Trauer & Abschied

Trauerredner finden einfühlsame Worte

Bei einer Trauerfeier in konfessionslosem Rahmen können freie Trauerredner für die Worte des Abschieds beauftragt werden. Tipps für Hinterbliebene.
Trauerredner bei der Trauerfeier
Trauerredner bei der TrauerfeierFoto: Design Pics/Kristy-Anne Glubish/Thinkstock

Soll eine Trauerfeier in einem konfessionslosen Rahmen stattfinden, wird in der Regel ein freier Trauerredner damit beauftragt, einfühlsame Worte des Abschieds zu finden. Der Beruf des Trauerredners gewinnt zunehmend an Bedeutung – vor allem in einer Zeit, in der immer mehr Menschen bei einer Bestattung keine kirchliche Zeremonie wünschen.

Trauerredner übernehmen in solchen Fällen eine zentrale Rolle: Sie gestalten die Abschiedsfeier persönlich, würdevoll und individuell. Ihre Aufgabe ist es, dem Leben des Verstorbenen mit Worten gerecht zu werden – unabhängig von religiösen Riten. Oft sind es ehemalige Theologen oder Personen aus dem karitativ-sozialen Bereich, die sich zu zertifizierten Trauerrednern ausbilden lassen und ihrer Berufung mit viel Empathie folgen.

Video: Was macht ein Trauerredner?

Ein Trauerredner oder eine Trauerrednerin hält die sogenannte Trauerrede bei einer Bestattung. Diese soll das Leben, die Persönlichkeit und den Charakter des Verstorbenen würdigen und den Hinterbliebenen Trost spenden. Neben der eigentlichen Rede gestaltet der Trauerredner oft auch die gesamte Zeremonie mit – inklusive Musik, Abschiedsritualen oder Momenten der Stille.

Kennenlernen im Nachhinein

Im Zentrum der Tätigkeit steht das persönliche Gespräch mit den Angehörigen. Dieses Vorgespräch dient nicht nur dem Informationsaustausch über das Leben des Verstorbenen, sondern auch dem Aufbau von Vertrauen. Der Redner hört zu, stellt Fragen und sammelt Eindrücke, um eine authentische und einfühlsame Rede schreiben zu können.
Im Gespräch mit den Angehörigen werden die Lebensstationen, Eigenschaften und besonderen Erinnerungen an den Verstorbenen wachgerufen, so dass der Trauerredner ihn im Nachhinein „kennenlernen“ kann.

Trauernde Frau im Beratungsgespräch mit Bestatter
Mit Zeit und Empathie widmen sich Trauerredner im Vorgespräch den Wünschen der Angehörigen.Foto: Jupiterimages/Stockbyte/Thinkstock

Rücksicht auf persönliche Wünsche für die Trauerfeier

Die Angehörigen haben im intensiven Dialog mit dem Trauerredner ihrer Wahl die Möglichkeit, die Trauerfeier individuell vorzubereiten und dabei auf persönliche Wünsche des Verstorbenen Rücksicht zu nehmen. Bei einer weltlichen Trauerfeier bleibt genügend Raum für kreative Gestaltung (Musik, Dekor, Kleidung, Ablauf) ohne indes auf die traditionellen Rituale des Abschieds und der Erinnerung verzichten zu müssen.

Freie vs. kirchliche Trauerrede

Trauerredner arbeiten meist als sogenannte freie Redner – das heißt, sie gestalten Feiern ohne religiöse Liturgie. Dennoch kann auf Wunsch der Angehörigen Spiritualität oder religiöse Symbolik einbezogen werden. Die Gestaltung ist individuell und richtet sich nach den Werten, Vorstellungen und Wünschen der Hinterbliebenen – oder auch des Verstorbenen, sofern er dies zu Lebzeiten geäußert hat.
Im Unterschied dazu folgt eine kirchliche Trauerrede festen liturgischen Formen und basiert auf der jeweiligen religiösen Tradition. Der Trauerredner hingegen ist frei in seiner Sprache und Struktur – das macht seine Arbeit vielseitig, aber auch anspruchsvoll.

Baumbestattung mit Herz als Abschiedssymbol
Baumbestattungen in einem Ruheforst werden immer beliebter.Foto: Imagesines/iStock/Getty Images Plus

Wandel im Bestattungswesen: Neue Orte des Abschieds

Parallel zur wachsenden Zahl freier Trauerfeiern verändern sich auch die Orte und Formen der Bestattung. Das klassische Reihengrab auf dem Friedhof ist längst nicht mehr die einzige Option. Immer mehr Menschen wünschen sich alternative und naturnahe Bestattungsformen, etwa die Beisetzung in einem Ruheforst, wo Urnen an den Wurzeln von Bäumen beigesetzt werden – inmitten unberührter Natur und ohne Grabsteinpflicht. Auch Seebestattungen in Nord- oder Ostsee werden beliebter, ebenso wie anonyme Bestattungen, bei denen auf eine individuelle Grabstelle verzichtet wird.

Diese neuen Formen verändern auch die Anforderungen an Trauerredner: Die Abschiedsfeier findet nicht mehr zwingend in einer Kapelle oder Einsegnungshalle statt, sondern kann im Wald, auf einem Schiff oder an einem individuell gewählten Ort durchgeführt werden. Dadurch steigt die Bedeutung einer flexiblen, einfühlsamen und persönlich gestalteten Rede, die sich an die Umgebung und den Wunsch nach Individualität anpasst.

Für wen ist diese Berufung geeignet?

