Das Glück hat zwei Flügel, ruft schrill aus heiterem Himmel und fliegt spektakuläre Manöver. Wer in diesem schnakenreichen Sommer Mauerseglern unterm Dach beheimatet hat, kann sich glücklich schätzen, wie Rudi Apel vom NABU Görwihl. Sie finden unterm Dachspitz seines Hauses in neun Metern Höhe eine eigens für sie gebaute Unterkunft. Weil sich die ersten der gefiederten Sommergäste schon verabschiedet haben, jagen statt eines Dutzends nur noch eine Handvoll Segler über Wiese, Teich und Regentonne nach Insekten.
Doch Apus apus bleibt seinem Nistplatz treu und kommt auch nächstes Jahr wieder. Anbauen lohnt sich also. „Wer jetzt für die nächste Schnakensaison vorbeugen möchte, sollte Vogelnistkästen aufhängen und den Garten naturnah, insekten- und vogelfreundlich gestalten. Denn das hilft allen Insektenjägern – und damit auch uns“, sagt Apel.
Mauersegler sind Meisterflieger, sie verbringen den Großteil ihres Lebens in der Luft, ihre Muskulatur ist trainiert. Trotzdem ist die Reise bis nach Äquatorialafrika kein Urlaubsflug für die Langstreckenzieher – sie ist lang, anstrengend und voller Gefahren. Trockenheit sowie Hitze, Wüstenbildung, Regenwaldrodung und nicht zuletzt die Jagd durch Menschen oder Greifvögel kann für Zugvögel bedrohlich werden. „Aufgrund des Klimawandels hat sich die Zugzeit verschoben: Mauersegler kehren im Schnitt bis zu zwei Wochen früher zu uns zurück und reisen einige Tage später ab. Die Witterung scheint ihnen einen längeren Aufenthalt zur Brutzeit in unseren Breiten zu bescheren“, vermutet der NABU-Vogelexperte Stefan Bosch.
Im August und September ist die Hauptreisezeit der Vögel. Den Startimpuls zum Abflug geben genetische Informationen, die abnehmende Tageslänge und das schwindende Nahrungsangebot. Die Mauersegler gehören zu den ersten Brutvögeln, die Baden-Württemberg jetzt, Ende Juli, verlassen. Sie versorgen zwischen Mai und Juli eine Brut und fliegen danach gen Süden.
Für durchziehende Vogelarten aus Nord und Ost, wie Mäusebussard, Turmfalke, Kiebitz oder Haus- und Gartenrotschwanz, ist Baden-Württemberg ein wichtiger Rastplatz. Sie profitieren hier von naturnahen Landschaften, wie Wiesen, Feuchtgebieten, Äckern und Seen. Nach dem Mauersegler kehren uns im August Wendehals und Waldlaubsänger, Uferschwalbe und die kleine Gartengrasmücke den Rücken. Viele Schwalben brüten zwei- bis dreimal und versorgen noch hungrig bettelnde Jungvögel im Nest – Rauch- und Mehlschwalbe verlassen uns daher erst im September.
Wo kein Heim, da kein Vogelnachwuchs. Wer jetzt sein Haus renoviert und durch Isolation oder Dachsanierung in den Klimaschutz investiert, sollte Nistplätze für Arten, wie Mauersegler und Mehlschwalbe, gleich mitplanen. Und auch ohne Renovierung gilt: Schaffen Sie Platz für Gebäude bewohnende Vogelarten! Mauersegler sind auf der Vorwarnliste der Roten Liste, weil die wendigen Flieger mit den sichelförmigen Flügeln zu wenige Nistplätze in luftiger Höhe finden.
Der NABU ruft daher Vogelfreundinnen und -freunde, Kommunen, Unternehmen und Vereine auf, an ihren Gebäuden mehr Wohnraum für Gebäudebrüter zu schaffen. „Nutzen Sie die Zeit bis zur Rückkehr der Mauersegler kommenden April, um die Tiere durch Nisthilfen und blühende, naturnahe Grünflächen mit ausreichendem Insektenangebot zu begrüßen“, rät Bosch.