Jeden Montagabend treffen sich in der Auwiesenschule in Neckartenzlingen etwa 60 Männer und Frauen. Der Jüngste ist 16, der Älteste Ende 60. Dank der papierlosen Proben ist es nicht einmal nötig, dass alle vor Ort sind, es kann auch digital teilgenommen werden. Derzeit haben die Sängerinnen und Sänger einen straffen Zeitplan, denn in wenigen Monaten ist es so weit. Im November kommt das nächste Großprojekt der Chorwerkstatt Neckartenzlingen auf die Bühne, wenn das Musical „Bergfieber – neu entfacht!“ im November dem Publikum in der K3N Stadthalle Nürtingen einheizen wird. Etwa zwei Jahre Vorbereitungszeit werden dem Musical dann vorausgegangen sein. An den Auftritten sonntags werden auch die Kinder, für die es samstagabends zu spät wäre, auf der Bühne singen. Dann rocken insgesamt 170 Menschen die Halle!
Solche generationenübergreifenden Projekte zu stemmen, ist eine Stärke der Chorwerkstatt Neckartenzlingen. „Wenn wir alle gemeinsam auf der Bühne stehen, ist das vor allem für die Kinder etwas ganz Besonderes“, sagt Heike Weis, Chorleiterin und Mitgründerin des Vereins. Und nicht nur das. Kürzlich haben das jüngste und das älteste Mitglied des Erwachsenenchor gemeinsam Kulissen gebaut. Dieses Miteinander mag auch ein Grund sein, weshalb der Übergang von einer der vier Chorgruppen zur nächsten so gut funktioniert. „Wir haben dadurch keinerlei Nachwuchssorgen, im Gegenteil, wir haben eher Kapazitätsprobleme“, erzählt Weis. Mitmachen dürfen Kinder ab vier Jahren – theoretisch. Denn für alle vier Chorgruppen der Chorwerkstatt gibt es teils sehr lange Wartelisten.
Im Jahr 2001 gründete eine kleine Gruppe engagierter Sängerinnen und Sänger um Heike Weis und deren Mutter Gudrun Fahr die Chorwerkstatt Neckartenzlingen mit dem Leitgedanken „singen – bewegen – darstellen“. Dieser Gedanke steht bis heute im Vordergrund und durchzieht die Erfolgsgeschichte der Chorwerkstatt, die so keiner erwartet hatte. Musicalprojekte entwickelten sich schnell zum Markenzeichen der Chorwerkstatt. Dass es um mehr als nur „im Chor singen“ geht, wird während der Proben schnell klar. Spätestens nach einer Stunde Gesang werden die Stühle beiseite geräumt, starten Choreografien, Tänze, Show. Da ist Körpereinsatz gefragt. Eine tolle Unterstützung dabei sind bewegliche Tanzspiegel, in denen die Chorwerkstättler jede Bewegung, Gestik und Mimik verfolgen können. Eine Anschaffung, die dank der Finanzspritze durch die Nominierung für den NUSSBAUM Award 2024 möglich war.
Im Musical „Bergfieber – neu entfacht!“, das aus der Feder von Heike Weis stammt, wird es einen Streit der Musikstile geben. Auf zünftige Schuhplattler folgt eine reizvolle „I need a hero“-Darbietung, so ist für jeden ist etwas dabei.
In den Entstehungsprozess und die kreativen Prozesse werden schon die Jugendlichen eingebunden. Schlummernde Talente, von denen die Betroffenen oft selbst nichts geahnt hatten, werden entdeckt und weiterentwickelt. Und das nicht nur im chorischen und solistischen Bereich, sondern auch Schauspiel, Tanzen, Choreografieren, Kostümgestaltung, Kulissenbau, Bühnen-Make-up... Nebenbei gelingt es so, schon Jugendliche ins Ehrenamt zu führen. Auch Heike Weis‘ Familie sitzt natürlich mit im Boot: Mann und Sohn der Mitfünfzigerin singen im Chor, Tochter Lucy zeichnet sich für die Choreografien verantwortlich. Im kommenden Jahr wird die Chorwerkstatt Neckartenzlingen 25. Jubiläum feiern. Was für Heike Weis das größte Kompliment als Chorleiterin ist? „Wenn Jugendliche nach einer längeren Auszeit zurückkommen und sagen, sie wollen wieder bei uns singen und berichten, was ihnen das Ganze fürs Leben gegeben hat.“
→ Der Internetauftritt der Chorwerkstatt
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