Die Farben Blau und Grün verschwimmen und fließen ineinander. Wie ein großes blaues Auge liegt die Wasseroberfläche inmitten des grünen Laubs der Bäume. Die geheimnisvoll anmutende Quelle nahe des Klosters Blaubeuren am Fuße der Schwäbischen Alb wurde aufgrund ihrer faszinierenden Unergründlichkeit und spektakulären Farbenpracht bereits früh zum Ort der Sagen und Legenden. Eine der schönsten ist das „Märchen von der schönen Lau“. Die Geschichte ist Teil des Märchens „Das Stuttgarter Hutzelmännlein“ von Eduard Mörike, das im Jahr 1853 erstmals erschienen. Darin erzählt Mörike, wie eine Wassernixe am Blautopf ihr Lachen wiederfindet. Durch das Märchen wurde der Blautopf als mystischer Ort einem größeren Publikum bekannt.
Die schöne Lau, eine Nixe mit langen fließenden Haaren und Schwimmhäuten zwischen den Fingern, lebt zurückgezogen im Blautopf in einem Unterwasserpalast. Sie war von ihrem Mann, einem alten Nix aus der Donau, verstoßen worden, weil sie aus lauter Traurigkeit keine Kinder bekommen konnte. Eine Prophezeiung besagte, dass dieser Fluch erst gebrochen werden konnte, wenn die schöne Lau fünfmal herzlich lachen würde.
Als sie sich mit den Frauen der Wirtschaft „Nonnenhof“ im benachbarten Kloster anfreundet, findet die Nixe in deren fröhlicher Gesellschaft ihr Lachen wieder. Fünfmal wird die schöne Lau in alltäglichen Situationen vom Lachen übermannt – zum Beispiel als sie gekitzelt wird oder als sie versucht, den Zungenbrecher „‘s leit a Klötzle Blei glei bei Blaubeura, glei bei Blaubeura leit a Klötzle Blei“ aufzusagen.
Am Ende ist der Fluch gebrochen, die Prophezeiung hat sich erfüllt. Der Nix kommt zum Blautopf, um die schöne Lau abzuholen. Und schon drei Tage später erwartet die Nixe ein Kind. Aus Dankbarkeit hinterlässt sie der Wirtsfamilie einen Kasten mit Geld, der nie leer wird.