Im Konzertsaal der Natur ist die Honigbiene als Haustier eine Bienenart unter vielen. „Weltweit wird die Zahl der Wildbienenarten auf 20.000 geschätzt, davon kommen mehr als 460 in Baden-Württemberg vor, darunter 29 Hummelarten. Allerdings steht schon rund die Hälfte unserer Wildbienen auf der Roten Liste, fast ein Drittel ist vom Aussterben bedroht und sieben Prozent sind bereits verschwunden“, sagt Johannes Enssle, Landesvorsitzender des NABU Baden-Württemberg.
Die Imkerin und NABU-Fachbeauftragte für Wildbienen, Sabine Holmgeirsson, weiß um die kritische Lage vieler Wildbienen. Denn rund 30 Prozent der Wildbienen sind auf die Blüte einer oder mehrerer Pflanzenarten angewiesen: „Während die Honigbiene im großen Blütensupermarkt einkaufen geht, sind einige Wildbienen so spezialisiert, dass nur eine einzige Pflanzengattung den benötigten Pollen liefert. Wenn diese Pflanzen durch zu intensive Landwirtschaft verschwinden oder durch zu frühe Mahd und sterile Vorgärten nicht zur Blüte kommen, verschwindet mit der Pflanze auch die Wildbiene, meist unbemerkt.“ So erging es in den letzten Jahren zum Beispiel der Mohnbiene (Osmia papveris). Außerdem fehlt es an geeigneten Nistplätzen wie freien Bodenstellen, Abbruchkanten oder unverfugten Mauern mit Spalten und Nischen.
Die Zahlen zum Rückgang der Wildbienen sind alarmierend und zeigen, dass das Insektensterben auch vor unseren heimischen Wildbienen keinen Halt macht. „Aber es gibt auch eine gute Nachricht“, sagt Enssle. „Wir können etwas gegen das Bienensterben tun. Zum Beispiel durch insektenfreundliche Landwirtschaft und naturnahes Gärtnern.“
► 4 einfache Tipps des NABU Baden-Württemberg, mit denen der Garten zum Paradies für Wildbienen wird.
Weil Wildbienen unter Futtermangel und fehlenden Lebensräumen leiden, haben viele Menschen begonnen, sie direkt im eigenen Garten durch bienenfreundliche Pflanzen, Wildblütenstreifen und Insektenhotels zu unterstützen. Auch Unternehmen sowie Landwirtinnen und Landwirte beteiligen sich daran. Sie können auch für die rund 70 Prozent an Wildbienenarten, die im Boden nisten, passende Angebote schaffen.
„Wir müssen wieder Flächen entsiegeln und leblose Schottergärten zurückbauen“, fordert Holmgeirsson. Klinisch reine Parkplatz-Vorgärten heizen sich in Zeiten des Klimawandels außerdem stärker auf als naturnahe Grünflächen. „Nehmen Sie doch den Weltbienentag dieses Jahr zum Anlass, aus einer grünen Einöde vor der Haustüre ein kleines Wildbienenparadies zu machen“, schlägt die Bienenexpertin vor. Auch Kommunen und Unternehmen können hier einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie Grünanlagen in der Innenstadt oder auf dem firmeneigenen Gelände umgestalten.
Auch die Landwirtschaft kann auf vielfältige Weise unterstützen. Ein blühendes Nahrungsangebot entsteht beispielsweise ganz traditionell durch eine vielfältige Fruchtfolge mit Klee oder, in der modernen Landwirtschaft, durch ein Gemisch aus Getreide mit Klee oder Mais mit Bohnen. Selbst Biogas-Betriebe können mit einer mehrjährigen Wildpflanzenmischung viel Gutes tun. Essentiell sind außerdem eine naturschonende Bewirtschaftung, um artenreiche Wiesen zu erhalten, sowie unbefestigte Feldwege, in deren offenen Böden viele Wildbienen eine Nistmöglichkeit finden können.
Im Südwesten sind 40 Prozent der Wildbienen in Streuobstwiesen zu finden, wo sie Äpfel, Zwetschgen und Birnen bestäuben. Der Verlust von Streuobstwiesen als artenreiches Biotop – sei es durch fehlende Pflege und Verbuschung oder durch die Ausweisung von Bauland – bedroht neben den Wildbienen alle etwa 5.000 dort lebenden Arten.
Die Garten-Blattschneiderbiene wurde zur Wildbiene des Jahres 2025 gekürt. Mit etwas Glück und einem vielfältigen Blütenangebot lässt sich das mittelgroße Insekt mit seinen orangen Haaren im kommenden Sommer in den Gärten entdecken.
Vor allem ihre außergewöhnliche Nestbauweise ist beeindruckend. Die Weibchen schneiden nämlich mit ihren Kiefern ovale Stücke aus Pflanzenblättern. Diese "Tapeten" nutzen sie, um ihre Brutzellen, die sie in morschem Holz oder in Nisthilfen einrichten, damit auszukleiden.
Die Sommerbiene ist zwischen Ende Juni und Ende August aktiv. Sie bevorzugt einen Lebensraum mit Wildpflanzen und Blütenvielfalt. Deshalb ist sie besonders in naturnahen Gärten, auf Wiesen sowie an Weg- und Waldrändern zu finden.
Die Blauschwarze Holzbiene war 2024 die Wildbiene des Jahres. Sie fliegt von Ende Februar bis Mitte Oktober. Mit 20 bis 28 Millimetern Körpergröße zählt sie zu den großen Vertreterinnen der einheimischen Wildbienen-Fauna. Sie gehört zur Gattung der Holzbienen, die in Deutschland drei Arten umfasst.
Als Nahrungsquelle sind für die Blauschwarze Holzbiene beispielsweise Glyzinien, Platterbsen und Wicken unentbehrlich. Der hummelartige Körper der Tiere fällt durch seine schwarze Behaarung sowie die schwärzlichen, violett irisierenden Flügel besonders auf.