Das Realschul-Aus im Zuge des BIZ-Neubaus scheint, Stand jetzt, alternativlos. Mit seiner Kommunikation hat der Schulverband jedoch Vertrauen verspielt - und letztendlich die Pläne gefährdet.
Wenn man sich anhört, was die Bürgermeister am Montag im Pressegespräch erklärt haben, dann wirkt der Vorschlag, das Bildungszentrum neu auf dem Schillerschulgelände zu errichten – und im Zuge dessen die Realschule zu streichen – zunächst einmal plausibel. Der Standort auf einer ehemaligen Sondermülldeponie ist nicht tragbar. Ein Fehler aus der Vergangenheit, für den die Region nun die Rechnung präsentiert bekommt. Und die fällt heftig aus: Ausgaben in Millionenhöhe und der mögliche Wegfall einer ganzen Schule.
Ob man das gut findet oder nicht: Ohne Geld lässt sich kein Schulgebäude errichten. Dass unsere Kommunen inzwischen kaum noch in der Lage sind, ihre Pflichtaufgaben aus eigener Kraft zu stemmen, ist ein grundsätzliches Problem – eines, das man nicht Hemsbach, Laudenbach oder Weinheim anlasten kann. Es zeigt vielmehr, dass die Art und Weise, wie Kommunen in Deutschland finanziert werden, dringend auf den Prüfstand gehört. Andernfalls wird es derartige Notlösungen in Zukunft immer wieder geben.
Seit 13 Jahren versucht die Verwaltung, zusammen mit dem Land und dem Regierungspräsidium, eine genehmigungsfähige Lösung zu finden. Das jetzige Konzept ist das Ergebnis zahlloser Gespräche, Prüfungen und abgelehnter Varianten. Wer heute behauptet, man könne das alles besser machen, unterschätzt die Komplexität und ignoriert, wie oft höhere Stellen schon vermeintlich gute Ideen abgelehnt haben. Ja, der Preis ist hoch. Aber das ist eben der Preis für Fehler, die vor Jahrzehnten gemacht wurden.
Was aber nicht entschuldbar ist – und woran sich die Verwaltung Kritik gefallen lassen muss – ist der Umgang mit der Öffentlichkeit. Die Schließung einer Schule ist kein Verwaltungsvorgang wie jeder andere. Es geht um ein emotionales Thema, das viele Familien betrifft. Wer jahrelang an einer Lösung arbeitet, sollte sich auch die Zeit nehmen, diese Lösung frühzeitig, offen und transparent zu erklären. Eine nüchterne Pressemitteilung und ein Pressegespräch erst nach aufkeimendem Protest reichen da nicht aus.
Dass es für viele Menschen keine echte Alternative ist, ihre Kinder künftig nach Weinheim zur Schule zu schicken, hätte man sich denken können. Dass eine Gemeinschaftsschule für manche nicht als gleichwertig empfunden wird, ebenso. Und auch, dass Sorgen wegen der Schülerzahlen in Weinheim oder wegen der Neubaugebiete auftauchen würden, war vorhersehbar. All diese Punkte hätte man proaktiv aufgreifen und erklären müssen – am besten in einer öffentlichen Veranstaltung. Stattdessen ließ man die Diskussion hochkochen, ohne rechtzeitig gegenzusteuern.
So hat die Verwaltung nicht nur einen Teil der Bürgerschaft gegen sich aufgebracht – sie riskiert auch die Zustimmung der Gemeinderäte. Und das wäre fatal. Denn eines ist klar: Sollte diese Lösung scheitern, steht niemand mit einem Plan B bereit. Dann stünde man wirklich vor dem Nichts – und das wäre ein weitaus schlimmeres Signal für die Zukunft der Kinder als jeder Schulweg nach Weinheim.
► Bürgermeister Kirchner verteidigt BIZ-Pläne trotz Widerstand