Sport und Bewegung wirken sich positiv auf die Gesundheit und Wohlbefinden aus – das gehört zum anerkannten Wissensstand. Sportliche Bewegungsprogramme helfen, bei orthopädischen Problemen die Leistungsfähigkeit wiederzuerlangen, bei Stoffwechselkrankheiten den Bedarf an Medikamenten zu verringern – aber auch präventiv, sodass Beschwerden gar nicht erst auftreten. Die Ursache vieler Probleme, die unsere Lebensqualität beeinträchtigen, lautet nämlich: zu wenig Bewegung.
Was vielen jedoch nicht bewusst ist: Bewegung steigert auch die Konzentrationsfähigkeit. Konzentration beschreibt die gewollte Fokussierung der Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Tätigkeit, z. B. das Lösen einer sportlichen, mathematischen oder anders gearteten Aufgabe – häufig auch im Zusammenspiel von körperlichen und mentalen Leistungsanforderungen. Je besser oder höher eine Konzentrationsfähigkeit ist, desto länger ist ein Mensch in der Lage, sich auf ein Ziel zu fokussieren und es zu erreichen.
Wahrnehmung, Erinnerung, Denken, Konzentration, Lernen, Emotionen – körperliche Bewegung beeinflusst gleich mehrfach unsere kognitiven Gehirnfunktionen positiv. Sport steigert die Herzaktivität, also Puls und Blutdruck, und sorgt damit für eine verstärkte Durchblutung des Gehirns, was wiederum eine verbesserte Versorgung der Zellen mit Sauerstoff und Glukose zur Folge hat. Durch all diese Reaktionen erhöht sich deutlich die Leistungsfähigkeit des Nervensystems.
Zudem fördert muskuläre Aktivität die Ausschüttung von Botenstoffen (Neurotransmitter, Hormone, Pheromone), die den Informationsaustausch zwischen den Körperzellen und damit zwischen allen Organen fördert. Bei Nervenzellen fördert dies die Bildung neuer Synapsen, es entstehen also Verbindungen (Vernetzungen) zwischen den Nervenzellen. Mitunter kommt es sogar zur Neubildung von Zellen, der so genannten Neurogenese.
All die genannten Effekte steigern die geistige Vitalität. Die Aufmerksamkeitsleistungen, insbesondere die Konzentration, nehmen zu. Damit fällt z. B. auch das Lernen leichter.
Inaktivität und insbesondere Bewegungsmangel hingegen liefern dem Gehirn diese Form der Unterstützung nicht. Stattdessen wirken sie der Entstehung neuer Nervenzellenverbindungen entgegen und können sogar zum Abbau der Zellen führen. Als Folge werden Bewegungen schlechter koordiniert, Gedächtnisleistung, Konzentration und Reaktionsfähigkeit nehmen ab.
Die Aufmerksamkeit zu lenken, ist eine großartige Fähigkeit des Gehirns. Diese Reflexionsleistung ist grundlegend für das, was gemeintypisch Achtsamkeit genannt werden.
Achtsamkeit bezeichnet einen Zustand, in dem der Mensch hellwach seine direkte Umwelt sowie die Verfassung seines Körpers und Gemüts erfährt, ohne von Gedankenströmen abgelenkt zu sein oder die Wahrnehmungen in irgendeiner Art und Weise zu bewerten. Achtsamkeit kann demnach als Form der Aufmerksamkeit im Sinne eines besonderen Wahrnehmungs- und Bewusstseinszustands verstanden werden.
Sport zählt zu den besten Möglichkeiten, diesen Zustand bewusst herbeizuführen. Sport ermöglicht, sich auf seinen Körper zu konzentrieren und sich selbst wahrzunehmen ohne jegliche Ablenkung. Durch eine körperliche Aktivität in Selbstvergessenheit einzutauchen, dabei Anstrengung positiv zu erleben und voll im Tun aufzugehen, kann eine „seelenreinigende Erfahrung“ sein.
Ständig strömen über alle Sinnesorgane Reize auf uns ein und nehmen den Kopf in Beschlag. „Gedankenkarussell“ ist dafür ein beliebter Begriff, wenn man zum Beispiel vor lauter Grübeln nicht in den Schlaf findet. Auch nach Feierabend fällt es vielen schwer, von der Arbeit und den damit einhergehenden Gedankenströmen abzuschalten. Probleme im Privatleben machen es fast unmöglich, sich selbst zu spüren und seine Seele baumeln zu lassen.
Wer sich auf Bewegung einlässt und Anstrengung zulässt, dem kann sich etwas offenbaren, das man „Flow-Moment“ nennt. Wer regelmäßig Sport treibt, kann lernen: „Sport macht den Kopf frei“.