Trauerredner sollten ein hohes Maß an Empathie, Einfühlungsvermögen und sprachlicher Ausdruckskraft mitbringen. Wichtig sind außerdem eine ruhige Ausstrahlung, sicheres Auftreten und die Fähigkeit, Menschen in einer emotionalen Ausnahmesituation zu begleiten. Organisatorisches Talent und zeitliche Flexibilität sind ebenso gefragt, da Trauerfeiern oft kurzfristig anberaumt werden.
Viele Trauerredner kommen aus sozialen, pädagogischen oder kreativen Berufen, etwa als Lehrer, Sozialarbeiter, Theologen, Journalisten oder Schauspieler. Der Einstieg ist grundsätzlich offen – es gibt keine formale staatliche Ausbildung oder geschützte Berufsbezeichnung.

Modalitäten

Trauerredner arbeiten meist auf Honorarbasis. Die Vergütung variiert je nach Region, Umfang der Leistungen und Erfahrung, liegt jedoch häufig im Bereich von 300 bis 600 Euro pro Trauerfeier. Darin enthalten sind das Vorgespräch, die Ausarbeitung der Rede, die Anfahrt und die Begleitung der Zeremonie. Einige Redner arbeiten fest mit Bestattungsunternehmen zusammen, andere werden direkt von Angehörigen gebucht.

Video: Individuell Abschied nehmen

Wie finde ich einen Trauerredner oder Trauerrednerin?

Eine passende Person für eine solch sensible Aufgabe zu finden, ist heute einfacher als gedacht – und doch eine sehr persönliche Entscheidung. Hier sind die besten Wege, wie man gezielt und vertrauensvoll einen Redner oder Rednerin für die Trauerfeier finden kann.

Checkliste mit 6 Tipps

1. Empfehlung über das Bestattungsinstitut
Die meisten Bestatter arbeiten regelmäßig mit freien Rednern zusammen und können erfahrene und bewährte Kontakte vermitteln.
Vorteil: Die Redner sind mit den Abläufen und Örtlichkeiten vertraut, was die Organisation erleichtert.

2. Suche über spezialisierte Online-Plattformen
Es gibt inzwischen zahlreiche Webseiten, auf denen man gezielt nach zertifizierten Rednern suchen kann – oft mit Foto, Profiltext und Bewertungen:

  • freieredner.com: Bundesweite Plattform mit geprüften Redner*innen (auch mit Suchfilter nach Ort & Anlass)
  • redneragentur.de: Vermittelt Redner für verschiedene Anlässe, inkl. Trauerfeiern
  • traucheck.de: ein Verzeichnis von Trauerrednerinnen und Trauerrednern in Baden-Württemberg
  • eventpeppers.com: Plattform für Trauerredner in verschiedenen Städten Baden-Württembergs, beispielsweise in Stuttgart oder Bretten.
  • werduwarst.de: Vermittlungsplattform mit Fokus auf Lebensrückblicke, Erinnerungsbücher & Reden

Tipp: Achte auf persönliche Vorstellungen, Sprachstil, Erfahrung und ggf. Ausbildungen (z. B. IHK-Zertifikat oder Trauerbegleitung).

3. Persönliche Empfehlung im Freundes- oder Bekanntenkreis
Häufig kennen Freunde, Nachbarn oder Kolleg*innen jemanden, der bereits gute Erfahrungen mit einem Trauerredner gemacht hat.
Diese Empfehlungen sind oft besonders vertrauenswürdig.

4. Regionale Netzwerke und Anzeigen
Auch lokale Anzeigenblätter, Gemeindebriefe oder Online-Portale wie "meinestadt.de" oder "Gelbe Seiten" führen Trauerredner*innen auf.
Suchbegriffe wie „freier Redner“, „Trauerredner + [Ort]“, „Abschiedsfeier gestalten“ können hilfreich sein.

5. Kriterien für die Auswahl
Bei der Auswahl sollte man auf folgende Punkte achten:

  • Stil & Sprache: Passt die Ausdrucksweise zu mir/ zum Verstorbenen?
  • Einfühlungsvermögen: Wirkt die Person offen, zugewandt, sensibel?
  • Flexibilität: Ist sie offen für persönliche Wünsche (Musik, Rituale, Ort)?
  • Transparenz: Klare Informationen zu Ablauf, Honorar und Leistungen?
  • Erfahrung: Hat der/die Redner*in bereits ähnliche Feiern gestaltet?


6. Vorbereitung: Was Angehörige mitbringen sollten
Um eine persönliche Rede zu ermöglichen, ist ein Vorgespräch wichtig. Dort können folgende Informationen helfen:

  • Lebensstationen, Erinnerungen, Eigenheiten
  • Lieblingsmusik, Hobbys, Werte des/der Verstorbenen
  • Gewünschter Ablauf der Feier

Man muss nicht alles perfekt vorbereiten – oft genügt ein freies Gespräch, bei dem die Rednerin/der Redner gezielt fragt und zuhört.

Fester Bestandteil heutiger Bestattungskultur

In einem sich wandelnden Bestattungswesen, das immer mehr Raum für Individualität, Naturverbundenheit und neue Rituale lässt, wächst die Bedeutung ihrer Arbeit. Der Beruf erfordert sprachliches Können, psychologisches Feingefühl und einen aufrichtigen Umgang mit Trauer und Tod. Wer sich berufen fühlt, Menschen in schweren Stunden beizustehen, findet in dieser Tätigkeit eine erfüllende Aufgabe mit wachsender gesellschaftlicher Relevanz.
Trauerredner übernehmen eine bedeutsame Aufgabe in der heutigen Bestattungskultur: Sie ermöglichen einen persönlichen und würdevollen Abschied – jenseits konfessioneller Grenzen.

von red
27.03.2025

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