Redaktion NUSSBAUM
76227 Karlsruhe
NUSSBAUM+
Baustelle Kaiserstraße

Was passiert in der Kaiserstraße? Teil 1 von 2

Auf der Kaiserstraße in Karlsruhe wird fleißig gebaut. Was dort genau passiert.
Auf der Kaiserstraße stehen schon seit Längerem Absperrungen.
Auf der Kaiserstraße stehen schon seit Längerem Absperrungen.Foto: rist

Absperrungen an Baustellen sind in der Regel rot-weiß. Seit dem Baubeginn der U-Bahn 2010 gehören sie in der Karlsruher Kaiserstraße schon zum mobilen Inventar, das bald da, bald dort gehäuft oder vereinzelt auftaucht.

Nun, gerade mitten im ersten Bauabschnitt bei der Neugestaltung der Kaiserstraße, werden die Absperrungen die Bürger:innen von Durlach weiterhin begleiten. Dahinter steht ein hehres Ziel: „Eine Fußgängerzone mit Platz zum ungestörten Verweilen und ein Marktplatz als echtes Herz der Stadt – was viele Jahre wie eine Utopie erschien, wird Realität“, so steht es auf www.karlsruhe.de.

Klimawandel erzwingt Veränderung

Immerhin etwa 13.000 Quadratmeter Oberfläche muss neu gestaltet werden. Die Kaiserstraße soll mit großformatigem Natursteinpflaster belegt werden, die Strahlenstraße mit kleinformatigem Natursteinpflaster. Die Steine stammen aus europäischen Steinbrüchen. Im Bereich der heutigen Gleise wird es ein Zierband geben.

Bereits 2010 begann, wie ein Pressesprecher aus dem Presse- und Informationsamt der Stadt Karlsruhe mitteilt, die Vorplanung. 2015 wurde die Planung der Öffentlichkeit vorgestellt, 2018 wurden die Planung und der Bau des Marktplatzes im Hauptausschuss beschlossen, 2020 die des Berliner Platzes. 2021 wurde der Bauabschnitt 1 im Hauptausschuss beraten. Ende 2022 schließlich wurde die abgestimmte Planung im Gemeinderat noch einmal beschlossen.

Allerdings hatten sich in der Zwischenzeit immer mehr die Folgen des Klimawandels gezeigt. Das führte dazu, dass die Planung überarbeitet werden musste. „So konnte die blau-grüne Anpassung stärker berücksichtigt werden“, teilt der Pressesprecher mit. Bei der Blau-grünen Infrastruktur geht es darum, die Auswirkungen von Hitze, Trockenheit und Starkregen in Städten etwas aufzufangen durch Grün, Pflanzen, Parks, Gärten, Alleen und Blau, Regenwasser, das abgefangen wird und langsam verdunsten oder versickern kann. Die Wirkung von Blau und Grün, so schreibt die LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg auf ihrer Website, verstärke sich gegenseitig. In der Kaiserstraße werden nun also mehr Grünflächen als ursprünglich geplant angelegt werden.

Zwei Bauabschnitte

Der erste Bauabschnitt zur Neugestaltung der Kaiserstraße liegt zwischen Ritterstraße und Adlerstraße.Er soll nach insgesamt etwa zweieinhalbjähriger Bauzeit Ende des Jahres 2025 fertiggestellt werden. Danach beginnt Bauabschnitt 2, Anfang 2025 im Hauptausschuss beschlossen. Der Bereich zweiter Bauabschnitt Ost liegt zwischen Adlerstraße und Fritz-Erler-Straße und der Bereich West zwischen Ritterstraße und Karlstraße. In Ost und West soll parallel gearbeitet werden. Bereits fertiggestellt wurde der Marktplatz.

66 neue Grünbeete sind als ökologisch-nachhaltiges Element im zweiten Bauabschnitt geplant. Dort sollen ein Baum, Stauden und Sträucher wachsen. Die Stellflächen für die Bäume, die „Baumquartiere“ waren ursprünglich als geschlossene Flächen geplant und sollen nun auf einer Fläche von 2,30x3,60 Metern geöffnet werden. Bei der Auswahl der Pflanzen werde auch auf Insektenfreundlichkeit geachtet und es könne von einer kleinräumigen Vernetzung ausgegangen werden. Das bedeutet, dass Insekten vielleicht von einem zum anderen Beet fliegen können und Samen ebenfalls über kurze Entfernungen aus- und eingetragen werden. So wird eine genetische Vielfalt der einzelnen Arten ermöglicht.

