„Ich würde es wieder machen“

Heimattage 2025: Projektleiterin Ada Götz im Gespräch

Die Heimattage Baden-Württemberg 2025 finden in Weinheim statt. Die Fäden laufen bei Ada Götz zusammen: Ein Gespräch über Organisation und ihre Tücken
Ada Götz ist die Projektbeauftragte für die Heimattage.
Ada Götz ist die Projektbeauftragte für die Heimattage.Foto: cs

Die diesjährigen Heimattage Baden-Württemberg finden in Weinheim statt. Die Fäden der Organisation laufen bei der Projektbeauftragten Ada Götz zusammen. Mit nussbaum.de sprach sie über die Hintergründe. Wie ist sie an die Vorbereitungen herangegangen? Wie hat sie die Stadtgesellschaft mit ins Boot geholt? Und welches sind ihre Wünsche für die Heimattage?

nussbaum.de: Frau Götz, Sie haben in Ihrem beruflichen Leben viele Veranstaltungen organisiert. Sind die Heimattage trotzdem ein besonderes Projekt?

Ada Götz: Unbedingt, weil es zum einen eine lange Vorlaufzeit hat und es zum anderen ein sehr, sehr komplexes Projekt ist. Es ist nicht nur, dass wir die zwei großen Veranstaltungen, die vom Innenministerium vorgegeben sind, organisieren. Da hängen noch ganz viele andere Veranstaltungen dran, die die Bürger gar nicht unbedingt mitbekommen.

nussbaum.de: Zum Beispiel?

Götz: Beispiel ist die Jahreshauptversammlung der Trachtenverbände. Da kamen alle baden-württembergischen Trachtenverbände nach Weinheim. Das musste alles organisiert werden. Dann gibt es noch Empfänge und andere Veranstaltungen. Das läuft alles parallel. Und das ist eben auch die große Herausforderung, dass man immer einen Termin im Kopf haben und gucken muss, dass nichts verrutscht.

Brauchtumspflege ist Bestandteil der Heimattage. Das zeigt sich auch im September, wenn Trachtenvereine aus dem ganzen Land nach Weinheim kommen.
Brauchtumspflege ist Bestandteil der Heimattage. Das zeigt sich auch im September, wenn Trachtenvereine aus dem ganzen Land nach Weinheim kommen.

nussbaum.de: Sie haben 2023 als Projektbeauftragte der Heimattage bei der Stadt Weinheim die Arbeit aufgenommen. Wie sind Sie dann an das Projekt herangegangen?

Götz: Das war in der Tat nicht so ganz einfach. Es gab schon bei der Bewerbung für die Heimattage bestimmte Ideen, die auch in unserer Bewerbung genannt wurden. Ich habe auch einen Leitfaden vom Innenministerium bekommen. Dann habe ich mir lange Checklisten gemacht. Ich habe aber im ersten Jahr vor allem ganz, ganz viele Kontakte geknüpft.

nussbaum.de: Fiel Ihnen das leicht?

Götz: Ich bin zum Glück sehr vernetzt in Weinheim. Ich wüsste nicht, wie das jemand hätte machen wollen, der neu hierhergekommen wäre. Wenn man nicht weiß, wie die Stadt tickt, ist sowas, glaube ich, schwer umsetzbar. Man muss schon die Strukturen kennen. Und darüber habe ich versucht, dieses Projekt in der Stadt bekannt zu machen.

nussbaum.de: Warum war das zu diesem Zeitpunkt wichtig?

Götz: Man will die Bürgerschaft mit einbeziehen. Das ist auch Sinn und Zweck der Heimattage. Dass man nicht nur was überstülpt, sondern die Leute auffordert, eigene Ideen einzubringen, Veranstaltungen zu organisieren. Dazu muss man natürlich den Leuten auch erstmal sagen, was sind die Heimattage. Das war sehr zeitaufwendig und wirklich eine große Herausforderung, alle zu versuchen ins Boot zu holen.

nussbaum.de: Wie leicht oder wie schwer haben sich Vereine und Institutionen getan mit den Heimattagen?

Götz: Es ist erstmal sehr schwer, dieses Konzept zu vermitteln. Und wie gesagt, das war 2023. Den Vereinen war das noch zu weit weg. Die fingen erst 2024 an zu organisieren. Und dann wurde es sportlich, weil klar war, wenn sie in das Jahresprogramm wollten, brauche ich bis spätestens August die Meldung der Veranstaltung.

nussbaum.de: Bis wann sollte das Programm stehen?

