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Wildbienen in BW: Unverzichtbar für die Bestäubung

Rund 20.000 Wildbienenarten gibt es auf der Welt. Allein 460 von "Majas wilden Schwestern" kann man in Baden-Württemberg entdecken.
Blauschwarze HolzbieneFoto: Gerold Vitzthum/NABU Baden-Württemberg

Im Konzertsaal der Natur ist die Honigbiene als Haustier eine Bienenart unter vielen. „Weltweit wird die Zahl der Wildbienenarten auf 20.000 geschätzt, davon kommen mehr als 460 in Baden-Württemberg vor, darunter 29 Hummelarten. Allerdings steht schon rund die Hälfte unserer Wildbienen auf der Roten Liste, fast ein Drittel ist vom Aussterben bedroht und sieben Prozent sind bereits verschwunden“, sagt Johannes Enssle, Landesvorsitzender des NABU Baden-Württemberg.

Warum haben es Wildbienen so schwer?

Die Imkerin und NABU-Fachbeauftragte für Wildbienen, Sabine Holmgeirsson, weiß um die kritische Lage vieler Wildbienen. Denn rund 30 Prozent der Wildbienen sind auf die Blüte einer oder mehrerer Pflanzenarten angewiesen: „Während die Honigbiene im großen Blütensupermarkt einkaufen geht, sind einige Wildbienen so spezialisiert, dass nur eine einzige Pflanzengattung den benötigten Pollen liefert. Wenn diese Pflanzen durch zu intensive Landwirtschaft verschwinden oder durch zu frühe Mahd und sterile Vorgärten nicht zur Blüte kommen, verschwindet mit der Pflanze auch die Wildbiene, meist unbemerkt.“ So erging es in den letzten Jahren zum Beispiel der Mohnbiene (Osmia papveris). Außerdem fehlt es an geeigneten Nistplätzen wie freien Bodenstellen, Abbruchkanten oder unverfugten Mauern mit Spalten und Nischen.

Video: Vortrag "Majas wilde Schwestern"

Jede und jeder kann etwas für Wildbienen tun

Die Zahlen zum Rückgang der Wildbienen sind alarmierend und zeigen, dass das Insektensterben auch vor unseren heimischen Wildbienen keinen Halt macht. „Aber es gibt auch eine gute Nachricht“, sagt Enssle. „Wir können etwas gegen das Bienensterben tun. Zum Beispiel durch insektenfreundliche Landwirtschaft und naturnahes Gärtnern.“

Wildbienenparadiese im Garten schaffen

Weil Wildbienen unter Futtermangel und fehlenden Lebensräumen leiden, haben viele Menschen begonnen, sie direkt im eigenen Garten durch bienenfreundliche Pflanzen, Wildblütenstreifen und Insektenhotels zu unterstützen. Auch Unternehmen sowie Landwirtinnen und Landwirte beteiligen sich daran. Sie können auch für die rund 70 Prozent an Wildbienenarten, die im Boden nisten, passende Angebote schaffen.

„Wir müssen wieder Flächen entsiegeln und leblose Schottergärten zurückbauen“, fordert Holmgeirsson. Klinisch reine Parkplatz-Vorgärten heizen sich in Zeiten des Klimawandels außerdem stärker auf als naturnahe Grünflächen. „Nehmen Sie doch den Weltbienentag dieses Jahr zum Anlass, aus einer grünen Einöde vor der Haustüre ein kleines Wildbienenparadies zu machen“, schlägt die Bienenexpertin vor. Auch Kommunen und Unternehmen können hier einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie Grünanlagen in der Innenstadt oder auf dem firmeneigenen Gelände umgestalten.

Dunkle Erdhummel.Foto: Rolf Jantz - naturgucker.de/NABU Baden-Württemberg
Dunkle Erdhummel.
Foto: Rolf Jantz - naturgucker.de/NABU Baden-Württemberg

Naturnahe Landwirtschaft

Auch die Landwirtschaft kann auf vielfältige Weise unterstützen. Ein blühendes Nahrungsangebot entsteht beispielsweise ganz traditionell durch eine vielfältige Fruchtfolge mit Klee oder, in der modernen Landwirtschaft, durch ein Gemisch aus Getreide mit Klee oder Mais mit Bohnen. Selbst Biogas-Betriebe können mit einer mehrjährigen Wildpflanzenmischung viel Gutes tun. Essentiell sind außerdem eine naturschonende Bewirtschaftung, um artenreiche Wiesen zu erhalten, sowie unbefestigte Feldwege, in deren offenen Böden viele Wildbienen eine Nistmöglichkeit finden können.

Schutz von Streuobstwiesen besonders wichtig

Im Südwesten sind 40 Prozent der Wildbienen in Streuobstwiesen zu finden, wo sie Äpfel, Zwetschgen und Birnen bestäuben. Der Verlust von Streuobstwiesen als artenreiches Biotop – sei es durch fehlende Pflege und Verbuschung oder durch die Ausweisung von Bauland – bedroht neben den Wildbienen alle etwa 5.000 dort lebenden Arten.

Mai-Langhornbiene.Foto: Felix Fornoff/NABU Baden-Württemberg
Mai-Langhornbiene.
Foto: Felix Fornoff/NABU Baden-Württemberg

Die Wildbiene des Jahres 2024 entdecken

Die Blauschwarze Holzbiene, Wildbiene des Jahres 2024, fliegt von Ende Februar bis Mitte Oktober. Mit 20 bis 28 Millimetern Körpergröße zählt sie zu den großen Vertreterinnen der einheimischen Wildbienen-Fauna. Sie gehört zur Gattung der Holzbienen, die in Deutschland drei Arten umfasst.
Als Nahrungsquelle sind für die Blauschwarze Holzbiene beispielsweise Glyzinien, Platterbsen und Wicken unentbehrlich. Der hummelartige Körper der Tiere fällt durch seine schwarze Behaarung sowie die schwärzlichen, violett irisierenden Flügel besonders auf.

Mitmachen beim Insektensommer 2024

Damit noch mehr Menschen Mauer- von Sandbienen unterscheiden können und erkennen, dass die kleinen Tierchen auf den Blüten keine Ameisen, sondern winzige Scheren-, Zottel- oder Löcherbienen sind, lädt unter anderem der NABU Baden-Württemberg vom 31. Mai bis 9. Juni und vom 2. bis 11. August 2024 zum Mitmachen beim 7. Insektensommer ein.

Alle Infos unter: www.insektensommer.de

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von NABU/red
08.05.2024