Zuhause – das bedeutet Geborgenheit, Wärme und eine vertraute Umgebung, in der sich ein Mensch geborgen fühlt. Es bedeutet aber auch, dass Angehörige vor einer besonderen Herausforderung stehen. Was darfst du erwarten? Was kannst du leisten? Und wo findest du Unterstützung?
Viele Menschen wünschen sich, in ihrem Zuhause sterben zu dürfen. Vielleicht hat dein Mensch diesen Wunsch ausgesprochen – oder vielleicht spürst du einfach, dass es das Richtige wäre. Zuhause sterben bedeutet, inmitten der Familie zu bleiben, umgeben von eigenen Dingen, Gerüchen, Geräuschen, die vertraut sind und Halt geben.
Es bedeutet aber auch, dass du bereit bist, diesen Weg zu gehen. Ein Weg, der vielleicht der schwierigste ist, den du jemals gehen wirst – aber auch einer, der tiefer, ehrlicher und bedeutungsvoller kaum sein könnte.
Es bedeutet zunächst einmal, dass du den sterbenden Menschen in seiner vertrauten Umgebung belässt – gemeinsam mit allen Gefühlen, die dazu gehören: Nähe, Liebe, Angst, Unsicherheit und Trauer.
Du wirst vielleicht Dinge tun, die du bisher nie gemacht hast: Medikamente geben, bei der Körperpflege helfen, Arzttermine organisieren, Essen vorbereiten, da sein. Einfach da sein, selbst wenn du gar nicht genau weißt, wie.
Vor allem aber bedeutet es, Zeit zu teilen. Zeit, die wertvoller nicht sein könnte – voller Momente, die du später nicht missen möchtest.
Zuhause einen geliebten Menschen bis zuletzt zu begleiten, bedeutet nicht, dass du alles allein schaffen musst. Niemand erwartet von dir, dass du auf einmal Pflegeprofi bist oder alle medizinischen Abläufe verstehst.
Es gibt Menschen, die dafür da sind, dich zu begleiten und zu unterstützen:
Du darfst müde sein. Du darfst erschöpft sein. Du darfst auch mal nicht wissen, wie es weitergeht. Du darfst dir Hilfe holen – und sie annehmen.
Was du nicht musst: perfekt sein. Du musst nicht alle Antworten kennen. Du musst nicht immer stark sein, nicht alles alleine bewältigen. Es gibt professionelle Hände, die dich auffangen, wenn du nicht mehr kannst.
Wenn du den Tod zu Hause begleitest, wirst du erleben, wie nah Leben und Sterben beieinanderliegen. Es wird Momente geben, die unglaublich schwer sind – aber auch solche voller Nähe, Verbundenheit und Liebe.
Es ist ein Weg, der vieles verändern kann: deinen Blick auf das Leben, deinen Umgang mit der Zeit, deinen Blick auf dich selbst. Vor allem aber ist es ein Weg, der dem sterbenden Menschen ermöglicht, in Würde und Geborgenheit zu gehen.
Wenn du dich für diesen Weg entscheidest, dann plane ihn behutsam und bewusst. Sprich frühzeitig mit einem Hospizdienst oder Palliativteam. Kläre, welche medizinischen Hilfsmittel benötigt werden und wie du Unterstützung bekommst, wenn es dir zu viel wird.
Und vor allem: Sei ehrlich zu dir selbst. Höre auf dein Bauchgefühl. Sprich mit deinem Menschen, sprich mit deiner Familie, sprecht offen miteinander.
Wenn der Moment kommt, in dem dein Mensch geht, dann darfst du Abschied nehmen – auf deine Weise. Du darfst weinen, lachen, reden, schweigen oder einfach nur da sein. Du darfst dir Zeit lassen, du darfst traurig sein, du darfst all das fühlen, was du fühlst.
Denn den Tod zu Hause zu begleiten, ist ein Weg voller Liebe, Respekt und Menschlichkeit. Ein Weg, den du niemals bereuen wirst – egal wie schwer er sein mag. Denn in diesem Abschied steckt all das, was wirklich zählt: Nähe, Verbundenheit und das Gefühl, bis zuletzt füreinander da gewesen zu sein.
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