Blüten und Wasser

Welche Insekten sich dann in diesem Lebensraum einstellen werden, bleibe abzuwarten. „Mit der Bepflanzung ist auch die Zielsetzung eines lange anhaltenden Blühaspektes verbunden, sodass vom Frühjahr bis zum Herbst immer etwas blüht“, so der Pressesprecher. „Die Anlage der Staudenbeete dient aber auch der Aufwertung des Erscheinungsbildes in der Kaiserstraße und die Beete stellen überdies Versickerungsflächen dar.“

Für Wasser werden auch Zier- und Trinkbrunnen sorgen. Der Lammbrunnen, der Waldbrunnen und der Herrenbrunnen werden restauriert. Zusätzlich werden noch 2 weitere Trinkbrunnen aufgestellt, einer in der Kaiserpassage und einer im Bereich Adlerstraße. Der Trinkwasserbrunnen am Berliner Platz wurde bereits erneuert, sein Wasser wird zur Bewässerung der auf dem Platz befindlichen Bäume genutzt. Das Wasser der Wasserspiele am Marktplatz wird im Kreislauf geführt. Nicht alle Brunnen werden im Umwälzsystem betrieben, weil die Brunnentechnik das nicht ermöglicht. Einzelne Zierbrunnen sind auch Trinkbrunnen, die mit Frischwasser gespeist sind. (rist)

Drei Fragen an die Stadt Karlsruhe

Das Wochenjournal Durlach konnte mit der Stadt Karlsruhe ins Gespräch kommen und stellte drei Fragen zum Belag der Kaiserstraße.

Wochenjournal Durlach (WJ): Was ist nachhaltiger, ein Steinbelag oder Grünflächen?

Stadt Karlsruhe (KA): Die Verwendung des Begriffs Nachhaltigkeit ist hier nicht zielführend. Steinbelagsflächen mit Hartsteinbelag sind bei Benutzung dauerhafter als Grünflächen. Grünflächen nehmen besser das Wasser auf und versickern es und tragen zur Kühlung und Verdunstung bei. Demgegenüber heizen sich Steinbeläge stärker auf und reflektieren je nach Oberflächenbeschaffenheit die Hitze.

WJ: Wie werden sich die Kosten, um die Kaiserstraße zu unterhalten, verändern?

KA: Alle Verkehrsflächen müssen kontinuierlich unterhalten und auf die Verkehrssicherheit kontrolliert werden. Große Bereiche der Kaiserstraße sind mit einem uneinheitlichen Oberflächenbelag versehen oder bedürften einer Verbesserung. Nach Abschluss der Neugestaltung sind alle Flächen grundhaft erneuert und die Leitungsinfrastruktur bedarfsgerecht ausgebaut. Daher wird sich für die neue Kaiserstraße der Aufwand in der baulichen Unterhaltung deutlich reduzieren. Der Belag in der Kaiserstraße wird ungebunden verlegt, das bedeutet, die Steine werden auf einer Schotter- und Drainbetonschicht verlegt. Bei künftigen Aufgrabungen können die einzelnen Steine herausgehoben werden und nach Abschluss der Arbeiten wieder verlegt werden. Dadurch werden gegenüber dem Bestand deutlich weniger Flickstellen entstehen und sich damit auch die Unterhaltungskosten reduzieren.

WJ: Würde die Planung heute anders aussehen?

KA: Stand heute würde man nichts anders machen. Der Marktplatz ist bewusst als Veranstaltungsfläche hergestellt worden und wird dafür als befestigte Platzfläche auch gebraucht. Als Pendant muss der Friedrichsplatz als ökologisch und klimatisch wichtiger Ausgleichsraum saniert und aufgewertet werden. In der Kaiserstraße werden funktionale Flächen für die Abwicklung der Fußgänger- und Lieferverkehre gebraucht. Ebenso werden Flächen für Gastronomie und für Auslagen der Geschäfte benötigt. Die mit Bänken ausgestatteten Zwischenräume dienen zum Verweilen. Insofern werden die Flächen in der Kaiserstraße zukünftig insgesamt gut ausgenutzt sein. (rist)

Erscheinung
Wochenjournal Durlach
NUSSBAUM+
Ausgabe 16/2025

Orte

Karlsruhe
von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
17.04.2025
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto