
Die baden-württembergische Kleinkunstszene ist um eine Sensation reicher. Nach großem Erfolg in Ulm ist der renommierte Kleinkunstpreis „Der Goldene Bulle“ in der Landeshauptstadt angekommen. Dessen Initiator, Kabarettist Christoph Sonntag, lädt dort jeden Monat zwei Kleinkünstler*innen zum spaßigen Duell ein. Gekämpft wird sowohl um die Gunst des Publikums als auch um ein Ticket zum großen Finale im Dezember. Und auch hier gilt: Die Jury ist das Publikum und bestimmt anhand festgelegter Kategorien, wer es ins Finale schafft. Dort werden die Gewinner dann mit dem Goldenen, Silbernen und Bronzenen Bullen gekürt – inklusive hoch dotiertem Preisgeld.
Gemeinsam mit Christoph Sonntag präsentieren wir auf NUSSBAUM.de monatlich die Kandidatinnen und Kandidaten im (Kurz-)Interview: Der Gastgeber fragt, der Gast antwortet ... Dieses Mal mit Ludwig W. Müller, der am 6. Oktober im SpardaWelt EventCenter (Am Hauptbahnhof 3, 70173 Stuttgart) zusammen mit bzw. gegen Lars Redlich auf der Bühne stehen wird.
Von einem rät der Österreicher Kabarettist und Wortspielkünstler dringend ab: vertrete dich niemals selbst vor Gericht - der Anwalt ist der beste Freund des Menschen! Ein zweites Standbein kann nicht schaden, und die Teilzeitarbeit in der Rechtsanwaltskanzlei liefert schließlich jede Menge Stoff fürs Kabarett. Einziger Haken: der Arbeitsplatz ist künftig in der Tiroler Provinz. Und so wird der geborene Innsbrucker mit Volksschulabschluss in Fieberbrunn neben Volksmusikmillionären und deutschen Steuergeflüchteten auch mit manchem alten Bekannten konfrontiert, wie die dem sauf- und rauflustigen Schilehrer Herbert Waltl ... Gottseidank beherrscht der Wort- und Rechtsverdreher neben diversen anderen Fremdsprachen und Dialekten auch noch Tiroler Ober- und Unterlandlerisch. Da hilft am Ende nur ein Verweis auf unser verfassungsmäßig garantiertes Recht zu schweigen. Oder kurz gesagt: A Ruah is!!! Für die Freunde des abgehobenen Wortwitzes gibt es natürlich auch in Stuttgart wieder das Allerneuste vom Schüttelreim. Doch lassen wir ihn selbst mal zu Wort kommen ...
Christoph Sonntag: Ludwig, wie und wo hast du über den „Goldenen Bullen" erfahren?
Ludwig W. Müller: Ich dachte erst, was mach' ich mit einem goldenen Polizisten? ... Ok, Schmäh! Nein, ehrlich: Ich finde dich sehr witzig, und nachdem mir mein Agent erzählt hat, dass du einen Comedy-Preis in Stuttgart moderierst, wollte ich gern mitmachen.
Christoph Sonntag: Was war Deine Reaktion, als Du mitbekommen hast, dass Du in unserem Wettkampf mitmischen darfst?
Ludwig W. Müller: Hab mich sehr gefreut, ich bin ja keine 25 mehr und hab seit dem Stuttgarter Besen (da war ich 35) an keinem Wettbewerb mehr teilgenommen. Dann bin ich noch dazu Ausländer aus einem südlich von Deutschland gelegenen Alpenland, das primär Volksmusik und Red Bull exportiert. Da würde ich gerne auch mal den Humorexport fördern!
Christoph Sonntag: Was weißt Du über Stuttgart und die Schwaben?
Ludwig W. Müller: Ich hab oft in Stuttgart gespielt und finde das Publikum immer sehr offen und gut drauf. Die Leute sind auch für einen subtilen, manchmal makabren Humor empfänglich. Und nachdem mein Vater und meine halbe Familie aus der (österreichischen) Bodenseeregion kommen, fühl ich mich da auch irgendwie dem Alemannischen nahe.
Christoph Sonntag: Was findest du an uns besonders toll, was besonders witzig?
Ludwig W. Müller: Die Schwaben schätzen auch den Wortwitz, Reime und ein Kabarett, das wirklich zum Lachen ist. Keine Selbstverständlichkeit heutzutage!
Christoph Sonntag: Wie kamst du auf die Idee, auf die Comedy-Bühne zu gehen?
Ludwig W. Müller: Ich komme von der Juristerei her. Juristen haben oft einen trockenen Humor und gehen sehr präzise mit der Sprache um. Vielleicht werden aber auch nur manche Juristen, weil sie sonst nur Unsinn im Kopf haben und daher irgendwas G'scheites als Brotberuf lernen wollen. Als ich Satire zu schreiben begonnen habe, hat meine Schwester gerade eine Agentur aufgebaut, das passte perfekt! Sie meinte, ja, liest sich ganz gut, aber warum erzählst du die Geschichten nicht live auf der Bühne?
Christoph Sonntag: Was war Dein witzigstes, was Dein beeindruckendstes und was Dein peinlichstes Erlebnis auf der Bühne?
Ludwig W. Müller: Das peinlichste war mal ein Auftritt bei der sogenannten "Jungbürgerfeier" in einer steirischen Industriestadt. Da hat der Bürgermeister hundert 18-Jährige traditionell zur Volljährigkeit eingeladen zu Trinken und Büffet. Mir wären 18 Hundertjährige lieber gewesen! Die Kids waren nämlich alle schon rotzbesoffen und wollten nichts von mir hören. Am Schluss meinte der Feuerwehrmann hinter der Bühne: "Herr Müller, es gäbe auch einen Hinterausgang ..."
 Beeindruckend ist es für mich immer, wenn ich mal ganz woanders spiele, z.B. im hintersten Tal in Südtirol oder in Ostfriesland oder in Cottbus, und die Leute trotzdem auf meinen Humor einsteigen. Das ist das schöne Gefühl, dass Humor sowas wie eine internationale Kommunikationsmöglichkeit ist.
Und das Witzigste: Ich hab mal eine Gala für eine Firma gespielt und hab mir extra dazu ein Programm über Spedition und Transportwesen überlegt. Die Leute haben mich aber eher verständnislos angesehen - die Firma hieß nämlich nur zufällig wie eine Spedition, die machten in Wirklichkeit irgendwas in der Lebensmittelindustrie ...
Christoph Sonntag: Was würde es für Dich bedeuten, wenn Du unseren Preis erhältst?
Ludwig W. Müller: Das wäre für mich eine Sensation, beim Stuttgarter Besen wurde ich ja seinerzeit nur Zweiter. Da würde ich gern mal die österreichische Ehre wieder herstellen! Außerdem möcht' ich gern wieder mehr im Schwabaländle auftreten, da wäre das ein super Einstieg!
Ob Ludwig W. Müller sein Wiedereinstieg ins Schwäbische gelingt, wird sich am Mo., 06. Oktober, 19 Uhr zeigen. Moderiert wird der Abend übrigens von Gastgeber Christoph Sonntag persönlich, dazu gibt es Live-Musik von der Showband „Golden Legends“ mit Berti Kiolbassa & Cherry Gehring (PUR).
► Tickets ab 39 Euro gibt es hier

