Trauer & Abschied

Die Phasen der Trauer

Was Menschen fühlen, wenn sie Abschied nehmen – und warum es keine festen Regeln gibt.
Es ist wichtig zu wissen: Nicht jeder Mensch durchlebt alle Phasen der Trauer. Wer trauert, darf es auf die eigene Art tun - langsam, vorsichtig und individuell.
Es ist wichtig zu wissen: Nicht jeder Mensch durchlebt alle Phasen der Trauer. Wer trauert, darf es auf die eigene Art tun - langsam, vorsichtig und individuell.Foto: max-kegfire/iStock/Thinkstock

Trauer folgt keinen Regeln. Sie kommt und geht in Wellen, manchmal vorhersehbar, manchmal völlig überraschend. Dennoch gibt es Muster, die viele Trauernde erleben. Diese Muster nennt man „Trauerphasen“. Sie zu kennen, kann helfen, sich selbst oder andere besser zu verstehen – gerade wenn man sich verloren fühlt.
Zunächst steht der Betroffene unter Schock und will den Verlust nicht wahrhaben. Meist kommt es ihm wie ein böser Traum vor, aus dem er erwachen möchte. Begleitet werden kann diese Phase von Übelkeit, Unruhe oder einem rasenden Puls. Meist ist diese Gefühlslage nur von kurzer Dauer und wird als sehr starr empfunden.

Das hilft in dieser Phase:

  • Zeit und Raum lassen, um sich langsam mit der Realität vertraut zu machen.
  • Vorsichtige, aber klare Worte, die helfen, den Verlust begreifbar zu machen.

Es ist wichtig zu wissen: Nicht jeder Mensch durchlebt alle Phasen. Manche erleben sie in anderer Reihenfolge oder überspringen einzelne Phasen ganz. Das ist vollkommen normal.

Video: TRAUERHILFE - Die 4 Trauerphasen

Viele Menschen fühlen nach dem ersten Schock intensive Wut. Diese richtet sich oft gegen andere Menschen („Warum haben die Ärzte nichts getan?“), gegen das Schicksal („Warum gerade ich?“) oder sogar gegen die verstorbene Person selbst („Warum hast du mich allein gelassen?“).

Was hilft in dieser Phase:

  • Akzeptanz, dass Wut normal ist.
  • Gefühle zulassen und ausdrücken – etwa durch Gespräche, Tagebuch oder Bewegung.

Emotionen der Trauer zulassen

In der darauffolgenden Phase werden Emotionen zugelassen und bringen meist Depression, Zukunftsängste oder das Zweifeln am Schicksal mit sich. In dieser Zeit kann es auch dazu kommen, dass der Betroffene nach einem Schuldigen sucht. Außerdem können Konzentrations- bzw. Schlafstörungen oder Appetitlosigkeit auftreten.

Wie intensiv diese Phase erlebt wird, hängt oft von der Beziehung ab, die zu dem Verstorbenen bestand, und auch davon, ob es offene Probleme gibt, die vor dem Tod nicht mehr gelöst werden konnten. Die oft sehr starken und aggressiven Gefühle helfen dem Betroffenen jedoch, besser mit der Situation klarzukommen und nicht in Depression zu verfallen, da er oft unter eigenen Schuldgefühlen leidet. Persönliche Rituale können helfen, mit dem Verlust klarzukommen.

Trauernde Frau schlägt Hände vors Gesicht
Trauernde Frau schlägt Hände vors Gesicht.Foto: kieferpix/iStock/Thinkstock

In der dritten Phase wird oft nach Gemeinsamkeiten mit dem Verstorbenen gesucht. Der Trauernde beginnt, sich mit der Situation auseinanderzusetzen und verarbeitet den Verlust.

Das Leben geht weiter

Letztendlich werden der Verstorbene und dessen Verlust verinnerlicht (das "Er-Innern" beginnt, eine Rolle zu spielen, und ist aushaltbar) und der Trauernde beginnt, das Leben weiterzuleben.

Der Verstorbene selbst kann hierbei zu einem „inneren Begleiter“ werden. Idealerweise lässt sich der Trauernde auf neue Beziehungen ein und empfindet neues Glück mit dem Wissen, dass Trauer, wenn auch schwer, zu verarbeiten ist.

Was hilft in dieser Phase:

  • Kleine Schritte zur Gestaltung eines neuen Alltags
  • Sich bewusst machen, dass man weiterleben darf – und trotzdem verbunden bleibt

Häufige Missverständnisse rund um Trauerphasen

„Trauer ist ein linearer Prozess.“
Falsch. Trauer verläuft nicht gradlinig. Man kann Phasen überspringen, zurückfallen, oder verschiedene Phasen parallel erleben.

„Wer eine Phase nicht durchlebt, trauert falsch.“
Nein. Jede Trauer ist individuell. Die Phasen sind ein Orientierungspunkt – kein Pflichtprogramm.

„Trauer muss irgendwann abgeschlossen sein.“
Auch falsch. Trauer endet nicht zwangsläufig. Vielmehr wird sie mit der Zeit ein Teil des Lebens, weniger intensiv und überwältigend.

Wann professionelle Hilfe sinnvoll ist

Professionelle Hilfe (Trauerbegleitung, Psychotherapie) ist dann sinnvoll, wenn die Trauer:

  • längerfristig stark belastet
  • den Alltag dauerhaft einschränkt
  • sich psychisch und körperlich negativ auswirkt
  • das soziale Leben stark beeinträchtigt

Trauerbegleitung ist keine Schwäche, sondern eine wertvolle Unterstützung.

Fazit – Jeder trauert auf seine Weise

Die Trauerphasen sind keine Vorschrift, sondern ein Hilfsmittel. Niemand sollte das Gefühl haben, die Trauer nach einer Checkliste „abarbeiten“ zu müssen. Wer trauert, darf es auf die eigene Art tun – langsam, vorsichtig und individuell. Denn Trauer ist kein Fehler, sondern der Beweis tiefer Liebe und Verbundenheit.

von red
27.06.2018

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