Touren-Tipps

Paragliding im Schwarzwald über dem Renchtal

Einmal so richtig in die Luft gehen Und den Schwarzwald aus der Vogelperspektive entdecken – das wär’s doch! Ein absoluter Adrenalinkick.
Gleitschirmfliegen im Schwarzwald
Dem Himmel so nah beim Gleitschirmfliegen hoch über dem Renchtal im Schwarzwald.Foto: Michael Bode

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Es geht nicht. Keine Chance. Ich komm’ nicht vom Fleck. „Jetzt renn!“, gibt Reiner Schlack hinter mir unmissverständlich Order. Sehr witzig. Was glaubt denn der Herr Tandemflugpilot, was ich hier gerade mache? Blümchen pflücken? Es ist, als würde mich eine riesige, unsichtbare Hand festhalten. Ich stemme mich mit sämtlichen Kilos und all meiner Kraft ins Gurtzeug, marschiere los und renne...

Urplötzlich zieht uns diese Hand ganz sanft nach oben. Unter uns – zum Greifen nah – die Tannenwipfel. „Zu nah“, meldet das Gehirn an meinen Allerwertesten, der sofort versucht, den Erstkontakt zu vermeiden. „Rutsch mal ganz nach hinten. Richtig tief ins Gurtzeug, das ist einfach viel bequemer“, meint Reiner.

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Paragliding im Schwarzwald: No Risk - No Fun!

Ganz ungefährlich ist der Sport nicht. Fußball, Reiten oder Kampfsport sind allerdings verletzungsintensiver. Unter Gleitschirmfliegern gilt: Safety first! Das betrifft Ausrüstung, Wetterlage und die ehrliche Einschätzung des Könnens. Zudem verhindert eine spezielle Sicherheitsausrüstung Schlimmeres.

Ein lang gehegter Traum

Ich darf kurz vorstellen: Reiner Schlack aus Freudenstadt, seit über 30 Jahren passionierter Gleitschirmflieger mit Tandemfluglizenz. Hauptberuflich Dentaltechniker. Und nebenberuflich Wunscherfüller, zumindest was mich betrifft. Er verwirklicht mir einen lang gehegten Traum: über meinen heißgeliebten Schwarzwald zu fliegen. Durch die Luft getragen zu werden und meine Heimat von oben zu sehen.

Ich habe mich tief ins Gurtzeug gesetzt, mein Rücken drückt sich an Reiners Bauch. Hat ein bisschen was von Abrahams Schoß. Ich höre das Rauschen des Windes, atme die aufsteigende Waldluft ein, die heute irgendwie ganz besonders würzig ist. Über den Bergen des Schwarzwalds verschwinden die letzten Regenwolken, die Sonne hat sich durchgekämpft, das Licht ist weich. Unter uns leuchtet das Renchtal in sämtlichen Grünfacetten. Vor uns die Häuser von Bad Antogast, gemütlich aneinandergekuschelt, daneben ein stattlicher Schwarzwaldhof mit Leibgeding, umrahmt von blühenden Obstbäumen in Rosa und Weiß.

Paragliding im Schwarzwald
„Es gibt Momente, da muss man sich der schönsten Nebensache der Welt hingeben“ Paragliding erweitert den Horizont.Foto: Michael Bode

Die Szenerie wirkt wie aus einem Katalog für Modelleisenbahnen. Klein, lieblich, verträumt. Einfach hinreißend. Am Horizont sind ganz entfernt die Rheinebene, Straßburg und das Münster zu erkennen. Die Landschaft: erhaben und anheimelnd zugleich. Plötzlich aber habe ich irgendwas Nasses im Gesicht...

Zum Heulen schön: Der Schwarzwald von oben

Du ahnst es nicht: Frau Redakteurin – Marke „Ich rock’ das schon“ – laufen ein paar Tränen runter. Höhenkoller? Nein: Ich weine. Vor Glück, Ergriffenheit und – Entschuldigung – lauter Besoffenheit über so viel Schönheit.„Wir müssen runter“, höre ich Reiner wie durch eine Wattewolke. „Macht im Moment keinen Sinn.“ Runter? Jetzt? Ich habe gerade die schönste Nebensache der Welt für mich entdeckt und soll schon wieder damit aufhören? Aber Reiner kennt da nichts: „Wie ich’s dir erklärt habe: Füße hoch, Beine ganz gerade nach vorne strecken, wir landen“, kommt die Ansage.

