Kinder begegnen dem Tod oft früher, als wir es wünschen. Ein geliebtes Haustier, ein Großelternteil, manchmal ein Elternteil oder Geschwisterkind – und plötzlich stehen Erwachsene vor der Frage:
Was sage ich jetzt? Wie erkläre ich das? Was darf ich überhaupt sagen?
Aus Angst, Kinder zu überfordern, wird oft geschwiegen. Aber:
Schweigen kann für Kinder belastender sein als Worte.
Denn Kinder spüren, wenn etwas nicht stimmt – und füllen die Lücken mit eigenen Fantasien, die oft beängstigender sind als die Realität.
Kinder brauchen in einem Trauerfall vor allem:
Wahrheit – in kindgerechter Sprache
Raum für Fragen – und ehrliche Antworten
Stabilität – durch Rituale und Wiederholung
Verlässliche Menschen – auch wenn diese selbst traurig sind
So viel wie sie fragen. Und ein bisschen mehr.
Kinder spüren unausgesprochene Dinge. Offenheit ist wichtig – aber angepasst an Alter und Reife.
Alter | Verständnis vom Tod | Was hilft |
0-3 Jahre | Kein Konzept von Endgültigkeit | Nähe, feste Abläufe, Körperkontakt |
3–6 Jahre | Tod ist reversibel, wie Schlaf | Einfache Worte, klare Bilder |
6–10 Jahre | Tod wird als dauerhaft erkannt | Ehrlichkeit, Raum für wiederholte Fragen |
11+ Jahre | Komplexe, existenzielle Fragen | Gespräche auf Augenhöhe, Rückzugsräume |
Statt: „Opa ist eingeschlafen.“
Lieber: „Opa ist gestorben. Sein Körper funktioniert nicht mehr. Und er kommt nicht zurück.“
Statt: „Du musst jetzt stark sein.“
Lieber: „Du darfst traurig sein. Ich bin auch traurig.“
„Du kannst alles fragen – auch mehrmals.“
„Ich bin da. Auch wenn ich selbst traurig bin.“
„Es ist okay, wenn du weinst. Und es ist okay, wenn du lachst.“
„Bin ich schuld?“
„Darf ich trotzdem spielen?“
„Werde ich jetzt auch sterben?“
„Wenn ich nicht traurig bin – war er mir dann nicht wichtig?“
Ja – wenn sie das möchten und gut vorbereitet sind.
Kinder brauchen keine Schonung, sondern Orientierung. Wenn sie verstehen, was sie erwartet, kann die Teilnahme an der Beisetzung ihnen helfen, den Abschied zu begreifen. Sie erleben sich als Teil der Gemeinschaft und dürfen aktiv etwas beitragen – z. B. ein Bild mitgeben, eine Kerze anzünden, ein Lied aussuchen.
Art | Beispiele |
---|---|
Abschied | Zeichnung in den Sarg, Abschiedsbrief, Umarmung |
Erinnerung | Fotos, Gedenktisch, Lieblingsessen kochen |
Ausdruck | Malen, Kneten, Musizieren, Erinnerungsbuch |
Das wirkt oft befremdlich, ist aber normal.
Kinder trauern in Wellen. Sie wechseln zwischen Spiel und Trauer, weil sie sich so emotional regulieren. Das bedeutet nicht, dass sie weniger trauern – nur anders.
Sag deinem Kind ruhig:
„Ich bin traurig und brauche gerade Ruhe. Du darfst trotzdem spielen. Ich bin dir nicht böse.“
Du musst:
keine perfekten Antworten haben
nicht so tun, als wärst du stark
keine Erklärungen liefern, die dir selbst nicht stimmig erscheinen
Du darfst:
sagen „Ich weiß es nicht.“
mit deinem Kind traurig sein
Hilfe annehmen – für euch beide
Wenn dein Kind:
sich stark zurückzieht
über längere Zeit sehr still oder wütend ist
starke Schuldgefühle äußert
kaum noch Freude zeigt
sich selbst oder andere gefährdet
…dann kann professionelle Unterstützung helfen.
Viele Hospizdienste, kirchliche Stellen oder Beratungszentren bieten Trauerbegleitung für Kinder – oft kostenfrei oder kurzfristig.
Kinder müssen den Tod nicht vollständig verstehen.
Sie müssen nur wissen: Sie sind nicht allein.
Dass sie traurig sein dürfen.
Dass du da bist – mit deinen Worten, mit deiner Unsicherheit, mit deiner Liebe.
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