In einer Welt, die sich oft nur um das eigene Wohl dreht, gibt es Menschen, die verstanden haben, dass es noch um etwas anderes geht, die den Mut und die Weitsicht haben, über den berühmten Tellerrand hinauszuschauen. Einer dieser Menschen ist Thomas Durst, Geschäftsführer des seinen Namen tragenden Mercedes-Autohauses im Ostfilderner Stadtteil Scharnhausen. Auf den ersten Blick mag der 59-Jährige wie ein erfolgreicher Unternehmer wirken, der mit Fachwissen und Beharrlichkeit sein Unternehmen zu dem gemacht hat, was es heute ist. Doch hinter der Fassade des Geschäftsmanns verbirgt sich ein Mensch mit einem außergewöhnlichen sozialen Bewusstsein und einem tiefen Verständnis für die Welt und ihre Menschen.
Das sahen auch die Vertreter von Caritas, Diakonie und dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, die ihm in diesem Jahr den Mittelstandspreis LEA für soziale Verantwortung in Baden-Württemberg verliehen haben. Durst hatte im vergangenen Jahr einer Gruppe von Mädchen aus sozial schwächeren Familien einen viertägigen Aufenthalt im Schloss Hohenzollern ermöglicht. Auf dem Programm standen Übernachtungen im Schloss, Treffen und Gespräche mit der Eigentümerin, Sophia von Preußen, einer „echten“ Prinzessin, ein Besuch auf der Insel Mainau und andere Highlights. Im Anschluss hatten die Mädchen auch die Möglichkeit, ein Praktikum im Autohaus zu absolvieren.
Dass so etwas preiswürdig sein könnte, kam Durst überhaupt nicht in den Sinn. Zumal die Idee spontan in seinem direkten Umfeld entstanden war. „Vor einigen Jahren bin ich mit meiner Tochter an der Burg Hohenzollern vorbeigefahren“, erinnert sich Durst. Die damals noch kleine Isabell war beeindruckt von den Türmchen und Zinnen hoch oben über dem Tal und träumte laut davon, auch mal Prinzessin zu sein.
„Es war einfach eine Frage der Organisation“, stellt Durst fest, der über den Kontakt mit dem Sozialen Dienst der Stadt Ostfildern geeignete Familien mit Töchtern ansprechen ließ. 30 Familien wurden angefragt; acht haben ihre Töchter im Alter von neun bis 13 Jahren geschickt. Begleitet wurden sie von Erzieherinnen, für die An- und Abreise sorgten Thomas und Niki Durst selbst.
„Mit einem solchen Preis habe ich nie im Leben gerechnet“, sagt Durst. Man hatte ihn bereits im Vorjahr, da es nicht seine erste Aktion dieser Art war, aufgefordert, sich zu bewerben. Damals hatte Durst noch abgewunken, zu unbedeutend erschein ihm sein Handeln. Die zweite Aufforderung wollte er dann nicht mehr ignorieren und schrieb einen ganz Samstag lang an seiner Bewerbung – auch da noch mit gehörigem Zweifel, ob das alles wirklich preiswürdig sein sollte. Dann kam der Abend der Preisverleihung, den er und seine Frau Niki besuchten. „Tatsächlich wurde mein Name aufgerufen, als es um die Auszeichnung von Unternehmen mit bis zu 150 Mitarbeitern ging“, erzählt er und wirkt auch heute noch richtig gerührt. „Wenn Sie die Kinder gesehen hätten, nach den vier Tagen, das geht einem echt unter die Haut“, schildert Thomas Durst die Situation, als er die Mädchen abholte und nach Hause fuhr.
Was Thomas Durst von vielen anderen unterscheidet, ist sein globales Weltbild. Das wurde ihm schon früh vermittelt. Er besuchte ein internationales Internat am Bodensee: „Ich hatte Lust auf Welt“, sagt er rückblickend. Sein Vater Heinz, der das Mercedes-Autohaus aufgebaut hatte, ließ ihm alle Freiheiten, sich beruflich anderswo auszuprobieren. So arbeitete Durst nach seiner Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker in Südafrika in einer Mercedes-Niederlassung, später in Hongkong. Dazwischen machte er den Meister, studierte Betriebswirtschaft, setzte eine Ausbildung als Bürokaufmann obendrauf. Als sein älterer Bruder, der eigentlich das Autohaus weiterführen sollte, erkrankte, rückte Thomas Durst in die Verantwortung. Die für ihn auch immer eine Verpflichtung war: „Wer hat schon die Möglichkeit, eine Firma zu übernehmen?“, sagt er. Das war 1993.
Sein Unternehmen führt er mit einem klaren Ziel: Nicht nur wirtschaftlich erfolgreich zu sein, sondern auch etwas zurückzugeben. Das zeigt sich in seinem beeindruckenden ehrenamtlichen und sozialen Engagement, das für ihn so selbstverständlich ist, dass er erst einmal nachdenken muss, wo sich das Autohaus Durst überall engagiert: Da ist die örtliche Weihnachtsbaum-Aktion, bei der arme Familien beschenkt werden, es gibt Weihnachtsbaum-Lieferungen an Gehandicapte und Organisationen, die keinen Transporter haben, regelmäßige Spenden gehen an eine Afrika-Hilfe, die warme Mahlzeiten für Kinder organisiert, da ist das Einsammeln von Erste-Hilfe-Kästen als Spenden für Syrien, die Unterstützung von kostenlosen Technikkursen für Kids, und nicht zuletzt die regelmäßige Einbindung der Azubis zur Mitarbeit in der Stuttgarter Vesperkirche. Letzteres ist typisch Durst: „Es soll ihnen vor Augen führen, wie gut es ihnen geht.“
Seine offene Art hat sich herumgesprochen. Und so ist es klar, wen die Handwerkskammer anspricht, wenn es darum geht, einen jungen Mann aus Sri Lanka als Praktikanten aufzunehmen oder einen Azubi aus einem befreundeten Autohaus, der dort mit dem Kollegium nicht auskommt, aufzunehmen und anderes mehr.
Das Camp am Schloss war übrigens bereits die zweite Aktion dieser Art. Im Jahr davor waren es jedoch ausschließlich Jungen, die die Schlosswoche in Anspruch genommen haben. Durst meint, viele Familien schickten eher ihre Söhne, wenn es etwas Interessantes gebe. Im zweiten Anlauf sollten daher ausschließlich Mädchen mitgenommen werden. An einer ähnlichen Aktion für 2025 arbeitet er gerade. Alle Teilnehmer, Jungen wie Mädchen, haben im Anschluss eine Option auf ein Praktikum im Autohaus. Die Jungen wie die Mädchen sollten dafür aber mindestens 14 Jahre alt sein.
Durst erinnert uns daran, dass wir alle die Möglichkeit haben, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen, wenn wir nur den Mut haben, hinzusehen und zu handeln.
Sie sind selbst ehrenamtlich tätig und engagieren sich mit sozialem Bewusstsein? Beim Forum für Gesellschaftlichen Zusammenhalt gab es umfangreiche Informationen zum LEA - Mittelstandspreis. Eine Rückschau zu dieser großen Netzwerkveranstaltung für ehrenamtlich Tätige finden Sie hier.
► Der Stand des LEA-Mittelstandspreises auf dem Marktplatz des Engagements.