Die Gruppenausstellung
Plants_Intelligence
mit Werken von Sabian Baumann, Ursula Damm, Kyriaki Goni, Ingela Ihrman, Jochen Lempert (eingeladen von Christiane Meyer-Stoll), Julia Mensch, Mathilde Rosier, Una Szeemann und Zheng Bo
im Atrium des Kunstvereins schließt an Stefan Bertalans radikale Wertschätzung von Pflanzen an. Alle gezeigten zeitgenössischen künstlerischen Positionen verstehen
Pflanzen als handlungsmächtige Wesen, als Gefährt:innen und Verwandte
der Menschen.
Wie gehen Künstler:innen heute mit unserer Abhängigkeit von, Verwandtschaft mit und Liebe zu Pflanzen um? Wo sind die Schnittstellen? Wie begreifen und gestalten sie vegetabile Handlungsmacht und Intelligenz?
Über Jahrtausende (wenn nicht Jahrmillionen) miteinander gewachsen, sind die Beziehungen zwischen Menschen und Pflanzen alt und eng (sogar gewisse Gene und Botenstoffe sind sich ähnlich). Aber in unserer vorherrschenden Kultur zählt das alles nichts: Zumeist übersehen, sollen sie uns nur Nahrung, Kleider, Treibstoff oder Dekor liefern – und ansonsten nicht weiter auffallen. Doch Pflanzen sind intelligente Wesen: Sie haben Wünsche und Intentionen, kommunizieren und agieren, sind flexibel und lösen Probleme. Eingebettet in spezifische Orte scannen sie unaufhörlich ihre Umgebung. Sie können zwar nicht davonlaufen, wenn Dinge für sie suboptimal werden, aber sie passen ihre Form den sich ändernden Gegebenheiten an. Kurzum, Pflanzen versuchen zu gedeihen und setzen dafür diverse gestalterische Mittel ein. Sie sind Gestalter:innen. Aber auch Schwellenwesen, Energiewandler:innen, Transformer: vollkommen erdverbunden, ragen sie gleichzeitig in den Äther hinein und verwandeln volatile Stoffe in Nahrung.
Die in der Ausstellung versammelten Künstler:innen interessieren sich für Pflanzen und ihre Strategien und setzen sie in einen übergreifenden Kontext. Damit ist auch das Ziel dieses Projektes benannt: Mit der Behauptung, dass Pflanzen aktive und intelligente Gestalter:innen ihrer Existenzweisen sind, wird für die Anerkennung anderer, mehr-als-menschlicher Formen von Existenz plädiert. Es wird gezeigt, dass Kunst eine wichtige Rolle in diesem Prozess spielt: Schon das regelmäßige und genaue Beobachten und Übersetzen bestimmter Pflanzen und ihrer Zusammenhänge via Zeichnung, Video, Malerei, Skulptur, etc. kann unsere Sensibilität ökologisieren und die Wichtigkeit der beobachteten Wesen anzeigen. Die ausgewählten Arbeiten kreisen um mögliche Schnittstellen, gemeinsame Schwerpunkte und Methoden mit Ștefan Bertalan, wie beispielsweise das körperliche Eintauchen gepaart mit wissenschaftlichem Observieren (von Amaranth: Julia Mensch), rechnerisches Experimentieren mit (Ausbreitungs)Mustern (von Flechten: Ursula Damm), Verqueerungen kategorialer Hierarchien (Sabian Baumann), psychologisch-spirituelles Transformieren materiell-atmosphärischer Körper (Una Szeemann) sowie die Weise, wie pflanzliche Körper Raum bilden (in direkte Anlehnung an eine Zeichnung von Stefan Bertalan: Jochen Lempert).
Kuratiert von Yvonne Volkart und Anja Casser
Ausstellung und Veranstaltungsprogramm sind eine Kooperation zwischen dem Badischen Kunstverein Karlsruhe und dem Forschungsprojekt
(2021–2025) von Yvonne Volkart, Felipe Castelblanco, Julia Mensch und Rasa Smite. Es wird vom Schweizerischen Nationalfonds finanziert und vom Institut Art Gender Nature der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW Basel durchgeführt.
Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Badischen Kunstvereins zu sehen