Der Dachausbau ist die preiswerteste Art, neuen Wohnraum zu schaffen. Unbezahlbar ist hingegen der Platzgewinn und damit verbunden das Plus an Lebensqualität. Ob für den Nachwuchs, Gäste, das neue Hobby oder einen Wellness-Tempel - nach einem fachmännischen Ausbau lässt sich das Dachgeschoss als vollwertiger Wohnraum auf vielfältige Weise nutzen, stets versehen mit der besonderen Portion Charme, die für Dachräume so typisch ist.
Bevor es losgeht, müssen Hausbesitzer noch die Rahmenbedingungen klären. Da geht es zum einen darum, ob die Bausubstanz für einen Dachausbau geeignet ist. Zum anderen sind gesetzliche Vorgaben zu beachten. Denn ein Dachausbau ist eine Nutzungsänderung und in einigen Bundesländern genehmigungspflichtig. Ob eine Baugenehmigung für den Dachausbau erforderlich ist, zeigt ein Blick in die Landesbauordnung. Am besten setzen sich Hausbesitzer vor dem Dachausbau mit dem Bauamt in Verbindung und klären alle Fragen. Darüber hinaus gelten beim Ausbau des Dachs zu Wohnraum die Vorgaben der Energieensparverordnung (EnEV) und die Materialien müssen den Brandschutzvorschriften aus der Landesbauordnung entsprechen.
Dann stehen grundsätzliche Entscheidungen an: Allen voran die Frage, wie der Raum unter dem Dach nach dem Ausbau genutzt werden soll. Darf sich hier in Zukunft der Nachwuchs austoben oder sollen sich Gäste wohlfühlen? Kann Stauraum geschaffen werden, der im restlichen Haus fehlt, oder bietet das Dachgeschoss Platz für luxuriöse Extras? Oder soll sogar ein Bad im Dachgeschoss realisiert werden? Steht das Nutzungskonzept, können die nötigen Sanierungsmaßnahmen und -systeme ausgewählt werden: Es geht um den gewünschten Lichteinfall, einen guten Wärmeschutz und die perfekte Raumaufteilung. Die Kombination mit einer kompletten Dachsanierung ist durchaus sinnvoll, zum Beispiel, wenn die Dacheindeckung starke Schäden aufweist oder bisher gar keine Dämmung vorhanden ist.
1. Bauliche Voraussetzungen im Dachgeschoss
2. Gesetzliche Voraussetzungen für den Dachausbau und Förderung prüfen
3. Nutzung des Dachgeschosses
4. Optische Fragen beim Dachausbau
Wenn Hausbesitzer einen Dachausbau angehen, sind auch gesetzliche Vorgaben zu beachten. Wer einfach loslegt, kann später ein blaues (teures) Wunder erleben, denn manchmal ist für den Ausbau des Dachgeschosses sogar eine Baugenehmigung erforderlich. Ob und wann das der Fall ist, ist je nach Bundesland verschieden. Ein Blick in die Landesbauordnung und ein Gespräch mit dem Bauamt bringen Klarheit.
Allgemein gilt in der Regel: Ob eine Baugenehmigung erforderlich ist oder nicht, hängt vom Umfang der geplanten Arbeiten ab. Wird mit dem Dachausbau neuer Wohnraum geschaffen, ist das eine Nutzungsänderung und damit in einigen Bundesländern genehmigungspflichtig. Das Gleiche gilt, wenn durch den Dachausbau Änderungen an der Dachfläche vorgenommen werden, zum Beispiel durch den Einbau von Dachgauben oder einer Dachterrasse oder wenn sogar die Dachneigung verändert wird. Nicht genehmigungspflichtig sind dagegen Maßnahmen, die an der Optik des Hauses nichts ändern, wie zum Beispiel die Erneuerung der Dachfenster.
Wo kann man sich wegen der Baugenehmigung für den Dachausbau erkundigen? Als erste Maßnahme hilft ein Blick in Landesbauordnung herauszufinden, ob eine Baugenehmigung erforderlich ist oder nicht. Anschließend sorgt ein Gespräch mit dem Bauamt für Klarheit bei allen weiteren Fragen.
Verfahrensfreie Vorhaben
§50 der LBO-BW besagt in Absatz (2) Punkt 2:
(2) Die Nutzungsänderung ist verfahrensfrei, wenn
2. durch die neue Nutzung zusätzlicher Wohnraum in Wohngebäuden geringer Höhe im Innenbereich geschaffen wird.
Dies bedeutet, dass für eine Nutzungsänderung, also z.B. einem Ausbau des Dachgeschosses zur Schaffung von mehr Wohnfläche, in einem Wohngebäude geringer Höhe keine Genehmigung nötig ist. Darunter fallen so gut wie alle Einfamilienhäuser und ein Großteil der Mehrfamilienhäuser.
Was ist ein Gebäude geringer Höhe?
Die LBO Baden-Württemberg besagt in §2(5):
Gebäude geringer Höhe sind Gebäude, bei denen in jeder Nutzungseinheit in jedem Geschoss mit Aufenthaltsräumen mindestens eine zum Anleitern geeignete Stelle nicht mehr als 8 m über der Geländeoberfläche liegt. Gebäude ohne Aufenthaltsräume stehen Gebäuden geringer Höhe gleich.
