Redaktion NUSSBAUM
76703 Kraichtal
Wahlkreis Karlsruhe-Land

Bundestagswahl 2025: Interview mit Nicolas Zippelius (CDU)

Nicolas Zippelius von der CDU kandidiert erneut für den Bundestag. Der Redaktion des Kraichtalboten und der MAZ stellte er sich zum Interview.
MdB Nicolas Zippelius tritt erneut für die CDU an und möchte wieder in den Bundestag einziehen.
MdB Nicolas Zippelius tritt erneut für die CDU an und möchte wieder in den Bundestag einziehen.Foto: privat

Wenige Wochen vor der Bundestagswahl haben die Parteien die heiße Wahlkampfphase eröffnet und die Kandidaten kämpfen um jede Stimme. Auch Nicolas Zippelius, der seit 2021 direkt gewähltes Mitglied des Deutschen Bundestages für Karlsruhe-Land ist, möchte für die CDU erneut in das Parlament einziehen. Der 37-Jährige stellte sich den Fragen der Redaktion des Kraichtalboten und der MAZ.

Kraichtalbote (KB)/MAZ: Welche Themen aus Ihrem Wahlkreis haben für Sie aktuell Priorität?

Nicolas Zippelius: „Die Wirtschaft in Deutschland wieder in Fahrt zu bringen, ist die dringendste Herausforderung in unserem Land, und die Auswirkungen von drei Jahren Rezession spüren wir auch in meinem Wahlkreis. Aus meiner Sicht müssen die strukturellen Probleme angegangen werden: Bürokratieabbau und Bürgergeld-Abschaffung, denn wer arbeitet, muss deutlich mehr haben als der, der nicht arbeitet. Eine Reform der Unternehmens- und Einkommenssteuer, die kleine und mittlere Einkommen entlastet und Unternehmen Wettbewerbsfähigkeit ermöglicht. Dazu mehr Planungssicherheit, um den Standort Deutschland wieder voranzubringen. Auch die Begrenzung der illegalen Migration und zugleich intelligente Steuerung von Arbeitsmigration sind wichtige Themen.“

KB/MAZ: Was sind Ihrer Meinung nach die größten Sorgen der Menschen in Ihrem Wahlkreis?

Zippelius: „Unsere Region ist lebens- und liebenswert. Nichtsdestotrotz erfahre ich in meinen zahlreichen Gesprächen mit den Bürgerinnen und Bürgern und mit Unternehmen, wo der Schuh drückt. Es ist der anhaltende wirtschaftliche Absturz unseres Landes, bald im dritten Jahr Rezession in Folge, und die illegale Migration und ihre Folgen. Das bekomme ich den Gesprächen zurückgemeldet. Von Kommunen, Unternehmen und den Menschen im Wahlkreis. Für beides haben wir in unserem Wahlprogramm zahlreiche Maßnahmen. Wir werden die Wirtschaft entfesseln und die illegale Migration stoppen!“


KB/MAZ: Was würden Sie im Rückblick auf die vergangenen vier Jahre als bisher größten erzielten Erfolg für die Region bezeichnen und wo sehen Sie aktuell den dringendsten Handlungsbedarf?

Zippelius: „Als direkt gewählter Wahlkreisabgeordneter habe ich in den vergangenen drei Jahren die Anliegen aus unserer Region nach Berlin getragen. Die größten Erfolge sind dabei oft die kleinen Dinge: die Unterstützung von Bürgern, Unternehmen und Kommunen bei Programmen oder persönlichen Anliegen. Darüber hinaus gab es für mich zwei prägende Ereignisse. Das Hochwasser in Gondelsheim und Bruchsal erforderte schnelles Handeln, um den Katastrophenerlass vom Finanzministerium Baden-Württemberg zu erhalten. Dafür habe ich mich erfolgreich eingesetzt! Außerdem konnte ich Einwohner des Wahlkreises nach dem schrecklichen Anschlag der Hamas auf den Staat Israel dabei unterstützen, dass deren Angehörige sicher nach Deutschland zurückkehren konnten.“


KB/MAZ: Mieten, Lebensmittel, Energiekosten – die Preise in diesen Bereichen bleiben nach wie vor auf hohem Niveau. Wie kriegen wir die Preise wieder runter? Welche Maßnahmen schlagen Sie vor, um die Preise wieder zu senken?

Zippelius: „Die Inflationsrate, also die Steigerung der Preise, hat sich zum Glück reduziert. Nichtsdestotrotz sind die Lebenshaltungskosten in den letzten drei Jahren gewaltig gestiegen, das merken die Menschen im Geldbeutel. Als entlastende Maßnahmen sollten die Energiesteuern auf das europarechtliche Minimum sinken. Weiterhin brauchen wir mehr Masse im Energiemarkt, welche die Ampelregierung durch ihre Maßnahmen weiter verknappt hat. Darüber hinaus müssen wir die Wirtschaft ankurbeln, denn Arbeit ist das beste Konjunkturprogramm, sodass die Menschen wieder mehr Geld im Geldbeutel haben.“


KB/MAZ: Hunderttausende Arbeitskräfte fehlen, ob in Pflege, Handwerksbetrieben oder an Schulen und Kitas – Tendenz steigend. Wie wollen Sie hier gegensteuern?

Zippelius: „Trotz tausender unbesetzter Stellen haben wir deutlich über eine Million arbeitsfähige Bürgergeldempfänger. Es ist unser Plan, das Bürgergeld der Ampel durch eine aktivierende neue Grundsicherung zu ersetzen, die das Prinzip ‚Fördern und Fordern‘ wieder ins Zentrum rückt. Darüber hinaus werden wir auch zukünftig qualifizierte Zuwanderung benötigen, das berichten mir regelmäßig Unternehmen aus unserer Region. Hier müssen wir bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse besser und schneller werden.“


KB/MAZ: Was der Wirtschaft zudem zu schaffen macht, ist die überbordende Bürokratie. Gleichzeitig haben viele Versuche, Bürokratie abzubauen, das Gegenteil bewirkt. Wie entkommen wir diesem Dilemma?

Zippelius: „Es braucht nicht nur eine Bürokratie-Bremse, sondern einen deutlich spürbaren Abbau von Gesetzen, Verordnungen und Regelungen. Planungsstab- und Umsetzungsbeschleunigung gelingt nur durch weniger Vorgaben, wie der Abschaffung des Verbandsklagerechts. Dazu muss von der europäischen Ebene über Bundes- und Landesregierungen an einem Strang gezogen werden. Friedrich Merz hat mit dem Treffen der europäischen Staats- und Regierungschefs unserer Parteienfamilie an diesem Wochenende in Berlin einen ersten Aufschlag gemacht!“


KB/MAZ: Der Deutschen Rentenversicherung zufolge gibt es nach 2030 keine Untergrenze mehr für das Rentenniveau. Gleichzeitig werden junge Menschen historisch hohe Beiträge zahlen müssen. Wie können wir dem begegnen?

Zippelius: „Sollte das Rentenniveau auf unter 43 Prozent prognostiziert werden, sind von der Bundesregierung nach dem 6. Buch Sozialgesetzbuch geeignete Maßnahmen zur Stabilisierung des Rentenniveaus vorzuschlagen. Darüber hinaus ist klar: Ein umlagefinanziertes System gerät in Schieflage, wenn auf immer mehr Rentner immer weniger Beitragszahler kommen. Das erleben wir gerade. Um sowohl für die junge Generation die Beitragslast zu begrenzen und für die Rentnerinnen und Rentner die Renten stabil zu halten, wollen wir die private Vorsorge stärken und eine kapitalgedeckte Frühstartrente einführen!“


KB/MAZ: Obwohl Deutschland seine Klimaziele erfüllt, hinkt der Verkehrssektor hinterher. Welche Schritte sind Ihrer Meinung nach zielführend?

