Der Schulverband Nördliche Badische Bergstraße hat in einer gemeinsamen Informationsveranstaltung der Stadt- und Gemeinderäte aus Hemsbach, Laudenbach und Weinheim über die Weichen für die schulische Zukunft der Region beraten. Im Mittelpunkt stand die Perspektive, ein neues Bildungszentrum am Standort der heutigen Schillerschule realisieren zu können.
Vieles deutet darauf hin, dass dieses zukunftsgerichtete Konzept wirtschaftlich tragfähig und pädagogisch sinnvoll realisierbar sein könnte. Einziger Wermutstropfen ist dabei, dass dieses Konzept nur mit zwei Schularten möglich ist. Drei Schulen sind gemäß einer Machbarkeitsstudie der Kommunalentwicklung (KE) auf dem Schillerschulgelände nicht darstellbar, da hier acht bis neun Züge benötigt würden. Zeitgleich mit den Gemeinderäten wurden auch die Schulleitungen über die Pläne informiert. Im weiteren Prozess ist auch eine enge Abstimmung mit allen beteiligten Schulen selbstverständlich.
Hintergrund der Überlegungen sind zwei zentrale Entwicklungen: Zum einen zeigt eine aktuelle Schülerzahlenvorausberechnung des Instituts Isoplan aus Saarbrücken einen mittelfristigen Rückgang der Schülerzahlen ab Mitte der 2030er Jahre – trotz insgesamt wachsender Bevölkerungszahlen im Schulverbandsgebiet bis 2049. Zum anderen macht die Kostenschätzung deutlich, dass ein siebenzügiger Neubau auf dem bestehenden Gelände in Hemsbach rund 20 Millionen Euro günstiger ausfallen würde als ein entsprechender Neubau auf Laudenbacher Gemarkung.
In Kombination mit einer deutlich verbesserten Schulbauförderkulisse käme der Schulverband der Realisierung eines neuen Schulzentrums mit dem nun vorgestellten Projekt einen großen Schritt näher. Die bisherige Planung war aufgrund der hohen Kosten in den Hintergrund gerückt, nachdem auch die Kommunalaufsicht wiederholt bestätigt hatte, dass diese die finanzielle Leistungsfähigkeit der Schulverbandskommunen dauerhaft überfordere.
Der Lösungsvorschlag sieht vor, nach dem Abschluss der regionalen Schulentwicklung und dem Vorliegen der entsprechenden Gremienbeschlüsse keine neuen Eingangsklassen mehr an der Realschule zu bilden. Stattdessen sollen sich künftig Gemeinschaftsschule und Gymnasium den Standort teilen – beide mit stabilen Schülerzahlen. Damit wären weiterhin alle drei Schulabschlüsse im Schulverbandsgebiet erreichbar.
In der Informationsveranstaltung wurde deutlich, dass der Schulstandort Hemsbach das Problem vieler Kommunen teile. Auch wenn es tendenziell zu wenige Sekundarschulen gibt, kann sich nicht mehr jeder Schulstandort jede Schulart leisten. Die gesetzliche Maßgabe besagt, dass jede Schulart in erreichbarer Nähe angeboten werden muss. Das wäre im Schulverband auch im Falle, dass die Realschule nicht weiterbetrieben würde, gegeben. Die Schließung der Gemeinschaftsschule dagegen ist aus diesem Grund keine Alternative. Zugleich betonen die Verantwortlichen, vor dem Hintergrund der Schülerzahlenprognose keine Überkapazitäten aufbauen zu wollen.
Für die entfallenden Realschulplätze zeichnet sich indes eine pragmatische Lösung ab: Die bestehenden Realschulen in Weinheim können laut Oberbürgermeister Manuel Just bei einer intelligenten Schülerlenkung zusätzliche Schülerinnen und Schüler aufnehmen. Eine temporäre Nutzung der Klassenzimmer des heutigen Sporttraktes können kurzzeitige Spitzen bei den Schülerzahlen abfedern.
Positiv aufgenommen wurden erste Signale des Regierungspräsidiums Karlsruhe und des Kultusministeriums Baden-Württemberg. Zwar steht eine endgültige formelle Zustimmung noch aus, doch wurde die angedachte Struktur als gangbarer Weg bezeichnet. Auch das Schulamt Mannheim äußerte Verständnis für den geplanten Zuschnitt und verwies auf die landesweit wachsende Notwendigkeit, Bildungsangebote wirtschaftlich und zukunftsorientiert aufzustellen.
„Die Konzentration auf zwei starke Schularten ermöglicht es uns, pädagogische Qualität zu sichern und gleichzeitig finanziell verantwortungsvoll zu handeln“, betonte Hemsbachs Bürgermeister und Schulverbandsvorsitzender Jürgen Kirchner. Angesichts des hohen Sanierungsaufwands im Bestand mahnt Kirchner jetzt zügig die notwendigen Schritte zu gehen: „Mit jedem Tag fließen erhebliche Mittel in den Erhalt des alten Schulzentrums – wir sollten jetzt gemeinsam den Weg in die Zukunft gehen.“
Aufgrund der nun vorliegenden Erkenntnisse aus der Schülerzahlenvorausberechnung soll das Thema nach der Sitzungspause in den Gremien beraten und ein Beschluss herbeigeführt werden.
Der eingeschlagene Weg biete jedoch gute Voraussetzungen, um einen tragfähigen Konsens zu erreichen – sowohl in der kommunalpolitischen Debatte als auch in der Abstimmung mit den übergeordneten Behörden, sind sich die drei Bürgermeister einig. Einig sind sie sich allerdings auch darüber, dass dieser Prozess noch einige Jahre bis zur Verwirklichung eines Schulneubaus in Anspruch nehmen wird.