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Rechtshistorisches Museum: Interview mit Detlev Fischer

Detlev Fischer leitet das Rechtshistorische Museum in Karlsruhe. Was es dort zu sehen gibt und zur Bedeutung des Rechts erzählt er mehr im Interview.
ein Mann steht neben einer Vitrine, dort befinden sich drei Richter-Roben
Detlev Fischer leitet das Rechtshistorische Museum in Karlsruhe.Foto: rist

In der Residenz des Rechts gibt es ein kleines Museum, das sich mit der Geschichte des Rechts beschäftigt. Dieses Rechtshistorisches Museum Karlsruhe leitet Detlev Fischer.

Er hat 1969 am Markgrafengymnasium Abitur gemacht und in Freiburg Jura und einige Semester Geschichte studiert. Nach dem Rechtsreferendariat und der Promotion arbeitete er als Richter an verschiedenen Gerichten und als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bundesgerichtshof. Von 2005 bis 2015 war er dort Richter im IX. Zivilsenat. „Das Richteramt ist ein wunderschönes Amt“, sagt er. „Als Richter ist man mit dem prallen Leben konfrontiert.“

Am Bundesgerichtshof werden überwiegend Fälle von grundsätzlicher Bedeutung entschieden. Auch wenn das jeweilige Urteil, so Detlev Fischer, nur für den konkreten Rechtsstreit bindend sei, würden die Instanzgerichte regelmäßig diesen Grundsatz-Entscheidungen folgen. Den Lesern von Nussbaum-Medien hat Detlev Fischer Fragen beantwortet.

ein Gebäude, versteckt hinter Bäumen, vor den Bäumen eine Straße mit Autos
Karlsruhe erhielt 1950 den Zuschlag, Standort des Bundesgerichtshofes zu werden.Foto: rist

NUSSBAUM.de: Wie wurden Sie zum Leiter des Rechtshistorischen Museums?

Detlev Fischer: Mein Vorgänger, der Karlsruher Rechtsanwalt Karl Zippelius, hatte mich darum gebeten und da mich Geschichte schon immer interessiert hat und ich es wichtig fand, dass es weitergeführt wird, habe ich gerne den Vorsitz im Museumsverein übernommen.

NUSSBAUM.de: Was sind die Schwerpunkte des Museums?

Fischer: Wir zeigen einen kleinen Querschnitt durch die Geschichte des Rechts von den Anfängen in Babylon bis heute. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Rechtswesen in Karlsruhe und die ersten Jahrzehnte der Residenz des Rechts. Als besondere Ausstellungsstücke sind die Richterroben des Bundesverfassungsgerichts und des Bundesgerichtshofs zu sehen. Ihre rote Farbe lässt sich auf das Alte Rom zurückführen.

NUSSBAUM.de: Welche Bedeutung hat das römische Recht?

Fischer: Das klassische römische Zivilrecht, im Auftrag Kaiser Justitians (482-565) im Corpus Juris gesammelt, ist bis heute die Grundlage des modernen Rechts. Insbesondere durch die Rechtsprechung des Reichskammergerichts (1495-1806) wurde es an die damaligen Gegebenheiten angepasst und weiterentwickelt. Das Bürgerliche Gesetzbuch beruht auf dem Corpus Juris.

NUSSBAUM.de: Wie kam es zu dieser Bedeutung des römischen Rechts?

Fischer: Im römischen Recht sind die Grundsätze und Rechtsregeln sehr abstrakt formuliert und deshalb auf unterschiedliche Gesellschaftsformen anwendbar. Es ist der Tod jeden Gesetzes, wenn es zu sehr ins Detail geht und möglichst viele Einzelfälle regeln will.

ein Mann neben einer Vitrine in einem Museum
Detlev Fischer war selbst Richter am Bundesgerichtshof in Karlsruhe und leitet seit 2005 das Rechtshistorische Museum.Foto: rist

NUSSBAUM.de: Was gibt es sonst noch im Museum zu sehen?

Fischer: Wir zeigen die Entwicklung der Rechtsordnung in Deutschland, etwa das mittelalterliche Stadtrecht, den Sachsenspiegel, die Goldene Bulle, die Tätigkeit des Reichskammergerichts. Ein ganz besonderes Stück ist unsere Justitia-Figur: Ihre Augen sind nicht verbunden.

Schon Albrecht Dürer hatte die Justitia mit offenen Augen dargestellt. Sie muss sehen, was sie tut. Natürlich muss sie, und das geht auf das erste Totengericht in Ägypten zurück, auch die Interessen ins Gleichgewicht bringen, weshalb sie eine Waage hat. Ihr Schwert zeigt das Gewaltmonopol des Staates, mit dem dieser das Gesetz durchsetzt.

Karlsruhe, die Residenz des Rechts

von rist
05.11.2025
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