Götz: Bis Ende 2024.

nussbaum.de: Wie viele Herzkurven hatten Sie bis dahin?

Götz: (lacht) Also das war schon sehr, sehr viel Arbeit. Da bin ich nachts aufgewacht und habe gedacht, „ach Gott, habe ich den Termin jetzt wirklich geändert?“ Dieser Kleinkram. Da steckt der Teufel wirklich im Detail.

nussbaum.de: Hatten Sie erwartet, dass sich tatsächlich viele Menschen beteiligen?

Götz: Ich hatte mir das gewünscht und auch gerade solche Projekte wie jetzt das Häkel-Projekt (gemeint ist Woinem in Maschen, Anm. d. Red.), weil es natürlich total schön ist und ein tolles Ergebnis bietet. Aber was ich mindestens genauso schön finde, ist die Tatsache, dass sich Menschen zusammengefunden haben - unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft -, die gemeinsam Spaß an einer Sache haben. Ich bin auch relativ sicher, dass die sich weiterhin treffen werden. Das heißt, das bürgerschaftliche Engagement hat genau das bewirkt, was man sich wünscht, dass nämlich Menschen zusammenfinden durch ein Projekt und das auch Bestand hat.

nussbaum.de: Das ist jetzt die Projektseite. Der andere Teil, der vielleicht viel anstrengender ist: Sponsoren finden.

Götz: Ja, unbedingt.

nussbaum.de: Wie ist es auf dieser Seite für Sie gelaufen?

Götz: Die Sponsoren-Suche ging auch schon 2023 los. Die erste Broschüre, die wir gedruckt haben, war die Sponsoring-Broschüre. Es war und ist sehr aufwendig. Es gab natürlich große Player, die relativ schnell gesagt haben, sie sind dabei. Aber es hat sich auch gezeigt: Es ist eine unglaublich schwierige Zeit. Das war wirklich sehr, sehr anstrengend. Ich bin aber zufrieden mit dem, was zusammenkam.

nussbaum.de: Über welche Budgetsumme reden wir überhaupt, wenn wir über die Heimattage sprechen?

Götz: Wir sind jetzt bei rund 700.000 Euro.

nussbaum.de: Wie viel Geld kommt vom Land?

Götz: Vom Land kommen ca. 50 Prozent. Die Stadt verpflichtet sich zudem schon bei der Bewerbung der Heimattage, dass sie selbst 200.000 Euro einbringt. Und der Rest muss eben über Sponsoring finanziert werden.

nussbaum.de: Was waren für Sie denn die Meilensteine bei dem Projekt?

Götz: Das war natürlich als die großen Sponsoren gesagt haben, sie sind dabei. Ein Meilenstein war auch, als wir die Anfrage an das Management von Bülent Ceylan stellten und es hieß, er hat Zeit. Und was uns auch gefreut hat war, als Freudenberg oder der Verein Hermannshof zugestimmt haben, dass wir im Hermannshof zwei Konzerte veranstalten dürfen.

nussbaum.de: An Ihrer Tür steht „Geschäftsstelle Heimattage“. Wie viele Personen sind denn in dieser Geschäftsstelle?

Götz: Ich bin mehr oder weniger eine One-Woman-Show. Also ein Dreh- und Angelpunkt für alle. Ich habe jedoch Unterstützung von der Wirtschaftsförderung bei der Organisation der Gewerbeschau (gemeint ist die Gewerbeschau im Rahmen des Baden-Württemberg-Tags im Mai, Anm. d. Red.). Aber dennoch laufen bei mir die Fäden zusammen. Und man muss eben auch allen gerecht werden, egal, ob ich jetzt mit dem Innenministerium zu tun habe, mit dem Regierungspräsidium oder wenn ein Bürger anruft und um das Programm bittet. Das ist vielleicht mein eigener hoher Anspruch, aber ich will alle gleich ernst nehmen. Daher: Egal, was für Anfragen kommen, ich versuche sie alle schnellstmöglich zu beantworten und abzuarbeiten. Das ist halt wirklich das große Ding: nebenbei alle Termine im Kopf haben und immer gucken, dass man keine Frist versäumt.

nussbaum.de: Wie behalten Sie dabei den Überblick?

