Ob auf Streuobstwiesen, an Wegrändern, auf Brachen, in Gärten oder auf mageren Wiesen – vielerorts zirpt und hüpft es an sonnigen, trockenen Tagen. Wer aufmerksam lauscht, kann den vielstimmigen Gesang der Schrecken und Grillen hören. Von den 70 Lang- und Kurzfühlerschrecken im Südwesten sind zwei bereits ausgestorben und 39 gefährdet (Rote Liste 2022). Während wärmeliebende Arten, darunter auch die Gottesanbeterin, vom Klimawandel profitieren, verschwinden andere, die auf besondere Lebensräume wie Trockenrasen oder Feuchtwiesen angewiesen sind. „Folgen Sie dem Heuschreckengesang und Sie erleben große Luftsprünge, lautes Zirpen und eine große Vielfalt kleiner Insekten“, rät Alexandra Ickes, Artenschutzreferentin beim NABU Baden-Württemberg. Doch Vorsicht: Die Schrecken sind schreckhaft – werden sie durch schnelle Schritte gestört, verstummen sie, lassen sich fallen oder fliegen sogar ein Stück weit davon.
Nicht zu sehen, aber zu hören: Grillenzirpen ist oft der „Gesang“ männlicher Heuschrecken. Viele Arten haben ihren eigenen Rhythmus und Klang und lassen sich so unterscheiden. Sie reiben im Allegro ihre Hinterbeine an den Flügelkanten oder seitlich am Körper oder auch beide Flügel aneinander und erzeugen so ganz spezielle Laute. „Die Tiere nutzen ihren Körper als Resonanzraum, um weit hörbar zu sein und so eine Partnerin anzulocken – das ist Dating mit Körpereinsatz“, erklärt Ickes. Aber es gibt auch andere Musizier-Methoden: Die Eichenschrecke etwa trommelt mit ihren Füßen auf Blätter, während andere Arten mit den Mundwerkzeugen knistern.
Das Grüne Heupferd gehört zu den imposantesten Heuschreckenarten in Baden-Württemberg mit etwa vier Zentimetern Körperlänge und einem kräftigen Biss, wenn man es ärgert. „Bei Insektenbesuch in der Wohnung fängt man verirrte Heuschrecken am besten mit einem Glas und setzt sie vorsichtig nach draußen“, rät Ickes. Neben dem Heupferd mit seinem eindrucksvollen Legestachel sind auch Roesels Beißschrecke und die Gemeine Strauchschrecke in der Stadt häufig zu finden. Manche Arten sind tagaktiv und nur bei Sonne zu hören. Andere, wie Feldgrille oder Weinhähnchen, hört man bis tief in die Nacht. Der Gemeine Grashüpfer ist die wohl häufigste Heuschreckenart bei uns, sie ist auf Wiesen zu finden.
Heuschrecken zeigen intakte Lebensräume an. Die besten Chancen, sie zu entdecken, hat man je nach Art in hochgrasigen Wiesen, an natürlichen Wegrändern, auf Brachflächen, aber auch in naturnahen giftfreien Gärten. Biologin Ickes hofft auf viele Menschen, die ihren Garten zum zirpenden Paradies machen: „Beginnen Sie jetzt, lassen Sie Gras-Inseln wachsen und über den Winter stehen. Solche Bereiche ziehen nicht nur Heuschrecken an, die je nach Art ihre Eier auch an Pflanzenstängeln ablegen. Auch andere Insekten und ihr Nachwuchs überwintern dort.“