Bei der sechsten öffentlichen Wahl des NABU und seines bayerischen Partners Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) haben insgesamt 184.044 Menschen mitgemacht – ein neuer Rekord. 81.855 (44,5 Prozent) der Stimmen entfielen dabei auf das Rebhuhn, 49.011 (26,8 Prozent) auf die Amsel, 23.352 (12,7 Prozent) auf die Waldohreule, 21.556 (11,7 Prozent) auf die Schleiereule und 8.270 (4,5 Prozent) auf den Zwergtaucher.
„Das war eine Mega-Wahlbeteiligung! Wir freuen uns sehr, dass Vögel und die Natur so viele Menschen begeistern“, sagt NABU-Vogelschutzexperte Stefan Bosch. „Mit dem Rebhuhn ist ein auch in Baden-Württemberg stark bedrohter Vogel gewählt worden, der es trotz hoher Sympathiewerte nach wie vor schwer hat“, so Bosch.
In Baden-Württemberg setzt sich der NABU daher seit zwei Jahren im Rahmen des bundesweiten Projekts „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“ dafür ein, dem hübschen Hühnervogel wieder mehr zusammenhängende Lebensräume zu bieten. Wo es artenreiche Blühbrachen oder lichte Ackerflächen, ausreichend breite Blühstreifen, gut gepflegte Niederhecken sowie Kleinstrukturen wie Feldraine oder Böschungen gibt, ist das am Boden lebende Huhn zuhause. Das tolle an Rebhuhn-Maßnahmen ist, dass auch viele andere Arten im Offenland profitieren, von der Wildbiene bis zum Feldhasen“, betont NABU-Projektleiterin Dominique Aichele.
Einst häufig und weit verbreitet in der Agrarlandschaft, ist sein Bestand zuletzt stark eingebrochen: ein Minus von gewaltigen 82 Prozent zwischen 1995 bis 2020 rechnet die Ornithologische Gesellschaft für Baden-Württemberg vor. „In einer Agrarlandschaft, in der fast jeder Quadratmeter als Anbaufläche genutzt wird und Kleinstrukturen oder extensiver genutzte Ackerflächen fehlen, findet das Rebhuhn zu wenig Nistplätze und kaum Nahrung. Besonders schädlich: Insektizide und fehlende Blühflächen. Agrarflächen ohne Insekten sind tote Flächen für Rebhuhnküken“, erklärt Aichele. „Im Südwesten mit seiner kleinteiligeren Landwirtschaft sind die Voraussetzungen noch vorhanden, damit sich das Rebhuhn wieder ausbreiten kann“, ist sie überzeugt. Dies zeigen auch Flächen in den Modellregionen des Rebhuhnprojektes im Landkreis Tübingen und im Raum Fellbach.
Das bundesweite Rebhuhnmonitoring bestätigt die dramatische Situation im Südwesten: „Außerhalb der Projektgebiete sind viele Feldfluren im Ländle aktuell noch rebhuhnfrei“, so Aichele. Damit Rebhühner im Südwesten wieder vermehrt eine Heimat finden, werben NABU und Landesjagdverband bei Landwirtinnen und Landwirten um mehr Vielfalt auf Wiesen und Äckern. Studien zeigen: Würden zehn Prozent der Äcker naturnah und pestizidfrei bewirtschaftet, würde die Vielfalt an Feldvögeln und anderen auch für die Landwirtschaft nützlichen Tieren, wie bestäubenden Insekten, wieder steigen. Bleibt zu hoffen, dass die im Biodiversitätsstärkungsgesetz des Landes vorgesehenen zehn Prozent Rückzugsräume, sogenannte Refugialflächen, auch in Ackerlandschaften bald Realität werden. Dies würde auch der Rebhuhn-Population zugutekommen und die Art wäre in Baden-Württemberg nicht länger vom Aussterben bedroht.
Rebhühner (Perdix perdix) gehören zu den Hühnervögeln, die ganzjährig bei uns leben. Auf dem Rücken sind sie vorwiegend braungrau marmoriert, ihre Brust ist grau und das Gesicht orangebraun gefärbt. Die männlichen Rebhühner lassen in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden ihren Revierruf hören, ein raues „kirräck“. Rebhühner brüten in dichtem Gebüsch und Hecken. Darum kann es schwierig sein, sie zu entdecken. Am besten sind sie an Feldrändern und -säumen zu beobachten, da dort die Vegetation nicht zu hoch ist. Erwachsene Rebhühner ernähren sich vorwiegend pflanzlich. So fressen sie grüne Pflanzenteile, Körner oder Samen, ab und zu auch kleinere Insekten. Jungtiere ernähren sich in der ersten Zeit hauptsächlich tierisch. Der „Vogel des Jahres“ wurde in Deutschland erstmals im Jahr 1971 gekürt. Seit 2021 wird er durch eine öffentliche Wahl bestimmt. Wegen des starken Rückgangs kürte der NABU das Rebhuhn bereits 1991 zum Vogel des Jahres.
→ Zum Vogel des Jahres (NABU)
→ Zum Rebhuhn-Schutzprojekt in Baden-Württemberg