
Als die liebe Sonne wieder einmal in der Weihnachtszeit aus ihrem goldenen Fenster in den weiten, glitzernden Sternenhimmel hinausblickte, entdeckte sie weit weg am dunklen Nachthimmel ein kleines Sternlein, das ganz traurig auf die Welt hinabschaute.
Und weil gerade der Mond auf seiner nächtlichen Wanderung um die Erde ganz in der Nähe vorüberzog, sprach ihn die Sonne an und fragte ihn, ob er denn das traurige Sternlein kennen würde. „Nein“, sagte dieser, „das habe ich bis heute noch nicht gesehen.“ Da gab ihm die Sonne den Auftrag, das traurige Sternlein einmal zu besuchen und es zu fragen, warum es denn so traurig sei.
Der Mond - freundlich und hilfsbereit, wie er war - versprach der Sonne, noch heute Nacht das kleine Sternlein zu besuchen, da es ja sowieso auf seiner Bahn läge, und machte sich auf seinen weiten Weg um die Erde.
Und tatsächlich kam er nach einiger Zeit bei dem traurigen Sternlein vorbei und fragte es: „Warum machst Du denn so ein trauriges Gesicht?“ Darauf gab ihm das Sternlein mit leiser Stimme zur Antwort: „Alle die vielen anderen Sterne strahlen, sind hell und leuchten so schön, dass sie von allen Kindern auf der Erde jede Nacht am Himmel zu sehen sind. Nur ich strahle fast überhaupt nicht, und die Kinder auf der Erde können mich gar nicht sehen, wenn sie abends vor dem Einschlafen zum Himmel schauen. Das macht mich so traurig.“ Da versprach ihm der Mond, sogleich bei der Sonne um Rat zu fragen, was man da machen kann.
Als die Sonne hörte, warum das Sternlein so traurig war, gab sie dem Mond ein ganz weiches, flauschiges Tuch und ein wenig von ihrem Sonnengold für das Sternlein mit, damit es sich damit jeden Tag morgens, mittags und abends sein trauriges Gesichtchen putzen sollte. Schon bei seiner nächsten Runde am anderen Abend brachte der Mond dem Sternlein das Tüchlein und das Sonnengold und sagte ihm noch einen schönen Gruß von der lieben Sonne.
Zum ersten Mal seit langer Zeit lachte das Sternlein wieder ein wenig und begann sofort damit, sein Gesichtchen zu putzen und mit Gold einzureiben. Das machte es nun jeden Tag drei Mal - morgens, mittags und abends, und als der Weihnachtstag kam, stand es als allerhellstes Sternlein am Nachthimmel, und alle Kinder auf Erden bestaunten es aus der Ferne.
Als der Mond an diesem Weihnachtsabend wieder beim Sternlein vorbeikam, sagte er zu ihm: „Du bist jetzt das schönste und hellste Sternlein am ganzen Himmelszelt, und deshalb sollst Du ab jetzt immer ganz nahe bei mir bleiben, damit die Kinder auf Erden, wenn sie abends zum Himmel schauen, Dich auch immer ganz gleich finden.“ Und so geschah es.
Liebe Kinder, schaut heute Abend doch mal hoch zum Himmel; das Sternlein ist bestimmt noch da - gleich neben dem Mond! – Aber nur, wenn es keine finsteren Wolken hat.
Doris Krieger, Karlsdorf
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