen besonders der Lärm zu Silvester stört, sind zum Beispiel CDs mit Knallgeräuschen. Diese werden zunächst so leise abgespielt, dass keine Stressreaktionen auftreten. Die Lautstärke kann dann nach und nach erhöht werden, bis die Tiere sich daran gewöhnt haben.
Egal ob zu Hause oder „auswärts“ gefeiert wird: Halter unterstützen ihre Lieblinge bereits mit einfachen Mitteln. Ein bequemes Körbchen oder die Lieblingsdecke in einem separaten Raum schützen Hunde und Katzen vor (gut gemeinten) Streicheleinheiten und vielen neuen Reizen. Dorthin können sie sich zurückziehen, wenn es ihnen zu viel wird.
Ein weiterer Tipp: Lassen sich Besitzer von Reizen wie Gästen, Geschenken und Co. selbst nicht aus der Ruhe bringen, wirkt sich das auch beruhigend auf ihre Lieblinge aus. Möchten Zwei- und Vierbeiner besonders lautes Feuerwerk an Silvester vermeiden, lohnt sich zum Beispiel eine Kurzreise nach Dänemark: Dort kommen lediglich Wunderkerzen zum Einsatz. Entspannung pur für empfindliche Ohren und Gemüter also!
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