500 Jahre Bauernkrieg – im ganzen Südwesten kämpften die Bauern damals um Freiheit, Menschenrechte und Partizipation. Vom Schwarzwald bis in den Odenwald, vom Allgäu bis in den Kraichgau setzten sich die Bauern gegen die Ausbeutung und Unterdrückung durch den Adel und den Klerus zur Wehr. Sie griffen schließlich auch zu gewaltsamen Mitteln: Zahlreiche Burgen und Klöster wurden geplündert und niedergebrannt. Doch die Gegenseite behielt am Ende die Überhand, mehrere Zehntausend Bauern fanden in den Kämpfen den Tod.
Von den Geschehnissen der Jahre 1524/25 erzählt vom 26. April bis 5. Oktober 2025 die Große Landesausstellung „UFFRUR! Utopie und Widerstand im Bauernkrieg 1524/25“ im Kloster Schussenried. Zusammen mit weiteren Ausstellungen und Projekten des Landesmuseums bildet „UFFRUR!“ die unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Winfried Kretschmann stehende Große Landesausstellung „500 Jahre Bauernkrieg“. Das Kloster Schussenried war damals von den Unruhen betroffen: Am 29. März 1525 wurde es von aufständischen Bauern verwüstet, was später in der Hauschronik der Mönche in lebhaften Farben geschildert wurde.
Die Ausstellung verbindet in innovativer Weise zwei unterschiedliche Herangehensweisen der Geschichtsvermittlung. Zum einen werden die politischen, ökonomischen wie auch die religiösen Aspekte des Bauernkriegs durch zahlreiche Originalexponate beleuchtet, darunter die berühmte Weißenauer Chronik mit ihren detaillierten Zeichnungen: Was brachte die Bauern dazu, sich ihren Herren so entschieden zu widersetzen, und welche utopischen Gesellschaftsvorstellungen haben sie dabei entwickelt?
Zum anderen werden diese Themen durch ein elaboriertes Storytelling vermittelt: Insgesamt acht Persönlichkeiten des Bauernkriegs werden, auch mit Hilfe Künstlicher Intelligenz, zum Leben erweckt. Diese Figuren sind keine „historisch getreuen“ Rekonstruktionen, sondern verbinden die Ästhetik von Kleidung und Habitus des 16. Jahrhunderts mit einer zeitgemäßen Bildsprache. Dabei durchläuft der kuratorische Prozess mehrere Phasen, in denen die von der KI generierten Bilder diskutiert und gezielt angepasst werden.
Hautnah und emotional berichten sie direkt von den Geschehnissen. Dabei öffnen sich für die Besucher:innen spannende Einblicke und neue Perspektiven in die Welt um 1525. Thematisiert werden die damalige Krisensituation, die strenge Gesellschaftsgliederung dieser Zeit und vieles mehr.
Der erste Teil der Ausstellung fächert die Rahmenbedingungen des Bauernkrieges auf. Die Zeit um 1500 war zum einen von Wandel und Aufbruch geprägt, sei es im Bereich des Rechts, der Kriegsführung oder auch im Blick auf das Individuum.
Schon in den Jahrzehnten vor dem Bauernkrieg kam es immer wieder zu lokalen Erhebungen. Der in diesen Unruhen greifbare Kampf um Anerkennung und mehr Teilhabe kontrastiert mit dem Spott der gesellschaftlich höher gestellten Stände, insbesondere des wohlhabenden Stadtbürgertums. Zahlreiche Druckgrafiken der Zeit, etwa von Albrecht Dürer und Hans Sebald Beham, zeigen satirisch die als plump und lasterhaft geschilderte Landbevölkerung.
Ein zentrales Augenmerk der Ausstellung gilt der Bedeutung der Reformation für die Erhebung. Zahlreiche Exponate verdeutlichen, wie die Bäuer:innen Martin Luthers Rede von der „Freiheit eines Christenmenschen“ und die Idee der Gleichheit aller Gläubigen aufgriffen. Gezeigt wird auch, welche Rolle die Dorfgemeinde spielte und wie sich Luther, der zunächst mit der Bauernschaft sympathisierte, schroff von ihr abwendete und die Fürsten zur Niederschlagung des Aufstands aufrief.
Mit den berühmten „12 Artikeln“ beginnt der Ausstellungsteil, der sich den dramatischen Ereignissen im Frühjahr und Sommer 1525 widmet. Anfang März hatten sich Vertreter der drei großen oberschwäbischen Haufen in Memmingen versammelt und mit Verweisen auf die Bibel ihre hauptsächlichen Forderungen an Adel und Klerus „artikuliert“.
Lange vor der Aufklärung nehmen die „12 Artikel“ und weitere Schriften die Idee der Menschenrechte vorweg. Neben der Freiheit im Sinne eines Gegenentwurfs zur Leibeigenschaft wird die christlich geprägte „brüderliche“ Liebe zwischen allen Menschen betont.
Einen unmittelbaren Eindruck von der Dynamik der Ereignisse in Oberschwaben vermittelt die „Weißenauer Chronik“. Auf faszinierende Weise schildert die Bilderchronik das Geschehen rund um das Kloster Weißenau bei Ravensburg in elf detailreichen Federzeichnungen: Die Bauern verhandeln mit ihrem Herrn, schließen sich dann aber doch dem Baltringer Haufen an und plündern das Kloster. In Weingarten müssen sie schließlich ihre Waffen abgeben.
Thema in der Ausstellung ist auch die Debatte unter den Aufständischen, ob ein bewaffneter Kampf in Frage komme oder Gewaltfreiheit geboten sei. So steht der „Weingartener Vertrag“ beispielsweise für den Verzicht der oberschwäbischen Haufen auf den Kampf.
Auch die blutigen Schlachten werden thematisiert. Die erste vernichtende Niederlage in Leipheim wird mit neuen spannenden Erkenntnissen der sogenannten Schlachtfeld-Archäologie vertieft. Auch die folgenden für die Bauernschaft verheerenden Schlachten in Böblingen, Königshofen und Leubas im Allgäu finden Berücksichtigung.
► 500 Jahre Deutscher Bauernkrieg: Geschichte & BW-Events 2025