Paragliding im Schwarzwald übers Renchtal
Je nach Thermik geht es bis zu 800 Meter nach oben und auch der Flugdauer sind kaum Grenzen gesetzt.Foto: Michael Bode

Wir fliegen auf die Landewiese zu, rumms, Bodenkontakt, es schiebt uns noch zwei Meter über das feuchte Gras, der Schirm gleitet hinter uns zu Boden. Das war’s schon. In einem schmalen Fach am unteren Teil des Gurtzeugs ist nämlich eine Art Vesperbrett in Po-Form untergebracht. Das macht die Landung angenehmer. Reiner trennt unser Gurtzeug vom Schirm, hilft mir auf und nimmt mich in die Arme: „Das gehört dazu beim ersten Mal“, lächelt er. „Also: herzlich willkommen im Club!“

Absolut Schockverliebt

Ich bin wie vom Blitz getroffen. Verliebt. Nein, nicht in Reiner. Ins Gleitschirmfliegen. Wir nehmen Helme und Gurtzeug ab und packen den Schirm in einen großen Rucksack. Was bei einer Fläche von rund 40 Quadratmetern gar nicht so einfach ist. Am Rand der Wiese werden wir eingesammelt: Unser Fotograf Micha Bode ist so nett und mimt den Taxifahrer. Es geht wieder hoch auf den Startplatz an der Zuflucht. „Und? Angst gehabt?“, fragt er mich. Nein. Kein bisschen. Respekt schon: Schließlich bin ich von Wind und Wetter abhängig, von einer fehlerfreien Ausrüstung und letztlich von meinem sehr erfahrenen Flugpartner.

Sicherheitseinweisung vor dem Gleitschrimflug im Schwarzwald
Vor dem Start gibt es neben Sicherheitseinweisungen auch diverse Trockenübungen.Foto: Michael Bode

Reiner Schlack ist penibel, erklärt mir genau, worauf ich achten muss und was auf mich zukommen kann. Seine Ausrüstung war beim TÜV, der Schirm ist überprüft. Und er weiß auch genau, wann es besser ist, das Fliegen einfach bleiben zu lassen. Er hat einen Sohn und hängt auch sonst am Leben. Aber: Natürlich gebe es Leute, die sich überschätzen und im Baum landeten. Meist sei dann nur der Stolz verletzt, manchmal aber auch mehr …

Strampeln wie ein Entchen

„Und? Willste noch mal?“ Was für eine Frage. Also den Schirm ausgebreitet, alle Leinen überprüft, rein ins Gurtzeug, Trockenübungen gemacht und festgeschnallt. Aber wir müssen ein bisschen warten. Die Thermik ist noch nicht optimal. Eins schwöre ich mir, während wir am Startplatz den optimalen Moment abpassen: „So was wie beim ersten Start passiert mir nicht noch mal.“ Plötzlich kommt Reiners Kommando „Startklar“.

Runterzählen: „Drei, zwei, eins und los“, rechter Fuß zuerst und dann: rennen. Ich renne, und renne und … „Kannst aufhören“, das Grinsen von Reiner ist nicht zu überhören. Ich trampele wie ein frisch geschlüpftes Entchen bei den ersten Schwimmversuchen – obwohl wir schon längst abgehoben haben.

Tandem-Paragliding im Schwarzwald
Reiner Schlack von Renchtalair bietet für Neugierige und Anfänger Tandemflüge von der Zuflucht in Oppenau an.Foto: Michael Bode

Und dann fliegen wir: eine Dreiviertelstunde lang. Umkurven mehrfach den Buchkopfturm. Schrauben uns höher und höher, um dann wieder nach unten zu gleiten und Tempo aufzunehmen. Wir sehen den Kniebis, ein Stückchen von der Hornisgrinde und ganz weit entfernt den Kandel. Es ist einfach atemberaubend.

„Und? Ist dir schlecht?“ Reiner macht sich wohl Sorgen um seine Ausrüstung. Wenn ich mich übergeben müsse, dann aber bitte nur nach links, hat er mir vor dem Start noch eingeschärft. Rechts sei nämlich die Sicherung. Nein. Mir ist nicht schlecht. Aber es muss jetzt raus: Ich schreie nur noch „Geeeeeiiiil“. Die Leute auf dem Turm lachen und winken. Und eins steht fest: Ich mache den Flugschein. Willkommen im Club!

Auch mal abheben? Pragliding im Renchtal im Schwarzwald

Reiner Schlack von Renchtalair bietet für Neugierige und Anfänger Tandemflüge von der Zuflucht in Oppenau an. Mehr Infos unter: www.renchtalair.de

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von Karen Heckers/red
09.12.2021
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