In Hemsbach steigt die Vorfreude auf die Kerwe, die in einer Woche beginnen soll. Nach den vielen Anschlägen und Amokfahrten, die es anlässlich diverser Feste gab, hat die Stadtverwaltung ihr Sicherheitskonzept überarbeitet und ergänzt. Man wolle Kerwebesuchern ein hohes Maß an Sicherheit liefern, sagt Bürgermeister Jürgen Kirchner. „Die Menschen sollen in Ruhe feiern können.“
Ein Sicherheitskonzept für die Kerwe – das gab es schon immer. „Wir haben es in den letzten Jahren immer angepasst“, sagt Kirchner. So habe man auf Vorfälle reagiert. Doch die Taten wie beispielsweise die Amokfahrt auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt 2024 haben eine Sensibilisierung hinterlassen. Und mehr als das. Sie haben auch die Notwendigkeit zur Erweiterung des bisherigen Konzepts mit sich gebracht. Das beinhaltet die Ausweitung der Sperrung von Zufahrtsstraßen an allen Kerwetagen. Zum Einsatz kommen hierbei IBS-Behälter, die mit einer Tonne Wasser gefüllt werden. Je nach Straße können ein oder mehrere Gefäße aufgestellt werden. Sind es mehrere, werden sie mit Stahlseilen verbunden. So sollen Fahrzeuge gebremst oder auch zum Stillstand gebracht werden. Mehrere Kommunen haben die Behälter bereits angeschafft. Ziel ist, sagt Kirchner, dass man sich untereinander aushilft. So müsse keine der Gemeinden oder Städte die Gesamtmenge parat haben.
Die Absperrung der Zufahrten an den einzelnen Kerwetagen erfolgt laut Kirchner zwei Stunden vor Öffnung der Kerwe. „Dann werden die Stahlseile gespannt und es kommt keiner mehr rein oder raus“, erläutert er. Einzig für Rettungskräfte oder bei einer notwendigen Flucht werden die Stahlseile aufgeschlossen. Vereine sind daher aufgefordert, ihre Logistik entsprechend zu planen. Anwohner der gesperrten Straßen sollten derweil bedenken, dass sie, wollen sie während des Trubels mit dem Auto ungehindert unterwegs sein, eine andere Abstellfläche als die eigene Hofauffahrt aufsuchen müssen. „Wir werden Ausweichparkplätze zur Verfügung stellen“, sagt Kirchner und verweist auf ein Schreiben, das die Anwohner rechtzeitig vor Beginn der Feierlichkeiten erhalten.
Erweiterte Absperrungen wird es zudem am Sonntag vor und während des Umzugs geben. „Wir sind in Gesprächen mit den Landwirten“, sagt Kirchner diesbezüglich. Durch sie sollen Zugmaschinen zum Einsatz kommen, die die zusätzlichen Straßen absichern. Die werden – im Gegensatz zu den mit Gefäßen gesicherten Straßen – direkt nach dem Umzug wieder freigegeben.
Es sind aber nicht nur die bereits stattgefundenen Taten, die zu einem Überdenken der Sicherheit beitragen. Auch ein Neudenken ist erforderlich. So haben die Verantwortlichen auch einen Blackout – also einen kompletten Stromausfall – in ihre Überlegungen eingeschlossen. „In dem Fall gibt es eine Notbeleuchtung und der Rathausplatz wird komplett beleuchtet“, sagt Kirchner. Diese Maßnahmen sollten einer möglichen Panik entgegenwirken.
Bei all dem, was Stadt und Rettungskräfte sich überlegt haben, ist aber auch klar: Eine einhundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. „Die kann es nicht geben“, macht der Bürgermeister deutlich. Dazu müsste man zu sehr in die Feierlichkeiten eingreifen. „Aber wir wollen ja das Kerwegefühl behalten“, so Kirchner. Er wirbt zudem um Verständnis für die bis hierin geplanten Maßnahmen, die die Stadt ergreifen will. Es sei kein Triezen seitens der Verwaltung, vielmehr sei man aufgefordert, sie umzusetzen. Für die Folgejahre würden diese weiterentwickelt werden. Früher, so schiebt der Bürgermeister nach, sei man mit fälligen Anpassungen gut gefahren. „Die Zeiten sind vorbei“, macht er deutlich, dass die Anschlagserfahrungen das Sicherheitskonzept vorerst immer aufs Neue auf den Prüfstand stellen werden. (cs)
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