Zippelius: „Die Verringerung des CO₂-Ausstoßes sollte dort geschehen, wo sie am günstigsten und schnellsten umzusetzen ist, nur das ist volkswirtschaftlich effizient. Die Klimaschutzpolitik muss wegkommen von einer kleinteiligen Regulierung, die langsam und kostspielig ist. So verliert man nur die Akzeptanz in der Bevölkerung. Damit ist weder dem Klima noch dem Standort Deutschland geholfen.“


KB/MAZ: Die (Neu-)Verschuldung der Kommunen steigt rasant an. Gerade kleinere Kommunen haben es immer schwerer. Braucht es neue Finanzierungsmodelle für die Kommunen?

Zippelius: Es braucht keine neuen Finanzierungsmodelle, sondern endlich wieder die strikte Einhaltung des Konnexitätsprinzips: Wer bestellt, der bezahlt auch! Die Kommunen wurden in den letzten Jahren mit immer neuen Aufgaben von Bund und Land belastet, ohne dass ihnen substanziell und nachhaltig die entsprechenden Finanzmittel zugestanden wurden. Zum Beispiel beim Anspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder. Als Kreistagsmitglied und ehemaliger Gemeinderat beschäftige ich mich viel mit unserer kommunalen Struktur. Es würde die Kommunen entlasten, wenn die finanzielle Unterstützung stetig und nicht unterteilt in kleine, bürokratische Förderprogramme gelingen würde. Das wäre eine wirkliche Entlastung.“


KB/MAZ: Populistische Forderungen, Tendenzen zu extremistischen Positionen, Verrohung der politischen Debatte – führen zu großen Problemen. Nennen Sie konkrete Maßnahmen, um dem entgegenzuwirken.

Zippelius: „Ich stelle keine populistischen Forderungen, vertrete keine extremistischen Positionen und führe mit jedem eine anständige Debatte. Auch kontroversen Diskussionen, sei es zur Windkraft, neuen Infrastrukturprojekten, Tiefengeothermie, gesellschaftlichen Debatten und weiterem gehe ich nicht aus dem Weg. Das ist mein Anspruch und mein Beitrag als direkt gewählter Wahlkreisabgeordneter. Ich spreche mit jedem und nehme ihre Sorgen und Nöte ernst!“

Das Interview führte Hans-Joachim Of.

Zum Kandidaten:

Der 37-jährige Parlamentarier wurde in Karlsruhe geboren und wuchs in Weingarten, wo er heute mit seiner Frau Jil lebt, auf und ist in seiner Heimatgemeinde auch im Gemeinderat. Nach dem Abitur in Karlsruhe studierte er Politik und Rechtswissenschaften in Hannover und Frankfurt. Nach beruflichen Stationen in einem marktführenden Werbeunternehmen und im elterlichen mittelständischen Betrieb sitzt er seit 2021 als direkt gewählter Abgeordneter für den Wahlkreis Karlsruhe-Land im Bundestag. Dort liegt sein Arbeitsschwerpunkt auf den Ausschüssen „Digitales“ sowie „Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“, dem „Parlamentarischen Untersuchungsausschuss Afghanistan“ und dem „Auswärtigen Ausschuss“.

Bereits seit 2010 engagiert er sich für die CDU, zunächst im Gemeinderat von Weingarten, und nach wie vor als Kreisrat für den Landkreis Karlsruhe. Seit 2023 ist Zippelius Mitglied im Landesvorstand der CDU Baden-Württemberg und seit dem Jahr 2024 Kreisvorsitzender der CDU Karlsruhe-Land. Früher spielte er gern Fußball. Seit seinem Studienaufenthalt in Taipeh erlernt er die chinesische Sprache.

Erscheinung
Kraichtalbote
Ausgabe 04/2025

Orte

Bretten
Dettenheim
Eggenstein-Leopoldshafen
Ettlingen
Gondelsheim

Kategorien

Kommunalpolitik
Parteien
Politik
von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
20.01.2025
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