Götz: Ich habe eine gute Wiedervorlage. Man muss ja auch die ganzen Förderungen einreichen, sich um das Marketing kümmern, Anzeigen schalten, Plakate machen.

nussbaum.de: Macht es diese Komplexität schwieriger?

Götz: Ja, natürlich. Wie gesagt: Ich habe meine Mappen. Es ist schön, wenn man beispielsweise den Neujahrsempfang abhaken kann oder das Jahresprogramm und die Mappe dann weglegt. Aber es ist immer noch ganz viel da.

nussbaum.de: Es sind in der Tat viele Veranstaltungen im Programm, viele sind tatsächlich kostenfrei für die Gäste. Ist das so vorgegeben?

Götz: Vom Innenministerium ist vorgegeben, dass am Baden-Württemberg-Tag alle Veranstaltungen kostenlos sind. Dafür bekommt man auch eine Förderung. Wir haben gesagt, wir wollen da noch einen Schritt weitergehen, auch mit Blick auf Teilhabe. Das war uns, war mir selbst auch sehr wichtig

nussbaum.de: Sie meinen Teilhabe insgesamt?

Götz: Genau. Das sind natürlich einmal Menschen mit Einschränkungen, aber auch Menschen, die wenig Geld haben. Und deshalb hat es mich sehr gefreut, dass viele Veranstaltungen tatsächlich ohne Eintritt stattfinden.

nussbaum.de: Gibt es für Sie auch besondere Projekte, die durch die Heimattage entstehen?

Götz: Ja, wir haben die Toilette für alle, die im Pilgerhaus gebaut wird, also eine Toilette, in der erwachsene Menschen auf einem Wickeltisch gewickelt werden können. Das steht im Leitfaden des Innenministeriums, dass es gewünscht ist, bei den Großveranstaltungen eine dieser Toilette zu haben. Aber: Es gibt hier keine in der Metropolregion. Es läuft jetzt alles über das Pilgerhaus, die bauen eine Toilette für alle, die tatsächlich fast komplett mit Fördergeldern finanziert wird. Die wird später beworben in der Metropolregion und man kann sie dann wirklich auch für einen bezahlbaren Preis mieten.

nussbaum.de: Kommen wir noch auf ein schwieriges Thema: Bei großen Veranstaltungen hat man die Erlebnisse der letzten Monate, zuletzt die Amokfahrt in Mannheim, im Kopf. Wie sehr beschäftigt Sie derzeit der Themenkomplex Sicherheit?

Götz: Das beschäftigt mich insofern sehr, als wir jetzt gerade ein Sicherheitskonzept entwickelt haben für den Baden-Württemberg-Tag. Es gibt auch immer wieder neue Vorgaben, es muss entschieden werden, was will man, was will man nicht. Und es ist alles ein Kostenfaktor, der noch on top kommt, denn vor einem Jahr hat noch niemand über Terrorsperren geredet. Das liegt jetzt auf dem Tisch, und das sind Themen, mit denen muss man sich auseinandersetzen.

nussbaum.de: Es ist nicht nur der Anspruch oder die Überlegung der Stadt, die dahinter steht, sondern es gibt tatsächlich rechtliche Vorgaben?

Götz: Leider gibt es noch keine bundesweit einheitlichen Vorgaben. Aber natürlich versuchen alle Kommunen, das so sicher wie möglich zu machen.

nussbaum.de: Trotz all der Arbeit: Sie brennen für das Projekt und würden es wieder machen?

Götz: Ja. Ich würde es wieder machen, weil ich das Projekt toll finde. Aber man müsste vielleicht die Voraussetzungen verändern.

nussbaum.de: Sie meinen mehr Ressourcen?

Götz: Ja, genau. Aber es ist klar, dass das für eine Stadt nicht so einfach aus dem Ärmel geschüttelt wird.

nussbaum.de: Wenn Sie auf die Heimattage schauen, was wünschen Sie sich für die nächsten Wochen und Monate?

Götz: Was ich mir natürlich am meisten wünsche, ist viel gutes Wetter. Wenn es an einer Veranstaltung wie dem Baden-Württemberg-Tag regnet, dann ist natürlich weder auf der Bühne viel los noch auf der Gewerbeschau. Aber das sind Sachen, da hat man keinen Einfluss drauf.

Das Gespräch führte Christina Schäfer

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von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM/cs
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