Ausstellungen

Lenora de Barros: To See Aloud

Samstag, 07. Juni 2025
11:00-17:00 Uhr
Foto: Felix Gruenschloss

Der Badische Kunstverein präsentiert die Arbeiten der Dichterin und Künstlerin Lenora de Barros (*1953, São Paulo) in einer ersten umfangreichen Einzelausstellung in Deutschland.

Veranstaltungdetails

To See Aloud umfasst verschiedene Facetten ihrer künstlerischen Praxis – von frühen Textarbeiten, Videotext-Gedichten, Publikationen und Druckerzeugnissen über Fotografien, Objekte, Objektgedichte und Installationen bis hin zu ihren jüngsten Performances und Kunstwerken im öffentlichen Raum, einschließlich soundbasierter und kollektiver Aktivierungen. De Barros erweitert unser Verständnis und unsere Erfahrung von Sprache, indem sie den Ansatz des „Verbivocovisual“ ins 21. Jahrhundert überträgt. „Verbivocovisual“ ist ein Neologismus, der von James Joyce geprägt und später von der Konkreten Poesie verwendet wurde. Lenora de Barros bezeichnet den Begriff als Leitmotiv ihrer Arbeit, indem sie das Zusammenspiel zwischen dem Verbalen, Vokalen und Visuellen auf verschiedenen Ebenen auslotet und dabei jegliche Hierarchie oder Einschränkung unterwandert. „Ich habe mich buchstäblich dazu entschieden, aus dem Raum der Seite herauszugehen, um in den freien Raum aufzubrechen“ (de Barros, 2018).

So ist auch die Ausstellung als ein Netzwerk verschiedener thematischer Räume konzipiert (Bibliothek, Kaleidoskop, Labyrinth oder Radiostation), die zu einer multisensorischen, non-linearen und partizipativen Erfahrung einladen und die Grenzen zwischen Kunst und Poesie auflösen. To See Aloud zeigt eine Vielzahl von Werken aus den 1970er Jahren bis heute, darunter so zentrale Arbeiten wie Poema (Poem) von 1979 – fotografiert von Fabiana de Barros – , als eine Liebesgeschichte zwischen der Sprache und der Zunge, oder ONDE SE VÊ (Where you can see) von 1982 mit visuellen Gedichten in Form von frühen Videotexten. Die Videotexte werden zum ersten Mal in ihrer ursprünglichen Technik reaktiviert. Mínimo Som Mínimo (minimum sound) verkörpert den Versuch, sich durch die Wiederholung eines Fragments, eines Klangsplitters, einem Ur-Ton zu nähern und wurde 1983 als visuelles Gedicht sowie später als Soundperformance realisiert. Ping-Poema ist der Titel einer Serie von Arbeiten aus Objektgedichten, Soundinstallationen und Fotoperformances der 1990er Jahre, in denen der Tischtennisball zum Träger und Sound-Interpreten von Texten wird. Spätere Arbeiten beziehen andere Elemente des Spiels wie Schläger und Platten mit ein und treten so in einen Dialog mit dem russischen Konstruktivismus.

Die Foto- und Videoperformance NÃO QUERO NEM VER (I DON’T WANT TO SEE NOTHING, 2005) ist eine Annäherung an die weibliche Subjektivität und setzt sich zugleich kritisch mit stereotypen weiblichen Tätigkeiten wie dem Stricken auseinander. Der Bibliotheksbereich der Ausstellung enthält Publikationen und Texte von Lenora de Barros sowie seltene Drucksachen und Kataloge zum Kontext der brasilianischen Konkreten Poesie mit der Gruppe Noigandres als wegweisendem Kollektiv, das auch de Barros’ künstlerische Praxis frühzeitig beeinflusste – neben weiteren konkreten und intermedialen Künstler:innen aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Foto: Felix Gruenschloss

Termine

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Ausgewählter Termin
von Karlsruhe / CC BY-SA
03.06.2025
Diese Veranstaltung wird präsentiert mit freundlicher Unterstützung der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg.

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