Die richtige Dämmung ist unter dem Dach mindestens so wichtig wie ein schöner Ausblick. Denn im Dachgeschoss wirken sich die Schwankungen der Außentemperatur viel direkter aus als in anderen Bereichen des Hauses. Ohne Dämmung deshalb kein Dachausbau, sagt auch die EnEV. Sie ist ein wichtiger Bestandteil des Hitzeschutzes und sorgt für Wohlfühlklima das ganze Jahr hindurch. Beim Bodenbelag sollten Hausbesitzer auch unbedingt an eine Trittschalldämmung denken.
► Dachdämmung: Kosten und Förderungen Bund und BW
Bei der Auswahl der Fenster ist Energieeffizienz ein wichtiges Schlagwort. Moderne Dachfenster bieten große Glasflächen für maximale Tageslicht-Ausbeute und minimale Energieverluste - dank Wärmeschutz-Isolierverglasung, gedämmten Rahmen und passenden Rollladensystemen. Auch eine Schallschutzverglasung kann je nach Lage des Hauses sinnvoll sein, damit ungestörte Nächte garantiert sind. Die Tage von düsteren Dachräumen mit kleinen Luken sind auf jeden Fall gezählt. Noch mehr Licht kommt durch Zwillingsfenster oder Dachbalkone ins Dachgeschoss. Die Alternative sind Dachgauben, die sich ebenfalls gut nachträglich einsetzen lassen. Der Vorteil von Gauben: Sie steigern den Raumgewinn zusätzlich und sind eine gute Lösung für flach geneigte Dächer oder Dachräume mit niedrigem Kniestock.
Im Gegensatz zu Gauben können Dachwohnfenster ohne Baugenehmigung eingebaut werden. Über ihre Größe gibt die DIN-Norm 5034 „Tageslicht in Innenräumen“ näheren Aufschluss: Sie besagt, dass die Summe der Breiten aller Fenster mindestens 55 Prozent der Breite des Wohnraumes betragen sollte.
Damit das Dachgeschoss im Sommer nicht zur Sauna wird, sollten Hausbesitzer unbedingt auf den passenden Sonnenschutz für die Dachfenster achten.
► Sonnenschutz für Dachfenster
Beim Innenausbau haben sich auch unter dem Dach Trockenbau-Systeme bewährt, nicht nur aufgrund des geringen Gewichts. Innenwände im Dachgeschoss lassen sich dank Trockenbauweise nicht nur in Windeseile erstellen. Die Lösung punktet auch mit einem Maximum an Flexibilität und Wirtschaftlichkeit. Sogar Nassräume lassen sich mit speziellen Trockenbauplatten realisieren. Beim Dachausbau können Hausbesitzer so aus dem Vollen schöpfen und sich bei der Gestaltung der neuen Dachräume nach Lust und Laune austoben.
Ein entscheidender Faktor bei der Einrichtung des Dachgeschosses ist der sogenannte Kniestock. Je höher der Kniestock ist, desto mehr Platz steht für Möbelstücke zur Verfügung. Gerade in älteren Gebäuden mit nicht ausgebautem Dach ist der Kniestock jedoch oft sehr niedrig, Maße von unter 50 Zentimetern sind keine Seltenheit.
Der Tischler hilft auch dabei, Schrägen, Winkel und Ecken mit angepassten Möbeleinbauten zu versehen und so möglichst viel Stauraum zu schaffen. Individuell angefertigte Sideboards oder Unterschränke in Höhe des Kniestocks zählen ebenso dazu wie Sitzbänke mit integriertem Stauraum oder auch Raumtrenner, die dem Obergeschoss mehr optische Tiefe verleihen. Standardmöbel hingegen passen angesichts der besonderen Platzverhältnisse meist gar nicht. Mit einem individuellen Einbau jedoch lässt sich die Fläche unter dem Dach etwa für einen begehbaren Kleiderschrank nutzen - und die Bewohner verlieren nie wieder den Überblick über ihre Garderobe.
Noch ein Tipp: Mit einer Gleitschiebetür, die in vielen Designs und Materialien wie Glas erhältlich sind, wird der Schrank auch optisch zu einem Schmuckstück unter dem Dach.
Zwar lässt sich mit Eigenleistung beim Bauen Geld sparen, aber nur, wenn die Arbeiten bereits vor Vertragsabschluss geplant und genau geregelt werden. Dazu gehört die Klärung der Fragen, wer für welchen Bauabschnitt haftet und wie die Profis den Bau an die Heimwerker übergeben müssen.
Schimmel vermeiden
Das Problem entsteht in der Regel, weil die Bodentreppentür zwischen den Wohnräumen mit frischem Estrich und Putz und dem Dachraum noch fehlt. So steigt die feuchte Warmluft von unten in den Dachraum und kondensiert dort an der kalten Holzkonstruktion. Schimmel lässt dann nicht lange auf sich warten. Bis die Bauherren den Befall entdecken, vergehen manchmal Wochen, in denen die Sporen sich ausbreiten und das Holz mit Schimmel befallen. Bei einem sehr intensiven und großflächigen Befall hilft dann nur noch eine professionelle Schimmelbekämpfung. In Ausnahmefällen müssen Holzbauteile auch komplett ausgetauscht werden. (VPB)